laut.de-Kritik
Mini-"Madvillainy" mit ordentlich Wumms.
Review von Mirco Leier"Imma go crazy for the whole year", kündigte Denzel Curry auf seinem vor wenigen Wochen veröffentlichten "13lood 1n + 13looD Out"-DJ Mix an. Dass er diesen Worten jedoch so schnell Taten folgen lässt, damit hat wohl niemand gerechnet. Sicherlich, "Unlocked" beinhaltet erneut weniger als zwanzig Minuten Material, das mit all den unordentlichen Sounddatei-Titeln auf den ersten Blick wie ein Wegwerfprojekt wirkt. Tatsächlich handelt es sich aber nicht nur um ein weiteres Kunststück in Versatilität, sondern liefert auch den endgültigen Beweis, dass Denzel sich guten Gewissens zu den besten amtierenden Rappern zählen darf.
Denzel und der aus Connecticut stammende Produzent Kenny Beats, der seine Fähigkeiten bereits letztes Jahr mit seiner Rico Nasty-Kollabo "Anger Management" unter Beweis stellte, zimmerten dieses Album innerhalb von 24 Stunden zusammen. Dieses ohnehin beeindruckende Commitment macht noch erstaunlicher, dass das Projekt für beide einen gänzliche neuen Weg einschlägt. Denzel kehrt dem Southern Rap und damit einhergehend seiner aggressiveren Seite den Rücken, während Kenny für den traditionelleren, Sample-lastigen Boom Bap-Ansatz des Albums seine Trap-Comfort-Zone verlässt.
"Gott sei Dank!", mag man sagen: Die Synergie der beiden erinnert in ihren besten Momenten an den heiligen Gral der Rap-Musik: Madlibs und MF Dooms "Madvillainy". Das mag für einige jetzt an Blasphemie grenzen, doch der Vergleich erscheint, unabhängig vom doch vorhanden qualitativen Unterschied, nicht allzu weit hergeholt. Vor allem Kennys kreatives Sampling und der Einsatz von Clips aus alten TV-Shows und cheesy Superhelden-Filmen weisen Parallelen zu Madlibs Arbeit für Doom auf.
Da zum Tango aber bekanntlich immer zwei gehören, sei an dieser Stelle noch Denzels Pengame erwähnt. Dass der Rapper aus Carol City spitten kann, ist nichts Neues. Viele der Bars ("Nayvadious the futuristic version of an avid kid / Activis, everybody lean on me") und Punchlines ("My bitch bad like battle rappers who make albums" / "Ask Drake to pick a season for you to come back"), die auf "Unlocked" seine Lippen verlassen, toppen jedoch sogar große Teile seiner eigenen Diskographie.
Songs wie "So.Incredible.pkg" lassen gemäß ihres Titels mit entspannten Flows und aberwitzigen Wortspielen den Geist des legendären Madvillain-Duos für drei Minuten wieder aufleben, während "Take_it_Back_v2" und "DIET_" den Wumms bringen, den man mittlerweile von einem Denzel Curry-Projekt erwartet. Die Hochzeit zweier Welten könnte kaum harmonischer ausfallen.
Mit "Unlocked" setzen Denzel und Kenny bisher ungeahnte Kräfte frei. Beide absolvieren eine Fingerübung im Der-Beste-Sein, nachdem sie sich in den letzten Jahren jeweils in ihrer Disziplin als Klassenprimus etabliert haben. Somit bleibt die einzige Schwäche ihres Mini-Madvillainys auch dessen Kürze, die Lust auf mehr macht.
Aber wer weiß? Vielleicht kommt da ja noch mehr. Das Jahr ist schließlich noch lange nicht vorbei. Am Ende von "'Cosmic'.m4a" wagt Denzel sogar einen vorzeitigen Sturm auf den Rap-Thron: "This is my throne, my chair, my stool", dagegen gibt es aktuell nichts einzuwenden. Kendrick, your turn.
16 Kommentare mit 27 Antworten
Ein Wahnsinnsalbum (EP) mit ganz neuen Ansätzen. Aber leider viel zu kurz. Trotzdem 5/5.
Erster Durchlauf gefiel mir gut, aber nicht 5/5. Wird aber wohl weitere geben.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
yo peace, Ich schließe mich der poetry slam von my man miggety wiggety manni an
RIP garret. i wonder if heaven got a ghetto!
alles gute mit Robert Lewandowski oder R.L. Stine, HOMEY
Ich pumpe mal weiter my man Tim Curry, real rap, no fakin jax
Rotiert mindestens so fleißig wie die Felgen von Friedrichs Ferrari, wenn er mal wieder mit einer platinblonden Bitch durch seine Hood cruist!
Mit der Glock unterm Fahrersitz, und dem Kindersitz auf der Rückbank.
Ist schon nice, aber 5/5 ist auch übertrieben. Dafür finde ich es zu kurz und mich nerven die gepitchten Stimmen zu sehr. Teilweise ist die Mischung aus Beats und Raps aber wirklich großartig.