laut.de-Kritik
Als hätten Led Zeppelin sich wieder vereinigt.
Review von Yan VogelNicht einmal ein Jahr nach der Veröffentlichung des BCC-Debüts steht der Nachfolger "2" in den Verkaufsregalen. Midtempo-Smasher wie "Man In The Middle" und "Smokestack Woman", Folk atmende Epen wie "The Battle For Hadrian's Wall", balladeske Hausfrauenkost ("Little Secret") und das flotte, von einem chromatischen Riff angeraute "I Can See Your Spirit" bilden die logische Fortsetzung und haben im Prinzip nur einen Makel: Die Songs klingen so, als hätten Led Zeppelin im Jahr 2011 wieder zusammengefunden und eine wuchtige Platte rausgehauen, die sämtliche Trademarks erfüllt, dabei jedoch kaum Zugeständnisse an moderne Spielarten macht.
Denkt man sich den klassisch-orientalischen Klangrahmen der Marke "Kashmir" weg oder das simple Riff, das "Whole Lotta Love" oder "Immigrant Song" entlehnt scheint, bleibt von "Save Me" nicht viel übrig. Derek Sherinian (Ex-Dream Theater, Billy Idol) versucht gar nicht erst, den turmhohen Riffs eigene Soundberge hinzufügen, sondern verzückt mit nuancierten Streicher- und Hammond-Sounds. Der Solospot im ersten Song "The Outsider", in dem Sherinian mit Bonamassa die Klingen kreuzt, zeigt die technische Beschlagenheit, die jedoch immer songdienlich eingeflochten wird. Jason Bonhams Power-Drumming klingt dabei genau so, wie es der Nachname nahelegt.
Dreh- und Angelpunkt sind die wandelnde Rockröhre Glenn Hughes (Ex-Deep Purple) und die personifizierte Bluesrock-Axt Joe Bonamassa. Seit Jahren schon als Solokünstler erfolgreich, bündeln sie in diesem Projekt ihre Fähigkeiten. Und dann dieses Riff in "Crossfire": simpel, krachig, garstig – dafür würden 99 Prozent aller Gitarristen meucheln.
Das Cover zieren zwei qualmende Schlote, die von Raben umkreist werden. Sicherlich eine Hommage an die mit Black Country im Bandnamen verewigte Stadt Birmingham. Finanziell passen die vier betuchten Granden des Rock sicherlich nicht mehr in das Arbeitermilieu. Aber zumindest transportiert dieses Bild den erdigen und rohen Klang der Platte, deren Produktion erneut Kevin Shirley (Iron Maiden, Dream Theater) erledigte.
Und da es heutzutage wenige Teens gibt, die wissen, dass eine Gitarre nicht aus Plastik besteht und fünf Tasten hat, oder dass Aufnahmen unter 128 Kbit einfach nur scheiße dröhnen, könnte diese Platte als Beispiel für authentischen und facettenreichen Hardrock auf dem Lehrplan jedes Musikunterrichts stehen.
5 Kommentare
Eigentlich gute Kritik, aber wieso nur drei Sterne? Die Platte hat mindestens 4 wenn nicht 5 Sterne verdient. Ein ganz großes Album.
Little Secret hört sich mal sowas von an wie Since i've been loving you von led zep. Nen bisschen mehr hätten sies schon abwandeln können...
habe naiverweise recht große, monolithische hard rock songs erwartet, aber die youtube samples enttäuschen mich auf ganzer linie. selbst drei punkte halte ich für zu hoch. das drumming ist sehr stark und druckvoll, aber der rest klingt wie eine beliebige hard rock band in meinen ohren.
@ catweazel: Jop. Eine beliebige Hardrockband, die nach Led Zep klingt. Aber das Drummingtalent scheint in der Familie zu liegen^^.
Spitzen-Scheibe!
Ordentlich aufgedreht macht es mir morgens doch glatt Spaß, zur Arbeit zu fahren.