laut.de-Kritik
Sympathisch altbackene Realkeeper-Romantik.
Review von David Maurer"Who's you favorite rapper? Some guy with skinny jeans?" Der abschließende Monolog in "Rap Basquiat" fasst nicht nur in aller Kürze zusammen, wovon Cormegas sechstes Studioalbum handelt, sondern beweist auch mehr Humor als alle anderen Tracks zusammen. Nein, besonderer Witz zeichnete die Musik von Cory McKay noch nie aus. So gestaltet sich "Mega Philosophy" als bierernste Abrechnung mit einer Industrie, die für Cormega - zumindest verglichen mit Queensbridge-Legenden wie Nas und Mobb Deep - immer recht wenig übrig hatte.
Das lyrische Aushängeschild seiner neuen Platte ist schnell gefunden, passend betitelt als "Industry". Boom Bap-Nostalgie und simple Pianoklänge ergeben die perfekte Grundlage für das, was Cormega am besten kann: die Wahrheit sagen, respektive rappen. Genauso geradlinig und schnörkellos, wie er schon in "The Saga" auf seinem herausragenden Debüt "The Realness" das Leben im Ghetto beschrieb, findet er hier die richtigen Worte für das seiner Meinung nach verkommene Rap-Game.
Dass sich Plattenlabels ebenso wie andere Unternehmen über das rücksichtslose Streben nach Profit definieren, ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Dank seinem immer noch wahnsinnig angenehmen Laid-back-Flow lauscht man Cormegas Zeilen über die moderne Sklaverei dennoch aufmerksam und gibt sich der sympathisch altbackenen Realkeeper-Romantik gerne hin: "What's the difference between a label and pimpin'? / You sell yourself, they tell you how to spend it."
Natürlich zentriert das ehemalige The Firm-Mitglied seinen Groll nicht einzig auf geldgierige Labelchefs. Schließlich sorgen auch Sneaker verehrende Sellout-Rapper dafür, dass die Kultur angeblich den Bach hinuntergeht: "And what's swag? / I don't care how you dress or what you drive / I want rhymes that really impress" Mit dem ganzen modernen Kram kann Mega einfach nichts anfangen.
Da wundert es kaum, dass sich unter den Features eben keine hippen Wolf Gangster, Black Hippies oder A$AP-Mobster finden. Stattdessen lädt der New Yorker auf seinen sechsten Longplayer erneut hauptsächlich alte Weggefährten wie AZ und Styles P ein.
Während diese beiden in "MARS" genau wie Cormega selbst dem "Reality Rap" frönen, albert Redman mit gewohnt provokativ an die Grenze getriebenen Vergleichen herum, unterhält dabei allerdings so gut wie eh und je. Vor allem zwischen den ansonsten völlig humorbefreiten Lyrics der Platte wirkt Reggie Nobles Sicht der Dinge angenehm locker: "Hip Hop my bitch, watch how I work her!"
Noch besser funktioniert die Zusammenarbeit mit Nature, der Ende der Neunziger Cormegas Platz in der Supergroup The Firm einnahm. Im beeindruckenden Wechselspiel machen die beiden Queensbridge MCs dem Titel "DU (Divine Unity)" alle Ehre und veredeln den einzigen wirklich herausstechenden Beat auf "Mega Philosophy" mit feinen Zeilen.
Dass sämtliche Soundgerüste nicht gerade mit Originalität glänzen, fällt dabei kaum negativ ins Gewicht. Produzentenlegende Large Professor versteht bekanntlich so einiges von seinem Handwerk und hält sich im Verlauf der 32-minütigen Platte weitgehend zurück. Mit schlichten Boom Bap-Arrangements fängt er nicht nur den von Cormega so geliebten 90s-Sound ein, sondern rückt vor allem die Texte des Rappers und die ausgezeichneten Hooks der Gastsängerinnen ("More", "Rise") gekonnt in den Vordergrund.
Sowohl im Straßen-Banger "Honorable" mit Raekwon als auch im verträumten Schlusspunkt "Valuable Lesson" lässt Large Professor lediglich Gewöhnliches und Vertrautes aus den Boxen dröhnen, ohne dass daran ein Kritikpunkt zu finden wäre. Im Endeffekt dreht sich nunmal alles um Cormegas Botschaft, die sich seit Jahren nicht geändert hat: "I don't glorify the ghetto, I tell you the real."
"Real" und "true": Wer die Texte des New Yorkers genauer untersucht, findet diese beiden Begriffe erstaunlich oft. Schließlich sind sie es, die das gesamte Schaffen von Cory McKay auszeichnen. Ob er nun vom Leben im Viertel oder den Machenschaften der Major-Labels erzählt, für Cormega zählen nur zwei Dinge: Skills und die Wahrheit. Und dieses Konzept geht auch 2014 noch voll auf.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Er ist und bleibt Einer der ganz Großen!
Muss zustimmen. Gestern das Album zum ersten mal gehört. Ganz feines Teil mit schöner Oldschool-Laidback-Attitüde.
Und die Zeilen über die (Major-)Industrie, ja gut.. evtl. nicht ganz zeitgemäß, war aber wohl ein großes emotionales Kapitel in seinem Leben und textlich immer ein roter Faden auf seinen Alben, finds nicht weiter schlimm.
muss auch zustimmen, ganz, ganz große scheisse.
Wie zuletzt gesagt: brauche 2014 niemanden mehr, der allen Ernstes noch mit tracks ueber die Musikindustrie um die Ecke kommt. Keinen Bock auf so einen Scheiss, da kann er rappen wie er will.