laut.de-Kritik
Dieses Album bitte nur in Laufschuhen hören.
Review von Michael EdeleBlessed By A Broken Heart könnten eine ganz neue Fitness-Welle im Metal auslösen. Jetzt nicht mal unbedingt, weil vor allem Sänger Tony Gambino eine sehr sportliche Figur abgibt. Die besitzen schließlich genügend andere Bands, ohne dass man gleich den Endorsement-Deal mit Nike vorschlagen will. Der Fitness-Verdacht hat in dem Fall andere Gründe ...
Nach einem Hitparaden-Intro mit Wolfsgeheul setzen nach und nach Gitarren und Drums ein, um in überraschend heftige Gitarren zu münden. Aber kaum erklingen die Keys, will man nur schreiend das Weite suchen. Wer nicht deswegen rennt, flüchtet vielleicht auch wegen der gurkigen Texte, auf jeden Fall sollte man die Scheibe nur in Laufschuhen hören. Schon beim Opener "She Wolf" ist klar, dass sich die Jungs irgendwie nie einigen können, was sie nun gerade spielen wollen: handelsüblichen Metalcore oder Glam Rock mit düdeligen Keyboards.
"Show Me What You Got" etwa ist im Prinzip typischer Metalcore mit Breakdowns und einem melodischen, fast schon poppigen Refrain, bei dem man das Keyboard einfach nur in die Luft jagen will. Doch der Totalausfall folgt schon stehenden Fußes mit "Move Your Body", das dermaßen widerlich Pop-getrimmt ist, dass man gar nicht weiß, wo man hinkotzen will. Nicht viel besser ist da "To Be Young", bei dem ich schon wieder nah am 8.000-Meter-Lauf bin. Und bei den Keys und dem cheesigen Gerappe vom folgenden "Doing It" häng ich sogar noch einen lockeren Sprint hinten dran.
Wenn man mal von einzelnen, grauenvollen Drum- und Keyboardsounds absieht, wird es gegen Ende des Albums sogar ganz ordentlich. "She's Dangerous" ist gut gemachter Schwanzrock. Aber erst "Blood On Your Hands" geht als erster Song mit starken Melodien über die Ziellinie. Das trifft auch auf die letzten drei Tracks weitgehend zu und macht den Ausklang somit einigermaßen versöhnlich - aber doch irgendwie sportlich.
13 Kommentare
Tut mir leid, aber wenn in eurer Redaktion das Wort Ironie nicht bekannt ist, dann ist nicht mehr zu helfen. "Ein blinder mit `nem Krückstock" ja wohl besser als ihr, dass es sich hierbei um "Spass" handelt. Spass nicht als Verarschung, sondern Spass beim gewollten Mix dieser Stile. In anderen Bereichen sagt man auch gerne, das der "Erfolg jemandem recht gibt", und das trifft hier wohl eindeutig zu. Mit so einer Aussage stellt man sich natürlich aufs freie Feld zum Abschuss (um es gleich vorweg zu nehmen: ja, ich weiß auch, dass man Qualität von Musik nciht umbedingt nach ihrem kommerziellen Erfolg messen sollte/kann/muss).
Aber in diesem Fall geht es nicht darum. Ich habe diese Band schon vor Jahren zum ersten Mal bei Myspace gehört, als sie aus Montreal fast noch nicht rausgekommen sind für Konzerte. Und da waren sie schon genauso drauf. Ein "Hit" wie "Show me what you got", der als ekelig pop-lastig beschrieben wird - was absolut stimmt - ist aber doch keineswegs auf Radio zugeschnitten. Es ist die pure Ironie und Spass am Trash. Wenn sie als "Musiktester" dem nicht zugetan sind, weil es prinzipiel nicht ihre Musik ist, dann ist das ok. Wenn sie aber nicht den Funken Objektivität besitzen um zu erkennen, was der eigentliche Hintergrund dieser Combo ist sollten sie nochmal drüberschauen, reinhören und versuchen zu verstehen.
naja, wenn man das neue album mit dem ersten vergleicht... das erste noch wirklich fieser pre-cleangesangsära-metalcore und jetzt das`?
Also ich finde das Album klasse.
Ich nenne es zwar noch nicht meine Eigen aber die Myspaceseite ist grade auf Powerotation.
Ich finde grade die Keys sehr witzig weil die Band so gewollt kitschige eightieskeys benutzt.
Ich denke er meinte Grunge.
Keine Szene kotzt mich im Moment an wie die Hardcoreszene. Die Attribute, die früher für Hardcore standen, Toleranz, das Wir gefühl und die Kompromisslosigkeit liegen heutzutage begraben. Kaum eine Band polarisiert und provoziert mehr, oft geht es einfach darum, die christlichste/straighteste haste nicht gesehen botschaft, die bösesten albumcovers und die nicht zu letzt die fettesten tattoos zu besitzen. Die Wurzeln von Blessed By A broken Heart liegen im Hardcore und Metalcore. Jedoch schaffen sie im Moment was ich meinze: Sie provozieren mit einem total kitschigen Stilmix, gewollt prolligen Attitüden und tragen dabei auch noch Spandexhosen. Vielleicht liegt es auch an den Texten, die simpel wie auch positiv und lebensbejahend sind und im krassen kontrast zu lyrikern wie converge, norma jean oder as i lay dying stehen, dass sich das gemeine Hardcore-Dickköpfchen oder der true Metalhead auf den Schlips getreten fühlt und BBABH die Szeneideologie so nach strich und faden untergraben. Und das auf einem musikalisch sehr hohem Niveau.
Und da liegt auch meine Kritik an dem Artikel. Mit der bezeichnung "auf Pop getrimmt" kann ich a nichts anfangen und b wird mir der verzweifelte versuch des redakteurs gezeigt, diese band in eine schublade zu stecken.
Meiner meinung nach brilliert diese band mit perfekt produzierten songs, eingängigem, griffigem songwriting. Pedal To The Metal ist ein Partyalbum und mit dieser Einstellung sollten man das ganze betrachten. Es geht auch ohne bedeutungsschwangere Lyrics verschobene Rhytmik oder Straighedge attitüde. Generell seh ich diese Band eher beim Rock am Ring als beim Pressure Fest
Ich weiß ja nicht. Ich finde Move Your Body hat (zumindest, wenn man sich auf einer vollen Tanzfläche befindet) ganz schön viel Stil =)
Werde mal ins Album reinhören...