laut.de-Kritik

Dirty-Talk zum Einschlafen.

Review von

Willkommen in Arianas stabiler Beziehungskiste: Grande begleitet durch "Positions" entweder als kleines Kätzchen, das sanft schnurrt und mit großen Knopfaugen ganz lieb in die Kamera blinzelt, oder, als Raubkatze verkleidet, ein bisschen anrüchig, dirty Zeilen über den Klangteppich haucht.

Das Album entstand, als sich die Sängerin mit ihrem Freund in Quarantäne befand. Das erklärt vielleicht, warum sich jeder Song um ihre Beziehung dreht, inklusive aller Ängste, Probleme und sexueller Lüste, die sich in der Intimität der Isolation abgespielt haben könnten. Die Umstände des Entstehungsprozesses waren weniger dramatisch als die der Vorgänger-Longplayer.

Die Sängerin steht zwischen zwei Images. Ihre Karriere begann als Teeniestar auf Nickelodeon. Später versuchte Ariana mit "Dangerous Woman" oder "Thank U, Next" aus ihrer braven Mädchenrolle auszubrechen. Dafür benutzt sie poppige R'n'B-Nummern, die sie emanzipiert und sexy inszeniert und die ein Statement für junge Mädels setzen sollen. Diese Auseinandersetzung bringt daher immer wiederkehrende Themen mit sich, sodass sich auch ihr neues Album inhaltlich im Kreis dreht.

Der erste Streich mit "Positions" und dem dazugehörigen Video, das für Furore gesorgt hat, gelingt ihr durchaus. Eine schön Popnummer trifft dort auf Szenen von Grande als US-Präsidentin, umgeben von Frauen diverser Ethnien. Kurz vor den Wahlen spielt sie mit diesem politischen Video auf Ungleichheiten in der US-Regierung an.

"Shut Up" beamt einen in einen dieser Musicalfilme à la "Pitch Perfect" oder in die Serie "Glee". Die orchestrale Unterstützung untermalt nicht nur diesen Track, sondern zieht sich durch die ganze LP. Die Streichersektion verschwimmt allerdings leider regelmäßig in der Abmischung der Kompositionen.

Ein Gitarrenriff nach King Krule-Manier eröffnet "My Hair", auf dem Ariana ihren Angebeteten auffordert, sie beim Sex an ihren Haaren zu ziehen: "Know this ain't usually mе, But I might let it down for ya (Mmm)." Andererseits zeigt diese Zeile Vertrautheit und Verletzlichkeit, denn ihr Zopf ist ihr Markenzeichen und bietet ihr zugleich eine Sicherheit. Wenn sie sich jemandem öffnet, zeigt sie sich ohne ihre Flechtfrisur.

Aber Ariana will noch mehr: "Don't wanna wait on it / Tonight, I wanna get nasty (Yeah, yeah) / What you waitin' for? (What you waitin' for?) / What you waitin' for? / Don't wanna wait on it", gibt sie auf "Nasty" von sich und fordert ihren Partner damit zum Liebesakt auf. Auch auf "34+35" erklärt Ariana, was sie sonst noch gerne mag: "Can you stay up all night? Fuck me 'til the daylight. Thirty-four, thirty-five", eine Anspielung auf die Sexualpraktik '69'.

Orientalische Rhythmen auf "Love Language" bringen einen dazu, ein bisschen mitzugrooven. Der Text erzählt vom Konzept 'Fünf Sprachen Der Liebe' von US-Paarberater und Autor Gary Chapman, der sagt, dass jeder seine Liebe unterschiedlich zeigt, zum Beispiel mit Worten, Taten oder Geschenken. Im Song versucht Ariana herauszufinden, welche Sprache der Liebe ihr Partner spricht.

"Pov" klingt wie eine Ballade im Stil von Mariah Carey oder Whitney Houston und betont Grandes Engelsstimmchen. Sie wünscht sich, sich selbst genauso sehen zu können, wie ihr Freund sie sieht, um zu verstehen, warum er sie so sehr liebt.

Das Popsternchen hat sich für seine Platte Hilfe geholt. Doja Cat erfüllt "Motive" mit einem krächzigen Rap-Part auf Dance-Beats. Der Sound bringt ein bisschen Schwung in die ganze Sache. The Weeknd, fährt solo aktuell eher den 80s-Trip, den er auf "Off The Table" leider abgelegt hat und statt dessen mit Ariana eine erotisch, schnulzige Soft-Pop-Nummer hinlegt. Die Kollabo "Safety Net" mit Ty Dolla Sign schlägt in eine ähnliche Kerbe, jedoch mit mehr R'n'B-Einfluss.

Der Titel "Positions" passt dahingehend, dass Grande in einer offenbar sehr glücklichen Beziehung mit dem Immobilienmakler Dalton Gomez lebt und womöglich in der gemeinsamen Zeit schon verschiedene Positionen eingenommen hat. Als reife Frau oder als sexy Betthäschen, wie die Lyrics der vielen sexuell aufgeladenen Tracks vermuten lassen.

Es macht den Anschein, als sei die Verbindung der beiden schon zum Alltag geworden. Die erste Verliebtheit ist weg und Routine tritt an ihre Stelle. "Positions" kommt entsprechend etwas öde und langweilig daher, so wie diese jungen Paare, die irgendwann nicht mehr mit zum Feiern gehen, weil man sich in der Beziehung quasi zur Ruhe gesetzt hat.

Die Midtempo-Nummern kommen nicht richtig aus dem Quark, trotz zahlreicher Wortspiele in erotischen Sphären. Grande liefert keinen Totalausfall, aber auch nur wenige Höhepunkte und keine großen Hits. Der Sound der Platte klingt zudem in seiner Unauffälligkeit geradezu lahm.

Trackliste

  1. 1. Shut Up
  2. 2. 34+35
  3. 3. Motive (feat. Doja Cat)
  4. 4. Just Like Magic
  5. 5. Off The Table (feat. The Weeknd)
  6. 6. Six Thirty
  7. 7. Safety Net (feat. Ty Dolla Sign)
  8. 8. My Hair
  9. 9. Nasty
  10. 10. West Side
  11. 11. Love Language
  12. 12. Positions
  13. 13. Obvious
  14. 14. Pov

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13 Kommentare mit 20 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Und sowas hört sich... wer an?

  • Vor 3 Jahren

    Mir fehlt auch was an dem Album. Nämlich Max Martin. Kein Song erreicht die Qualität von Göttergaben wie "no tears left to cry", "god is a woman", "dangerous woman" oder "bad idea" und "ghostin" vom letzten Album. Ganz nett find ich nur pov und den Schweinkramsong 34+35. Das ist zu wenig. 2/5

  • Vor 3 Jahren

    Positions ist meiner Meinung nach das "schwächste" Album von Ariana Grande nicht falsch verstehen ich finde Positions ist ein gutes Album allerdings ist es nichts neues und ich wünsche mir das Ariana mal ihren Stil ändert es ist halt nach Sweetener und Thank u next nichts neues sondern die schlechte Kopie von Thank u next naja vielleicht sind auf dem nächsten Album ja ein paar weniger Dance Tracks und ein paar mehr Balladen drauf denn "pov" ist mit Abstand der stärkste Song vom Album