laut.de-Kritik
Von alleine hören die wahrscheinlich nie auf.
Review von Matthias Manthe"Diese Band lebt vom Image, nicht von der Musik. Dessen Gewicht zeigt beispielhaft die Danksagung an die Stylisten für das 'Wunderschön-aussehen-lassen'." Die Worte von Kollege Stetter, dem vor zwei Jahren die Aufgabe zuteil wurde, das sechste Backstreet Boys-Album "Unbreakable" zu diskutieren, treffen den (offenbaren) Nagel auf den Kopf: Warum eine Veröffentlichung als Musikgegenstand verhandeln, wenn die doch gar nicht Anliegen der "Künstler" ist? Stattdessen werden Nick, Brian, A.J. und Howie in den Liner Notes als "Performer" geführt.
Ihre Hauptaufgabe als Boygroup mit nunmehr 16 Jahren Vergangenheit lag nie in der Kunstproduktion, sondern stets in reiner Repräsentation und Projektionsfläche für (prä-, dann post-)pubertäre Hormonwallungen. Daran ändert selbstverständlich auch der dritte Longplayer nach dem Comeback 2005 nichts.
Im Gegenteil, das Booklet geriert sich wie eh und je als Platzhalter für ein ganzes Zugabteil angesagter Chartspop-Produzenten und –Songwriter. Die Labelverantwortlichen beriefen etwa RedOne ins Studio, als Macher von "Poker Face" und "Just Dance" entscheidend mitverantwortlich für den Durchbruch von Lady Gaga.
Demzufolge fallen die durchaus catchy MOR-Rockgitarren von "Unbreakable" wieder weg, sie finden Ersatz in mit viel heißer Luft aufgeblasenen Synthiebässen und anderen Dancepop-Versatzstücken. Dazu greifen die gereiften Herrschaften – Howie als Ältester hat die 36 erreicht – genüsslich zum langsam zurecht verhassten Autotune, um ihren Organen den Anschein der Jugendlichkeit zu verleihen. Ansonsten passiert erwartungsgemäß relativ wenig auf "This Is Us", das A.J. McLean selbst nicht unpassend als "Mix of Pop and R&B" verkauft.
Doch auch abseits fader musikalischer Seelenlosigkeit scheint der Zeitgeist die Backstreet Boys mitsamt ihrer mitgewachsenen Fans endgültig überrollt zu haben. Zwar setzen die Konzeptionisten im Hintergrund sowohl auf hippe Produzenten als auch auf Vampirvideo ("Straight Through My Heart"), doch wirken die Referenzen auf Gaga und "Twilight" lediglich wie eine weitere, beliebig austauschbare Maske.
Die Phantasielosigkeit findet im CD-Artwork seine Konsequenz, das den wie immer in starrem Blick verharrenden Vierer als Kino-Programmpunkt inszeniert, der – siehe Backcover – kein Schwein mehr hinterm Ofen hervorlockt. Der dort abgebildete Kinosaal jedenfalls bleibt komplett leer, und nur ein einziges Foto im Booklet zeigt Menschen im Raum: die Boys selber, wie sie sich mit dröger Miene und in der neuesten Zara-Kollektion ihren eigenen Film reinfahren.
Das Gesamtpaket versprüht so wenig Esprit, dass auch die Plattenfirma demnächst ein Einsehen haben könnte und dem Selbstplagiatismus ein Ende setzt. Es wäre den Backstreet Boys zu gönnen, weil: Von alleine hören die wahrscheinlich nie auf.
27 Kommentare
ey hier, laut.de - schreibt doch mal ne Review zu den Backstreet Boys.
unfassbar..noch immer kein Review zur August burns red...aber zu den BackstreetGays???
Fehlt eindeutig bei den 40 besten Alben der 2000er
backstreet boys ist der fc bayern des musikgeschäfts !
@radius (« backstreet boys ist der fc bayern des musikgeschäfts ! »):
Und du bist die Hertha der lautbar!
Der Erfolg der Backstreet boys kommt nicht von irgendwoher und man muss sie nicht mögen aber wenigstens repektieren. Ich finde das Album gut und wer es nicht mag brauch sich damit nicht beschäfftigen und muss nicht ins internet gehn und rummnotzen, weil das ist wirklich sinnlos