laut.de-Kritik
Swingende Barmusik vom Entdecker der Beatles.
Review von Tobias KrausAm 16. Oktober 2003 wäre Bert Kaempfert 80 Jahre alt geworden. Bert wer? Vielen Jüngeren ist Bert Kaempfert wahrscheinlich kein Begriff mehr. Im Gegensatz zu Frank Sinatra, Elvis oder John Lennon ist der Name Kaempfert leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Dabei gehört "Fips" Kaempfert in die absolute Weltliga der Musikschaffenden des letzten Jahrhunderts, und jeder, dem dieser Name nicht geläufig ist, kennt mindestens ein Dutzend seiner Melodien, die der Mann für andere schrieb oder selbst mit seinem großartigen "Bert Kaempfert Orchester" einspielte.
"Strangers in the Night" stammt genauso aus seiner Feder wie "L.O.V.E", "Blue Spanish Eyes" oder "A Swinging Safari" und er bescherte Weltstars wie Sinatra, Ella Fitzgerald, Shirley Bassey, Duke Ellington, Sammy Davis Jr., Nat "King" Cole oder Herb Alpert internationale Chartbreaker. Es ist unbestritten, dass er als der "Entdecker der Beatles" betitelt werden muss, da er 1961 in Hamburg die ersten Schallplattenaufnahmen mit Lennon und Co. machte.
Allerdings machte Kaempfert nie ein sonderliches oder gar großpuriges Aufhebens um sich, sein Orchester und seine Riesenerfolge. Dass sich seine Musik insgesamt besser verkauft hat als beispielsweise die eines Michael Jackson sagt eigentlich alles über den Stellenwert dieses Komponisten und Orchesterleiters aus.
Und nun kommt zu seinem 80. Geburtstag ein Doppelalbum heraus, auf dem die Aufnahmen seines wohl legendärsten Konzertes in der Royal Albert Hall, London von 1974 zu hören sind. Swing, Easy Swing und Easy Listening sind hier Programm, eine Perle der swingenden "Leichten Muße" nach der anderen wird hier zum Besten gegeben. Perfekt arrangiert, perfekt durch die Top-Musiker umgesetzt und eigens für das Album von seinem ehemaligen Tonmeister neu abgemischt, präsentieren sich Kaempfert und sein Orchester 2003 noch einmal in neuem Glanz.
Sicher werden einige den Sound von Kaempfert als seicht, als "Fahrstuhl-Musik" oder gar als "irgendwie spießig" abtun. Aber Melodien und Arrangements, die sich so lange halten, müssen Qualität haben, und wer behauptet, dass "Strangers In The Night" in fünfzig Jahren in Vergessenheit gerät, liegt mit Sicherheit falsch. Wetten?
Auf "Bert Kaempfert in London - A German Guy Swings" sind nun also viele seiner unzähligen Swing-Hits mit dem, man höre und staune, in den 60er und 70er Jahren wirklich weltberühmten "Kaempfert-Sound" zu hören. Für Easy-Listening-Fans, Liebhaber swingender Barmusik und solche die es werden wollen eine super Scheibe, um auf eine "Swinging Safari" zu gehen. Und wenn es dann nach einem "Tahitian Sunset" und einer "Blue Midnight" plötzlich "Three O'Clock In The Morning" ist, steht der "Moon Over Naples" schon recht tief und man hat endgültig "That Happy Feeling".
1 Kommentar
Einer der besten deutschen Komponisten mit zahlreichen Hits. Sehr tolle handgemachte Orchestermusik mit einem unverwechselbaren eigenen Groove der um längen besser ist als z.B. James Last.