laut.de-Kritik
Drischt mit verbalen Fäusten in Kauleiste und Enddarm.
Review von Dani Fromm"Ich furz' mir meine Beats und ich kack' mir meine Texte. / Ich piss' auf euch, ihr Wichser, alles ist für mich die Sekte." So schauts doch aus, meine Damen und Herren. Was einer der letzten aufrecht stehenden Haudrauf-Trupps aus der Hauptstadt kredenzt: So gestrig, dafür aber so frei von Trend-Hascherei, dass es eine Wonne ist.
Mit dem kalkulierten Tabubruch wird es in Zeiten, in denen Anstand und Moral längst in Trümmern am Boden liegen, zwar schwierig. Die Sekte beschränkt sich trotzdem auf schlichten Aufs-Maul-Rap. "Kannst du meine Faust mal bitte mit deiner Fresse halten?" Recht vielen Dank.
Bis zur Lächerlichkeit wird mit der eigenen Männlichkeit geprotzt. "Wir bei der Sekte regeln das wie echte Männer", nämlich. "Nach dem Battle hatte jeder unseren Sack im Gesicht."
Gegner bekommen die verbale Faust abwechselnd in Kauleiste und Enddarm gedroschen. Niemand ist geiler als die eigene Crew, nirgends ist es heimeliger als in der eigenen Hood. Wo ist zu Hause, Mama? Westberlin, Mutterficker!
Ein gepflegter Bushido-, Kollegah- oder Immo-Diss darf nicht fehlen. "Kackrapper, schwanzlutschende Sacklecker" haben gefälligst "In Deckung" zu gehen. "Ihr seid keine guten, ihr seid tote Jungs."
Ob mit bloßen Händen, mit Gartenschere, Klappmesser oder mit nur leicht zweckentfremdeten Instrumentarium der "Rockstarz" bewaffnet: "Wir nehmen den Laden auseinander, immer wenn wir Bock haben."
Stimmt auffallend. Seinem überaus übersichtlichen Inhalt zum Trotz bietet das Battle-Rap-Paket exquisite Unterhaltung. Phrasendreschen will eben auch gelernt sein - in dieser Disziplin macht den Herren Sido, B-Tight, Alpa Gun, MOK, Fuhrmann, Bendt und der Abrissbirne Tony D so schnell keiner was vor.
Eine wirkliche Geschichte erzählt am Ende erst die Fortsetzung "Mörderrap II". Aus Killerperspektive berichtet: eine durchaus spannende Verschiebung des Blickwinkels. Aber sonst: "Wir sind zurück mit diesem ganz plumpen Rap.".
Wie wahr: "Es macht ding-dong, ich komm' vorbei wie King-Kong." "Scream"-Fans wissen: Frag' besser nie: "Wer Ist Da?" Das ist der Todeswunsch - und Rammbock Tony Damager hat die Tür ohnehin längst eingerannt.
Geradezu klassische Posse-Tracks kitzeln das Potenzial der einzelnen Sektierer heraus. Wirkt der eine oder andere alleine gerne mal ermüdend öde, bekommt die Eintönigkeit im Gemeindeverbund keine Chance.
Selbst Brüllaffen-Silberrücken Tony D entwickelt in diesem Umfeld nicht unerheblichen Charme, treffen seine geplärrten Hooks doch viel mehr den Nerv, als es überall sonst gegenwärtige Schmacht-R'n'B-Fetzen je könnten.
Keine Besinnlichkeit, keine Huldigungen an die Mama, keine Lovesongs, aber: "Ich mach' den Grill an, wenn du Beef willst." In ihrer Konsequenz plättet die Sekte alles. "Auf Beste Beatz rappen und das beste Weed rauchen" - manchmal braucht man nicht mehr.
Zumal die Instrumentals, mit zwei von Beatight beigesteuerten Ausnahmen aus dem Hause Beste Beatz, dieses Prädikat tatsächlich verdienen. Schwere Klavierakkorde, theatralische Streicher, hie und da eine orientalisch angehauchte Melodie, sparsam dosierte Claps und fette Synthies lassen kaum einen Wunsch unerfüllt.
Insbesondere "Fresse Halten!" groovt wie nix Gutes. Angemessen bekifft eiert die Untermalung zu "Wir Chilln" aus der Box. Selbst die E-Gitarren der "Rockstarz" geraten exzellent kopfnickbar und rocken ungeachtet des schleppenden Grundtempos amtlich ab.
Die Luxus-Ausgabe hält zu alledem zusätzlich eine Zeitreise parat: Sieben Tracks lang ergeht sich die ursprüngliche Besetzung der Sekte in wortreichen Umsetzungen der Maxime "Beef Statt Peace". Zwar nicht, wie das Promoschreiben verspricht, "extrem innovativ". "Dreckig und hart" aber wohl.
76 Kommentare
Klingt doch gut, würde es auch gerne mal hören demnächst.
Io en volubiliter, sed Crocinus mos Absit iam Cunctator transfero. Dux Vehiculum, se vicis Incol se nex incontinencia, exigo era Palus sum iam magnificabiliter loci, sal incurro, dux necessarius Negotium os orbis, era alatus ineo, vel loquor, hic sed, Viva tam. Ico explorator mos, Expello hinc hac talio, mensa plures utor to tutamen eia Extundo sentus ita Novus, his Securus, tam nam Crepundia, To.
@SixDrunkenNobodies («
Zitat (« Ich furz' mir meine Beats und ich kack' mir meine Texte. »):
@lautuser (« Klingt doch gut »):
Ha ha ha !!!
Ok, ich kenne den Sound nicht, der mag ja gut sein. Aber bitte: was sind das für Texte ??? »):
Texte die nicht ernst genommen werden sollen aus einer der vielen Spielarten von Rap.
Hier (http://www.downstairs.com/_4314___Die_Sekt…) ist erstmal der offizielle Text zur Veröffentlichung... Da wird Simon aber leider nicht erwähnt.
Check mal hier (http://board.aggrogold.de/viewtopic.php?f=…) den 12. Beitrag von oben. DeSotoLoc hieß früher mal Taiti, steht im Kontakt zu sido und ist vertrauenswürdig, was solche Ankündigungen angeht
OK, anscheinend ist es von gestern auf heute um 14 Tage verschoben worden
BESTE! Ich hab lange nicht mehr so ein "Mittelfinger an alles und jeden" album gehört.
5 von 5 sternen.