laut.de-Kritik

Artpop mit Airbag, Brummelbass und schwarzem Humor.

Review von

"God Shuffled His Feet"? Im unbarmherzig heißen Hochsommer 1994 zappeln Millionen Füße zu Love Parade, Raves und Eurodance-Hits. Nur drei Bands landen mit akustischen Gitarrensongs in den deutschen Top Ten der Techno-Jahre, in der Schweiz schaffte es eine vierte, alle mit 'C': die Cranberries, The Connells, Crowded House und die Crash Test Dummies.

Ein Song zum Summen setzt sich durch und polarisiert: "Mmm Mmm Mmm Mmm". Zu seinem Kultstatus gehört die allergische Ablehnung dieser Kombination aus Summen und Brummen, während Millionen Menschen das Lied lieben. Jedenfalls sind sieben Songs auf der CD noch um Klassen besser, der Longplayer ist ein Sack voller Nuggets. Über die Band dahinter weiß man wenig. Außerhalb ihrer Heimat ist sie damals ein unbeschriebenes Blatt.

Irgendwas Magisches gärt in der Stimme des kanadischen Frontmanns Brad Roberts. Da ist die Selbstverständlichkeit, mit der er trocken eine anscheinend traurige Geschichte erzählt, von mysteriösen Unfällen. Zudem fällt die Stimmlage aus dem Rahmen, elektrisiert: Baritonsänger setzen sich seit Prototyp Johnny Cash selten in der Popwelt durch. Brad Roberts tiefer Brummelbass erregt ab der ersten Silbe eine Gänsehaut. Und schließlich verblüfft ein einfacher Kniff, der abrupte Wechsel zwischen der ausformulierten Story und der Hookline mit aufeinander gepressten Lippen. Sowas passiert ausgesprochen selten bis fast nie, zumal es der grundlegenden Idee widerspricht, wie wir gewohnt sind Lieder zu hören. Doch es funktioniert perfekt.

"Mmm Mmm Mmm Mmm" handelt dort, wo das Stück Worte hat, in drei Schritten von drei Kindern, die zur Schule gehen: einem Jungen, 'Whitey', der nach einem Unfall unterwegs weiße Haare bekommt. "He said that it was from when / the cars had smashed so hard", "er sagte, dass das vom harten Aufprall der Autos käme." Hier passt das Thema auf surreale Art zum Bandnamen: Zu dieser Zeit entwickeln sich Airbags in Autos vom teuren Aufpreis-Feature zum regelmäßigen Standard. Ihre Testmodelle prüft man mit Gummipuppen, den 'Crash Test Dummies'. Darüber berichten Motorzeitschriften in der Gründungsphase der Gruppe viel. Kurz nach dem Durchbruch der Band wird dann die Einführung von zwei Airbags pro Auto in den USA gesetzliche Pflicht. Erst 2022 wird eine Crash Test Dummy nach weiblicher Anatomie geformt.

Das zweite Kind, ein Mädchen, 'Blotchy', schämt sich, sich vor ihren Mitschülerinnen umzuziehen. Als sie es dann unter Druck tut, sehen die anderen lauter Muttermale auf ihrer Haut. Der Erzählertext lässt offen, ob das Mädchen sich deswegen unwohl fühlt. Es folgt der Refrain mit dem "Mmm Mmm". Das dritte Kind, ein Junge, darf nach der Schule nie etwas mit Freunden unternehmen, sondern muss zuhause Gewehr bei Fuß stehen. Als die strengen Eltern in die Kirche gehen, wanken, zappeln und taumeln sie über den Boden des Gotteshauses. "Der Junge konnte das nicht erklären, sie gingen immer dort hin", singt Brad lakonisch, und leitet aus der Ratlosigkeit in ein ausgedehntes "Mmm Mmm Mmm Mmm" über.

Brad speist die Ideen für diesen Plot aus Beobachtungen in seinem Umfeld, vermischt sie mit klassischen Motiven aus Film und Literatur und mit Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Brad selbst wurde wegen eines auffälligen Muttermals gehänselt. Mehrmals war er in Autounfälle verwickelt.

Das Quintett aus Winnipeg hat zuvor bereits mit einem Album in Kanada großen Anklang gefunden und legt mit "God Shuffled His Feet" den Nachfolger vor. Der Erstling mit viel Cello und Geige unterscheidet sich deutlich. In Deutschland kommt das eigentliche Debüt nicht über eine Promo-Aktion für Radiostationen hinaus. Lediglich als Kassette kursiert "The Ghosts That Haunt Me", die CD wird in Europa gar nicht ausgeliefert. Die Band ist erst mal ein Nobody, aber immerhin auf Arista, dem Label, das seinerzeit gerade Milli Vanilli in den Sand setzt, mit Whitney Houston Triumphe feiert und bis heute Stoff für spannende Biopics bietet.

Die Gruppe hat Folk-Roots-Wurzeln. Doch "God Shuffled His Feet" geht besonders dann als kantige Rockplatte durch, wenn man das Album im Anschluss an die vorn platzierten vier Singles weiterlaufen lässt, nach "Swimming In Your Ocean", dem "Mmm"-Hit (Platz eins), "Afternoons & Coffeespoons" (Platz 39 bei uns) und dem Titelsong.

Insbesondere der Track "How Does A Duck Know?" gab den Ausschlag für diesen Meilenstein-Text, und zwar nicht nur musikalisch. Das auch: Der wummernde Alternative-Rocksong ist ein Highlight. Anhand der wellenartig los dröhnenden Bassgitarren spürt man die damalige Grunge-Strömung, die auf die Dummies abfärbt. Die Melodie ist pures Understatement. Dass wenig passiert, zwingt dazu, aufs synkopierte Schlagzeug zu achten. Wenn man dann denkt, es komme noch was, ist das Lied schon aus.

Es stellt eine Frage, die für eines der einprägsamsten Erlebnisse meiner Schulzeit sorgte, als im Biologie-Unterricht ein Streit zwischen einem stets monologisierenden Lehrer und einer alles hinterfragenden Schülerin eskalierte: "Woher weiß die Ente, welche Richtung Süden ist?" Und kann man der Ente dann nicht auch eine gewisse Intelligenz bescheinigen? Alle Songs dieser Platte hält zusammen, dass sie um den Kreislauf des Lebens und um geistige und körperliche Mängel kreisen. "God Shuffled His Feet" folgt konzeptmäßig dem, was die allererste Strophe der Scheibe schon verspricht: Weil Gott nach sieben Tagen müde gewesen sei, habe er ein paar der von ihm erschaffenen Menschen zu einem Picknick zusammen getrommelt, mit ihnen im Schatten Wein gesoffen und die (unfertige) Schöpfung mal gut sein lassen.

Die Band treibt ihr Thema konzeptkünstlerisch auf die Spitze. Nicht nur auf dem Cover-Artwork, das dem venezianischen Maler Tizian folgt. Die Dummies beschäftigen sich damit, wie Mensch und Tier wohl entstanden, mit den Instinkten von Geflügel, mit psychischen Problemen von Zweibeinern, und der Frage, warum Künstler oft einen an der Klatsche haben. Hört man auf die Worte, ähnelt das Werk der Crash Test Dummies in den 90ern dem schauspielerischen Spätwerk Klaus Kinskis, nur ohne Wutausbrüche. Softpornographisch wird es aber auf diesem Album noch nicht, das kommt später.

Die lyrische Welt, die sich in "How Does A Duck Know?" auftut, ist humorvoller als Dylans Art zu philosophieren. Wenngleich der Dummy-Humor makaber, sarkastisch, ansatzweise bitterböse ist und fast jede noch so lapidare Zeile darauf abzielt, dass wir alle ziemlich bescheuert sind und jeder mit irgendwas Probleme hat.

"How does a duck know what direction south is? / And how to tell his wife from all the other ducks? / You can cut a chicken's head off / And it will keep on running and twitching / When everything seems planned out", die PETA müsste bei diesem Stück politically correctness"-Alarm schrillen lassen. Aber es geht nicht nur um Hühner und Enten: "How come all my body parts so nicely fit together?", sinniert Brad auf einem genialen Back-Beat, während er seine Nikotinabhängigkeit als Zeichen Satans seziert.

Ironisch, dass eine Band mit so anspruchsvollen Lyrik-Themen ausgerechnet mit dem gesummten "Mmm Mmm Mmm Mmm" ihren größten Erfolg verzeichnete. Und dieser Song beschwört sogleich eine Parodie herauf. Weird Al Yankovic erzählt drei Stories nach, die damals durch die US-Boulevardpresse geisterten, und baut das Stück ebenfalls mit diesen drei Strophen und dem langen "Mmm Mmm Mmm Mmm"-Refrain auf. Das Cover heißt "Headline News" und gipfelt darin, wie eine Frau ihrem Ehemann im Schlaf das Geschlechtsteil mit einem Messer abtrennt (der Penis wurde in einer Not-OP wieder angenäht, die Scheidung folgte erst, nachdem das Lied draußen war). Yankovics Video persifliert das Storytelling des Crash Test-Videoclips. Völlig absurd ist dabei, wie der Komiker Brads Gesang übersteigert und das kauzige Organ nachahmt. Die Bebilderung hat in jedem Detail Charme. Im Kontext der Dummies muss man keinen Clip von der Gruppe gesehen haben, aber den von Al schon.

Unter den dicht instrumentierten und verschachtelt getexteten Songs auf "God Shuffled His Feet" sticht "Here I Stand Before Me" am durchschaubarsten bezüglich seiner Einzelteile heraus. Kurz, knapp, schnell, kommt das Stück ohne Intro sofort im ersten Takt mit Gesang auf den Punkt, mit einem Arztbesuch nach qualvollen Alpträumen. Der Song rotiert auf einem disharmonischen und stolpernden Funk-Rock-Riff und einer kaputt klingenden Vintage-Mundharmonika. Das Schlagzeug rumpelt widerspenstig, aber unablässig. Es spielt Mitch Dorge, ein Black Sabbath-Fan, der das Album koproduzierte. Dorge ist ein herausragender Drummer. Auch heute trommelt er wieder bei den Reunion-Tourneen in der Band. Auf aktuellen Fotos ist er der Typ mit der Glatze und dem Ziegenbart.

"I Think I'll Disappear Now", rhythmisch eine Art Steh-Blues, steigt in seine durchaus reizvolle Resignation und Monotonie mit einem Bild der Dekadenz ein: "Catching a sniff of Tequila in the morning". Damit, Tequila vorm Frühstück zu nippen, beschreibt der Verlassene die erste Begegnung mit seiner Ex. Der zurück gebliebene Lover wird zum Loser und richtet sich nun zwischen TV-Serien und Messie-Küche ein. "Ich werd jetzt lieber verschwinden", denkt er sich, und malt sich dabei aus, wie und wohin. Wie ein Trauerkloß hängt er vor der Glotze fest, fragt sich "Vermisst du mich nicht? / Wirst du überhaupt noch mit mir sprechen?" - Nein, sie vermisst ihn nicht. Im Hintergrundgesang mimt Ellen Reid anschaulich präsent die Ex-Freundin, die ihm zwanghaft im Kopf herum spukt.

Ellen, die Keyboarderin, ebenso eine exzellente und expressive Sängerin, übernimmt später auf dem Album "Give Yourself A Hand" (1999) auch die Lead Vocals einiger Songs. Einem deutschen Millionen-TV-Publikum wird sie bekannt, als Jürgen von der Lippe sie in der Show "Geld oder Liebe" vorstellt, wo er die Band mit großem Enthusiasmus mehrmals präsentiert. Brad wird 1999 sogar mit Falsett überraschen.

Beachtet man diese Wandelbarkeit, ist Brads Brumm-Modus um so beeindruckender. Wie sonor er "In The Days Of The Caveman" timbriert, das ist eine brillante Meisterleistung. Der Track ist noch ein Favorit. Die Geschichte handelt von einem Camping-Ausflug, aus dem ein Time-Travelling in die Steinzeit wird. Brad schildert als Ich-Erzähler, dass er an seinem Körper lauter Überreste von Affen sehe, "leftover parts from the apes and monkeys". Er überlegt, was Insekten wohl im Schlaf so träumen. Er selber träume in Technicolor, einer Nachfärbe-Technik für Schwarz-Weiß-Filme. Also wirklich: Die Lyrics sprengen jeden Standard.

Das Stück ist mit dezenten Keyboard-Layers wattiert. Im Outro zirpen Grillen. Im Stile von R.E.M. wickelt einen der Track mit seiner ungemein eingängigen Hookline schnell ein. Lieblich, rau und straight gehen hier eine so perfekte Bindung ein, dass "In The Days Of The Caveman" als Single wahrscheinlich ein mindestens so großer Hit wie "Mmm Mmm Mmm Mmm" geworden wäre. Außerdem hätte er sich beim Videodreh gut bebildern lassen. Anders als "Afternoons & Coffeespoons", wo man sich entschied, die Band in einem OP-Saal mit ihren Instrumenten aufzustellen.

Für das märchenhafte, psychedelisch gespielte "Two Knights And Maidens" zerhacken die Dummies ihren Akustik-Folk-Song mit seltsamen Hi-Hat-Tusch-Abblenden in die einzelnen Strophen und wechseln für jede die Oktave. Das Lied mit der mittelalterlichen Story von zwei Mägden, die zwei Knechte mit Zaubertränken abfüllen und ihnen Halluzinationen, Visionen und Wach-Träume bescheren, ergibt zwar vordergründig keinen Sinn. Aber die Crash Test Dummies schufen sich mit solchen unaufgelösten und schrägen Stories ihr Markenzeichen: das Abstruse, das Absurde, den subversiven Witz.

"The Psychic" wechselt als Klavier-Keyboard-Ballade stilistisch das Register. Es geht um eine Handleserin und Wahrsagerin. Gerade dass die reichhaltige Produktion mit dieser einen Ausnahme kaum nach Folk klingt, aber von einer Folk-Band kommt, lässt dieses Album als Referenzwerk für Americana-geprägten und ihn modernisierenden Alternative-Rock schillern. In den USA kredenzten parallel die Counting Crows einen ähnlichen Sound, der aber vergleichsweise zielstrebiger und aufgeräumter klingt. Adam Duritz und seine Crows ordnen die Musik den Texten über. Die Dummies hingegen sollte man für den Englischunterricht zur Literaturanalyse in Lehrpläne aufnehmen. Gerade in "The Psychic" haben wir es aber auch bei der Musik mit einem wunderschönen Arrangement und einer sehr starken Komposition zu tun.

Der Uptempo-Song "When I Go Out With Artists" schlägt die Country-Rock-Richtung ein, passt damit gut zu den damals auch angesagten Hootie and the Blowfish. Der Inhalt führt ins Small Talk-Geplänkel in der Szene der Bildenden Kunst: "Sie sprechen über die Ausdrucksform / der Kubisten und der Dadaisten. / Wenn ich doch nur all die Symbole / seh'n, gar entschlüsseln könnte / könnte ich eventuell die Künstler treffen / und sie persönlich kennen lernen", heißt es aus Sicht eines aus der erlauchten Zunft Ausgeschlossenen.

Der Song sprüht vor bissigen Statements. Talent hätten Künstler in aller Regel nicht, sondern klauten und zitierten bei anderen. Und Kunstfans meinen - so der Song - aus Bildern etwas herauslesen zu können, was vermutlich nie ein Künstler so bezweckt habe. In der zweiten Strophe knöpfen die Kanadier sich New Yorks Art Pop-Musikszene vor und geben einen raren Hinweis darauf, wer sie musikalisch beeinflusste: die Talking Heads. Wenn sie David Byrne wären, würden sie gemütlich Kaffee trinken und sich fragen lassen, welche seine Lieblingsbilder seien. So stellen sie sich also das Leben des Luaka Bop-Chefs vor... Allerdings, mit Blick auf den Producer-Namen ist alles klar: Jerry Harrison, Keyboarder und Gitarrist der sprechenden Köpfe. Als Produzent gelangen ihm eine Reihe sehr guter Alben der späten 1980er und der '90er. Er sorgte auch für Kenny Wayne Shepherds Durchbruch mit "Blue On Black".

Ein solcher Produzent, der die vielen Ideen zusammen hält und den Sound manchmal massiv und knackig gestaltete, fehlt später. Die Band verzettelt sich dann in fruchtlosen Diskussionen mit der Plattenfirma, türmt Material auf, das in Demo-Fassungen stecken bleibt, weil die 'nackten' Songs oft besser sind als die Verpackungen.

Die Mitte der 1990er stand einem Maximum an gleichzeitig boomenden Genres und Mikro-Genres offen. Wie sie sich wechselseitig, crossover beeinflussten, daran reicht unsere Ära nicht einen feuchten Hauch ran. Flexible Stil-Clasher und Crasher wie Bush, Fun Lovin' Criminals, Rednex, Scatman John, Sepultura, Shaggy oder die Stereo MC's sind Kinder jener Ära. In der Fülle der Möglichkeiten entscheiden sich die Crash Test Dummies nicht für ein klares Haupt-Genre, schaffen aber auch nicht den Schritt wie die Genannten, Unvereinbares durchlässig zu machen.

So statten sie sich für folgende Platten mit größtmöglichem Firlefanz aus. Spielereien mit hypnotisch pochenden Drum Machines und Electro-R'n'B Ende der '90er gefallen einigen Presseleuten, irritieren aber das Publikum. Als die Crash Tester nach einem Zickzack-Kurs mit fünf gänzlich verschieden gestalteten Platten dann 2004 bei puristischem Folk mit Banjo, Kirchenorgel und Harfe angelangen, ist es schon zu spät: Man kauft der Gruppe buchstäblich nichts mehr ab. Sie bleibt auf "Mmm Mmm Mmm Mmm" festgenagelt. Schade, denn es gibt wenige Bands, die so konsequent für jedes Lied eine individuelle Instrumentierung kreierten, mit viel Liebe zum Detail, immer wieder bei Null anfingen, 'out of the box' dachten. Gedankt hat ihnen das Publikum das nicht. Und ich schließe mich ein: Als Fan dieses Albums kann ich mit dem Großteil des Dummies-Outputs nichts anfangen.

Das Album 1996 über das Leben eines Wurms und morgendliche Erektion, und das danach, 1999, über Masturbation und Zigaretten, mit Songtiteln wie "I Love Your Goo" ("Ich liebe dein klebriges Zeug") und "Pissed With Me" scheinen am zugänglichsten, derweil künden sie aber vom relativ lässigen Umgang der Band mit Worten und Themen. Das blasphemische Video zum frechen "God Shuffled His Feet" unterstreicht diese Haltung. Hier steht eine Gruppe von Leuten in einem Theatersaal, um Gott zu lauschen. Die Ehrfürchtigen entdecken, dass es sich bei Gott um eine Marionettenpuppe handele, die an einer Schnur aufgehängt sei und von einem alten Mann gesteuert werde. Die untergründig schnell pulsierende Ballade ist auch einer der großartigen Tunes hier, ein zügiger Song in einer ruhig anmutenden Ummantelung. Der Mittelteil gehört der Geschichte über einen Jungen, dessen Haare plötzlich blau sind - analog zu den weiß gefärbten Haaren in "Mmm Mmm Mmm Mmm".

Aus den frühen und mittleren 90er Jahren, Ära der Fusion-Versuche, hallt "God Shuffled His Feet" als rettende Bastion straighter, handgemachter Rockmusik für immer nach. Jubiläums-Pressungen auf Nice Price-Vinyl und in Colour-Varianten und etliche Tourneen 2017, '18, '22, '23 und '24 zeigen, dass die Kanadier eine zeitlose Combo sind. Vier von den fünf Köpfen der "Mmm"-Besetzung spielen noch zusammen. Meine Hoffnung, dass ihnen ein weiterer Meilenstein gelingt, stützt sich auf so manche Band, die in der Pandemie zu neuer Kreativität fand und gut bis sehr gut den Bogen zu damals, 1993/94, schlägt.

In der Rubrik "Meilensteine" stellen wir Albumklassiker vor, die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben. Unabhängig von Genre-Zuordnungen soll es sich um Platten handeln, die jeder Musikfan gehört haben muss.

Trackliste

  1. 1. God Shuffled His Feet
  2. 2. Afternoons & Coffeespoons
  3. 3. Mmm Mmm Mmm Mmm
  4. 4. In The Days Of The Caveman
  5. 5. Swimming In Your Ocean
  6. 6. Here I Stand Before Me
  7. 7. I Think I'll Disappear Now
  8. 8. How Does A Duck Know?
  9. 9. When I Go Out With Artists
  10. 10. The Psychic
  11. 11. Two Knights And Maidens
  12. 12. Untitled

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