laut.de-Kritik
Guck, Vin Diesel: So geht "Fast & Furious"!
Review von Dani Fromm"Can you please remind those motherfuckers?" Aber sicher: Seit "Dinner And A Movie" läuft ein Killer frei herum. Brotha Lynch Hung hat den Coathanger Strangla von der Leine gelassen. Weder Blutdurst noch Appetit dürfen als gestillt betrachtet werden. Im Gegenteil: Lynch und sein serienkillendes Pendant erweisen sich als hungriger denn je.
Wem der Hörspiel-Charakter des Auftakts der Trilogie nicht geschmeckt hat, der wird auch am zweiten Gang keine rechte Freude entwickeln. Erneut handelt es sich eher um ein Psychothriller-artiges Gesamtkunstwerk denn um ein Album im klassischen Sinne. Fans kruder Geschichten und Technik-Fanatiker bekommen dafür ein weiteres Mal voll eingeschenkt.
Dass Brotha Lynch Hung einen ausgewachsenen Hau hat, dürfte außer Frage stehen. Ohne gepflegten Dachschaden wäre es schlicht nicht möglich, ein krankes Splatter-Szenario am anderen aus dem Hut zu ziehen. "I Don't Think My Momma Ever Loved Me" - das könnte natürlich Vieles erklären.
Die Lunch Hung'sche Welt kennt nur zwei Farben: Die Schwärze abgrundtiefer Verzweiflung - und Rot, denn das Blut sprudelt wie gewohnt in Sturzbächen. In diesen Tönen zeichnet der Mann, der sich mit Fug und Recht auch "Mannibalector" nennen darf, überaus plastische Bilder. "I'm me ans I'm runnin' this game, run in this game til I'm done in this game" – was hoffentlich noch lange nicht der Fall ist.
Denn Brotha Lynch Hung geht unter die Haut - mit allen Werkzeugen, die gerade verfügbar sind. Her mit der Axt, der Kettensäge, der Pistole, einer Machete oder dem bewährten Kleiderbügel. Der Zweck heiligt die Mittel. "You know the name, I'm insane. Nothin' to fool with." Ich würd' es jedenfalls besser nicht riskieren.
Seine wirksamste Waffe aber ist und bleibt sein im wahrsten Wortsinne mörderischer Flow. "Spit the siccness!", gibt Lynch zusammen mit seinem Komplizen Tech N9ne in "Takin' Online Orders" als Parole aus. Über die komplette Albumdistanz streut er sein Silbenschnellfeuer, spuckt messerscharfe Reime ohne Atempause.
Auch im zweiten Teil des Epos' strickt den Großteil der überaus stimmigen Beats Michael 'Seven' Summers. Auch diesmal regieren melancholisches Piano und schwermütige, unheilschwangere Streicher. Die Kulissen wirken im Vergleich aber noch dichter, das Spiel mit Kontrasten gelingt noch besser.
Ratternde Gewehrsalven treffen auf sakral anmutende Chöre, dazwischen lodert alles verzehrendes Höllenfeuer ("I'm Not Perfect"). Mit hohen Klaviernoten klimpert Summers gleich im "Intro" - das nebenbei den Anknüpfungspunkt an "Dinner And A Movie" birgt - in bester Carpenter-Manier auf jetzt schon zum Zerreißen gespannten Nervensträngen.
"Somebody just got cut" - ach, was! Alles andere hätte mich auch schwer enttäuscht. Der Coathanga Strangla metzelt sich durch den Plot und veranstaltet ein einziges saftiges Schlachtfest. Dem Wursten folgt auch diesmal wieder das Festmahl. "Brand new recipes"? Ehrensache!
Doch zwischendurch wirft Brotha Lynch Hung immer wieder einen Blick in Abgründe, deren Tiefe sich geistig gesunde Menschen vermutlich noch nicht einmal vorzustellen vermögen. "I stay paranoid", so ein Bekenntnis. "I have problems with trust", ein anderes - das auch gleich eine bequeme Rechtfertigung dafür liefert, das Gegenüber gefesselt und geknebelt in den Truck zu werfen. Auf zu neuen Untaten.
Wer sich auf den Coathanga Strangler einlässt, tanzt mit Tod und Teufel Squaredance: "I'm a psycho and I love this lady, but I'm crazy and might kill her or myself." Tja, das nennt man wohl Risiko.
"Coathanga Strangla" liefert - insbesondere im Verbund mit dem unbedingt dazu gehörigen Vorgänger genossen - Stoff für mehr als eine "Therapy Session". Lynchs rasender, abgehackter, nie jedoch strauchelnder oder gar stürzender Vortrag dürfte bei so manchem Kollegen den nackten Neid ausbrechen lassen. Ja, guck, Vin Diesel: So geht "Fast & Furious"!
Phantasievoll ausgetüftelte Geschichten. Beats, die entsprechende Atmosphären schaffen. Gäste, die nahtlos ins kranke Bild passen, dem Hauptakteur und Regisseur des Ganzen aber nicht die Show stehlen. Was will man mehr? Klar: Teil 3! Und jetzt? "Time to eat!"
4 Kommentare
Oha, fast n Monat nach Release also doch ne Rezi zu Coathanga Strangla.
Ne klasse weiterleitung von Dinner and a Movie, einfach n Brett das Album. Sowieso ist im Amerikanischen Raum Lynch Hung zur Zeit ganz klar einer der besten bzw. interessantesten Erscheinungen in Sachen HipHop.
Wenn morgen dann das Big Scoop Album releaset wird, am 7 Juni das neue TechN9ne Album und am 26 Juli das Jay Rock Album, ist klar, dass 2011 ein Srange Music Jahr wird. Vllt. kommt ja sogar noch 2011 das nächste Kaliko Album, da is ja kein genauer Termin rausgegangen bis jetzt.
Nur schade das Hung's Mannibalector erst 2012 kommt.
Achja, fast vergessen : Absolut geiles Cover!
geile scheibe... aber wie drocc scho sagte, da kommt noch einiges, und uffs tech nine album bn ich sowas von heiß...
wie, da kommt ne neue tech nßne scheibe? wann?!
PhoenixXx geh doch lieber wieder Bello Story hören...ist sowieso eher dein Metier!