laut.de-Kritik

Exzellentes Dancehall-Album mit reichlich Feuer in den Vocals.

Review von

"The voice of Jamaica" nennt man ihn. Eine überaus unzutreffende Beschreibung: Buju Banton erweist sich als derart vielseitiger Vokalist, dass seine Kehle einen ganzen Chor zu beherbergen scheint. Diesen dirigiert der Meister auch noch selbst: Mit "Too Bad" legt er nicht nur ein beachtliches Comeback sondern auch gleich sein Produktions-Debüt auf den Tisch.

Zum ersten Mal begibt sich Mark Myrie persönlich hinters Mischpult. Das Ergebnis: Ein exzellentes Dancehall-Album, das aufgrund der eingeflochtenen verschiedenen Facetten des Reggae niemals eintönig wirkt. Die musikalische Grundlage von "Too Bad" erweist sich als mindestens ebenso abwechslungsreich wie die Stimme des Hauptdarstellers.

Diesen Platz lässt sich Buju Banton nicht nehmen. Als einzigen Feature-Gast begrüßt er Pinchers in "Dons & Dupes". Die dick-bassige Nummer erhält duch melodischen Gesang ein freundliches Gesicht. Ähnliche Stimmung verbreitet "Hey Boy". Der verspielte, fast Jahrmarkts-Stimmung verbreitende, karibische Sound unterlegt in schweißtreibender, hals- und zungenbrecherischer Geschwindigkeit vorgetragene Vocals.

Dagegen stehen knallharte Dancehall-Tunes. Gleich im Opener "Your Night Tonight" beeindruckt Buju mit tief grollendem Organ, das energisch mit drückenden Bässen um die Wette dröhnt. Von einem sachten Einstieg kann keine Rede sein: Dieser hier drischt ohne Vorwarnung voll auf Zwerch- und Trommelfelle.

Nicht weniger druckvoll, wenn auch in deutlich gedrosselterem Tempo präsentiert sich "Try Offa Yuh": Der schlicht gehaltene Rhythmus gewährt freien Blick auf die darunter liegenden Melodien mit orientalischem Einschlag. "Nothing" basiert auf dem Watt-Riddim: Auch hier lenkt der reduzierte Dancehall-Beat keine Sekunde vom Feuer in den Vocals ab.

Überhaupt: Vor bekannten Riddims herrscht keine Scheu. Für "Me & Oonu" bedient sich Buju Banton Danger Zones "Wipe Out"-Themas. Eine Wahnsinns-Stimmperformance zu sattsam bekannten Gitarren: Ladies & Gentlemen, das ist Rock'n'Roll! Sehr relaxed kurvt dagegen "Driver A" um die Ecke. Der etwas leiernde Gesang unterstreicht noch die zurückgelehnte Stimmung. Melodisch und vielschichtig gestaltet sich das zugehörige Instrumental: Nicht weiter verwunderlich, wenn Sly & Robbie ihre Finger im Spiel haben.

Mit "Girl U Know" zeigt Buju Banton in einem astreinen Reggae-Love-Song zu Bläsern, Gitarre und Backgroundgesang seine sanfte Seite, ebenso in der von Percussion dominierten "Lonely Night". Meinem persönlichen Geschmack kommen allerdings dunkle, nach vorne jagende Tracks wie "Jig", "'Till It Bend" oder "Who Have It", in dem Macht und ihr Missbrauch angeprangert wird, eher entgegen.

"Fast Lane" bezaubert mit Flöten, Keyboards und dicken Bässen. Zugleich ärgert mich hier - wie bereits in etlichen Fällen zuvor - der wässrige Fadeout. Ein schöner Tune verdient schließlich auch einen würdigen Schlusspunkt. Etwa nicht?

Trackliste

  1. 1. Your Night Tonight
  2. 2. Try Offa Yuh
  3. 3. Nothing
  4. 4. Too Bad
  5. 5. Waistline
  6. 6. Jig
  7. 7. Me & Oonu
  8. 8. 'Til It Bend
  9. 9. Hey Boy
  10. 10. Go Slow
  11. 11. Driver A.
  12. 12. Girl U Know
  13. 13. Lonely Night
  14. 14. Who Have It
  15. 15. Better Day Coming
  16. 16. Don & Dupes
  17. 17. Fast Lane

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28 Kommentare, davon 27 auf Unterseiten

  • Vor 15 Jahren

    Hab die CD jetzt seit einigen Wochen und bin schwer begeistert.
    Hätte nicht gedacht, dass mir Dancehall so viel Spaß macht und Buju Bantons raue Stimme ist der Hammer.
    Die laut-Review ist gut geschrieben, der Kritikpunkt aus dem letzten Satz ("Fade Out") hat mich am Album aber garnicht gestört.
    Die Highlights des Albums sind für mich: Fast Lane, Driver A, Me Oonu, Don Dupes, Go Slow und Better Day Coming.