laut.de-Kritik
Manche Stellen erreichen das Peinlichkeitslevel von Manowar.
Review von Yan VogelDie Crux, wenn die beiden Hauptprotagonisten Coheed And Cambria auch als Namensgeber der Band herhalten müssen, liegt darin, dass man sich auf Gedeih und Verderb dieser Story verschreiben muss. Ergo dient die "Amory Wars"-Saga auch als Hintergrund für "The Afterman: Ascension". Wer oder was der Afterman ist, was es mit der Himmelfahrt auf sich hat, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Sowieso spannt Bandchef und Gigantomane Claudio Sanchez seine Jünger auf die Folter: Diese Veröffentlichung markiert nur den ersten Teil. Der zweite folgt im nächsten Jahr. Mit noch nicht einmal 40 Minuten Spielzeit rangieren C&C knapp über dem Durchschnitt einer Punkrock-Veröffentlichung. Da liegt der Verdacht nahe, dass man durch die Splittung des Materials auf zwei Alben das bandeigene Konto ein wenig aufhübschen möchte.
Aber lassen wir die Musik sprechen: Die Billig-Klimperei "The Hollow" dürfte selbst Mambo Kurt-Fans erzürnen und erreicht locker das Peinlichkeitslevel einer Manowar-Produktion. Der erste richtige Song "Domino The Destitute" ist hingegen ein ausufernder Bombast-Rocker mit zündenden Melodien, der mehr Laune macht als sämtliches Songmaterial der letzten Platte "Year Of The Black Rainbow". Gemeinsam mit den beiden Longtracks "Vic The Butcher" und "Evagria The Faithful" in ein Binnenkonzept gepresst, klingen C&C hier mächtig progressiv und für ihre Verhältnisse experimentell.
Das hymnisch-sphärische "The Afterman", das rifflastige, im Midtempo gehaltene "Mothers Of Men" sowie der Gute-Laune-Rocker "Goodnight, Fair Lady" sorgen für Kurzweil und dürften gerade bei den anstehenden Liveshows für Begeisterung sorgen. Claudio Sachez' Eunuchen-, Helium- oder Falsett-Stimme wird variabler als zuletzt eingesetzt, ein Pluspunkt. Aber wehe, Sanchez beginnt wie in "Hollywood The Cracked" zu shouten. Trotz verzerrter Stimme klingt Nachbars Katze auf Futterentzug wesentlich bedrohlicher.
Die Hitdichte von "No World For Tomorrow" sowie die Komplexität der ersten beiden Alben erreicht "The Afterman: Ascension" nicht. Die Neuerungen bewegen sich im kleinen Bereich, Sanchez und Co. streifen ein paar Genres abseits des Gniedel-Metal und flechten einige klangliche Spielereien werden in den Sound ein. Unfassbar billige Hörspielelemente, die schon vor 50 Jahren einen Rückschritt bedeutet hätten, trüben das Gesamtresultat erheblich und sind eine Beleidigung für jede ernstgemeinte Form von Sounddesign.
Das sicherlich mit konzeptionellen Hintergedanken arrangierte Endresultat klingt erschreckend montiert und gut gewollt. Aber Kunst kommt von Können, käme das Wort von Wollen hieße es Wunst.
11 Kommentare
Unfassbar billige Weisheiten aus Muttis Küchenkalender wie "Kunst kommt von Können ?", die schon vor 50 Jahren nicht witzig waren, trüben den Gesamteindruck dieser Kritik erheblich und sind eine Beleidigung für jede ernstgemeinte Form von Musikrezension.
Ich fand die mal wirklich gut, zumindest die ersten beiden Alben. Aber dann fand ich heraus, dass der Sänger aussieht und singt wie Menderez. Vielleicht ist er es ja sogar ... und bei jeder neuen Scheibe krieg ich Ausschlag, wenn ich ihn singen höre "AI wuuud duu änithing for yuuu ... uoooo uoooo uooowoohoohohoh".
Mal ernsthaft, das ist doch immer das gleiche, diese blöde Story, der keiner folgen kann, diese miesen Intros und blöden Effekte. Die Melodien klingen auch gleich, ich kann die Songs nicht mehr auseinanderhalten.
Ich glaube ja, dass diese bescheuerte Background-Story den meisten Hörern komplett wurscht ist. Von daher könnten Coheed And Cambria auch Texte über ihre letzte Sauftour machen, das würde nicht großartig stören.
Album habe ich noch nicht gehört, darf aber gerne besser sein als die irgendwie unausgegorene Year Of The Black Rainbow.
In Frankreich erscheint die Scheibe übrigens unter dem Pseudonym Coheed and Camembert.
"Überschatzt" ist tatsächlich das falsche Wort, jedoch verstehe ich die Kommentare von soulseeker, Catch33 oder Cyclonos sehr wohl.
Habe mir seinerzeit auch 'The Second Stage' und 'In Keeping Secrets of Silent Earth geholt', war damals schon von der Musik angeturnt und vom Gesang angewidert, und in der Folge von dieser künstlich bedeutungsgeschwängerten Story so völlig entnervt, dass diese Band inzwischen auf meiner musikalischen Ignore-Liste steht.
...und dann haben sie unter ihrem Banner den Chris Pennie bis 2011 auch noch einige seiner belanglosesten Werke überhaupt eintrommeln lassen, allein für diese dekadente Verschwendung von musikalischem Talent gehören ihnen die Instrumente geklaut!
Schlechteste Review aller Zeiten.