laut.de-Kritik
Beat- und Sample-Spektakel mit Suff Daddy und Torky Tork.
Review von Simon LangemannSeit seiner Rückkehr nach Berlin im vergangenen Jahr zeigt sich Suff Daddy Output-freudig wie nie: Ende August die erste Betty Ford Boys-Platte mit Brenk und Dexter, fünf Wochen später das lange ausgebrütete Album mit Fleur Earth - und nun auch noch Carpet Patrol, ein Freundschaftsprojekt mit dem gleichgesinnten Berliner Torky Tork.
"Er kommt mit Samples zu mir, wir schmeißen den Vaporizer an und dann passiert das einfach so", beschreibt der gebürtige Düsseldorfer die Arbeitsweise. Und so klingt es auch: Nach Abhängen und Beats machen. Arbeiten ohne Messlatte.
Von einem direkten Vergleich mit dem Betty Ford Boys-Debüt wollen die Zuständigen daher wahrscheinlich nichts wissen. Dennoch lässt sich eine Bemerkung nicht verkneifen: "Carpet Patrol" macht auf Anhieb mehr Spaß als "Leaders Of The Brew School". Die beiden Beatbastler feuern schlicht einen Clou nach dem anderen ab. Kombiniert mit der Tatsache, dass kaum ein Track die zwei Minuten überschreitet: ein anfangs kaum zu begreifendes Spektakel.
Der fachkundige "Trash-Digger" Torky Tork samplete hierfür nach eigenen Angaben vor allem alte japanische Filmsoundtracks. Klar blitzen hier und da auch Suff Daddy-typische Synthie-Lines auf, etwa in "Diaper Party". Insgesamt verwenden Carpet Patrol aber deutlich mehr Fremdmaterial als noch dessen letzte Soloplatte "Suff Sells" (2012).
Wenn die beiden Melting Pot Music-Acts mit dem "Carpet Patrol Theme" erstmals vorstellig werden, glaubt man ihnen sofort, dass der "GTA 5"-Release die Produktion maßgeblich beeinflusste. Direkt im Anschluss vereint das groovende "Game Of Tork" im typischen Tenor die hedonistischen Grundsätze: "Drink. Smoke. Tryin' to do what I love."
Das "Mooncircle Project" besticht mit düster-synthetischer Bassline, "Yoga" mit Glockensounds, Gesangssamples und fernöstlicher Seltsamkeit. Ein ebenso schräger Kulturclash glückt mit "Indian Slap". Dass die Kollabos mit den Betty Ford-Kollegen Brenk ("Cokeface") und Dexter ("Carpet Patrol Reprise") nicht minder reizvoll geraten - war ja klar. Und auch "Paul Walker" darf zu angenehm unprätentiöser Bassline noch mal kurz vorbeischauen.
Einem im MPM-Umfeld vielfach formulierten Anspruch werden Suff Daddy und Torky Tork jedenfalls mit Leichtigkeit gerecht: "Carpet Patrol" ist eine dieser fantastischen Beat-Platten, bei denen man sich nicht ein einziges Mal einen Rapper herbeiwünscht. Sehnsüchtig stimmt einen die hier empfundene Dopeness nur, wenn man bedenkt, mit welcher Durchschnittsware sich ein Großteil der hiesigen MCs immer noch zufrieden gibt.
1 Kommentar
Läuft rauf und runter, vor allem Game of Tork ist jetzt schon ein Klassiker den ich mir in 20 Jahren noch geben werde.