laut.de-Kritik

Da bickt da Asphalt, so haaß is da Block.

Review von

Ignaz K, wie Crack Ignaz sich gerne selbst abkürzt, hat folgendes Problem: Mit "Kirsch" und "Marmeladé" hat er zwei sehr gute Alben, mit "Geld Leben" und seinem kongenialen Compagnon Wandl gar einen waschechten, noch immer sträflich unterschätzten Meilenstein voller Hingabe, Soul und Fantasie gemeißelt. Shacke One und der Salzburger würden sich zwar kaum verstehen, aber sicherlich sehr gut miteinander auskommen, so sehr schwimmen sie im Soul.

"Sturm & Drang" dauerte dann schon so lang und die Tracks dazwischen klangen so wenig lebendig, dass das eher durchschnittliche Album kaum mehr überraschte. Jetzt ist es schon wieder vier Jahre her, ohne dass die EPs "Eisboss" und "Blauer Dolch, Schwarzes Blut" mit ihren fast schon amateurhaften Ausflügen in andere Subgenres überzeugen hätten können. Dazwischen funkeln Perlen wie die Singles "Smoken Sippen", "144", und insbesondere die EP "Jupiter" mit Fid Mella. Der Südtiroler hatte von "2URÜCK 0HNE 2UKUNFT" bis "Der Erste Macht Das Licht An" in vielen interessanten Dingern seine Finger drin und arbeitete in der Vergangenheit schon auf "Bullies In Pullies 2" mit Crack zusammen.

Auf Tracks wie "Teflon" schuf der Meraner dem Salzburger auf "Jupiter" endlich wieder eine Sänfte in einem Raum voller Haschduft, wie Ignaz sie scheinbar braucht, um das eigene Potenzial zu entfalten. "Jupiter" wurde um wenige aber gute Tracks wie "Papagei 1" ergänzt zu "Blockhaaßmocha FM 1" - ein ziemlicher Banger. Die nachgewiesene Qualität ist Grund genug, uns den zweiten Teil zu Gemüte zu führen. Der wurde zwar Anfang Oktober auf Bandcamp veröffentlicht, ist jedoch erst seit November auf den gängigen Streaminganbietern zu hören.

Schon der Opener "Haaß Am Block" zeigt auf, was der MC im Song "Dramamusik" nennt: Nur Haschduft reicht für Ignaz nicht, dazu braucht es melodische Beats, auf denen er tanzen kann. Denn am besten ist der Rapper dann, wenn er aus einer laid-back Atmosphäre heraus angreift. Wie die meisten Songs auf dem nur gut 13 Minuten langen Tape reißt der Anfang nicht mal die zwei Minuten, ist aber von vorzüglicher Qualität. Fließend geht es zu "Mozart", und Mella hat sich nicht zurückgehalten. Beide Tracks strotzen nur so vor Dichte und Seele, von den wunderschönen Beats gar nicht angefangen. Ignaz gibt auf dieser Dealerhymne den Gangster immer noch noch weniger glaubhaft als OG Keemo. Seine Themen passten sowieso nie zur ihm eigenen Sprachgewalt, mit zunehmendem Alter entsteht eine Fallhöhe, vor der er aufpassen muss, will er nicht in satirischen Gefilden landen.

"Tropf Auf Den Asphalt" legt sogar noch eine Schippe drauf, mit seinem sehnsüchtigen, klingendem Gitarrensample, auf dem sich K sichtlich wohlfühlt. Diese Melancholie nach Mehr kann er unnachahmlich verkörpern. "Schachmatt" schlägt in dieselbe Kerbe, Fid und Crack passt zusammen. Die Melange aus Haze und Angriff trifft genau die Balance, Übertrack. "Papagei 2" kann weder mit seinem Vorgänger noch den vorigen Tracks mithalten. Zum ersten Mal webt sich nicht alles zu einem dichten Netz, die Mischung aus Adlibs und metallischem Beat fühlt sich ein Stück zu formelhaft an.

"Zündelwespe" zieht wieder an und verbindet die Leichtigkeit einer Fingerübung mit einer markanten, starken Bassfigur. Damit ist der Teppich ausgerollt für den Höhepunkt "Zum Glück Kann Mich Nur God Richten", das nach seinem behämmerten Titel mit Lust und Wonne genauso doof anfängt, aber dann über Schicht um Schicht klarstellt, dass es im Wesentlichen ein Amalgam aus allem zuvor Gehörten ist. Geiler Scheiß.

Trackliste

  1. 1. Haaß am Block
  2. 2. Mozart
  3. 3. Tropf Auf Den Asphalt
  4. 4. Schachmatt
  5. 5. Papagei 2
  6. 6. Zündelwespe
  7. 7. Zum Glück Kann Mich Nur GOD Richten
  8. 8. Bzzz

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