laut.de-Kritik
Come closer!
Review von Amelie KöpplMit Langspielern wie "Waste", "Again" oder "Fuck You" hat sich die Londoner Formation auch außerhalb ihrer Heimat einen Namen gemacht. Ganz nach dem Vorbild diverser britischer Liebhaber verzerrter Sounds wie Massive Attack oder UNKLE, bleiben sie bis heute ihrer Experimentierfreude treu und veröffentlichen mit "With Us Until You're Dead" ihr siebtes Studioalbum.
Im Laufe der elf Tracks geben Archive neue Ideen zum Besten, die sich scheinbar immer mehr von ihrem strengen Progressive-Image entfernen. "Wiped Out" geht mit sphärischer Melodik an den Start und eröffnet noch zurückhaltend ein neues Kapitel. Wehklagende Rufe werden von düsteren Riffs und Trommelschlägen begleitet und verlieren sich in fast triumphalen Klängen.
Aber auch nur fast, denn in Windeseile schrauben sich die Synthies nach oben, bis sie von einem immer wiederkehrenden "Come closer!" wieder eingefangen werden. Kurz darauf machen monotone Riffs sämtliche Harmonien dem Erdboden gleich. Und noch bevor das Spiel von neuem beginnt, drehen Archive im letzten Kapitel von "Interlace" ordentlich an den Reglern.
Der nächste Track namens "Stick Me In My Heart" lässt dagegen ein wenig an Einfallsreichtum vermissen. Außer ein paar zackigen Breaks ab der dritten Minute gibts hier nicht viel zu holen. Es scheint, als würden Archive hier noch einmal tief Luft holen, bevor es ans Eingemachte geht.
"Violently" bäumt sich nämlich konsequent von der ersten Sekunde zum absoluten Earcatcher auf, mit leidenschaftlichem Frauengesang, der zwischen stillen Echos und 8bit-Sounds eine elegante Gradwanderung durchläuft. Kräftige Beats, wirre Riffs und klassische Streichereinlagen vollführen geradezu einen Soundsalto der Extraklasse. Denn was auf den ersten Blick sämtliche Rezeptoren des menschlichen Gehörs überfordert, entpuppt sich als eindrucksvolles Kunstwerk des Trip Hop-Genres.
Ein weiteres Schmankerl bietet die Band mit "Twisting". Was nach knapp zwei Minuten ein wenig an Muse erinnern mag, verliert sich schließlich in kaum mehr definierbaren Einzelheiten. Mit träumerischer Endlosigkeit wie in "Calm Down" oder dem staccatogetriebenem "Hatchet" geben Archive ihrem Album einen angenehm gediegenen Kontrast. Nur überschwänglich ausgearbeitete Arrangements würden sonst wohl schnell den Rahmen des Hörbaren sprengen.
So abgerundet bleibt "With Us Until You're Dead" eine von allen Seiten temporeiche Platte, mit der die Londoner erneut einen Stein im Brett der wummernden Beats und wuchtigen Experimenten platzieren.
5 Kommentare
Find ich gut! Rezi nur etwas kurz.
Na ja, hab mir die Platte jetzt schon ein paar mal angehört, kann mich nicht richtig dafür erwärmen. ziemlich langweilig und blutleer, sounds tönen teilw. aufgewärmt.... m.E.schwächer wie die letzten platten
Ich mag die Platte. Halt was anderes. Aber das ist bei Archive immer so. Neue Platte, neuer Stil.
Yup, neue Platte, neuer Stil.
Bisher hat es immer irgendwann gezündet, ich mach mir also noch keine Sorgen, dass "WUUYD" nach zwei Hördurchgängen zunächst noch so an mir abperlt...
Konsequent entwickelt die Band von Album zu Album ihren Stil weiter, jedes Album ist anders und trägt doch die erkennbare Handschrift. Wieder ein gelungenes Werk!