laut.de-Kritik
Und wieder ein großartiges Spätwerk der Alternative-Kings.
Review von Dominik KrausSo groß das musikalische Genie von Joseph Donald Mascis Jr. sein mag, zu ganzen 100% entfaltet sich der Charakter des Dinos meist nur gemeinsam mit Lou und Murph, den alten Kämpen aus den Anfangstagen. Das zeigte sich bereits deutlich bei der Reunion 2007 und den darauf folgenden Alben "Beyond" und "Farm", dem wohl besten Dinosaur-Longplayer überhaupt. Und auch "I Bet On Sky" ist wieder ein rundum gelungenes Alternative-Rock-Kunstwerk mit Songperlen en masse.
Los geht's mit "Don't Pretend You Didn't Know", einem luftigen, geradezu funky anmutenden Gute-Laune-Schmeichler, der sich schon nach den ersten vier Takten mitten ins Hirn gefressen hat. Bereits jetzt liegt man als eingefleischter Dino-Fan verzückt am Boden und auch der Novize sabbert schon ein wenig. "Das ist die Single!" schreit es einem entgegen. Doch von wegen. Denn die kommt direkt hernach.
"Watch The Corners" ist es, ein Burner, der mit einem kurzen metallischen Vorgeplänkel beginnt, um sich dann in eine dieser lässigen Mega-Hymnen zu verwandeln, die bereits "Farm" zu einem außerordentlichen Rockalbum machte. Insgesamt ziehen sich die sparsam aber gezielt gestreuten Metallsplitter, die sich im für Dinosaurier-Verhältnisse meist wohltemperierten Menü verstecken, wie ein roter Faden durch die Platte.
Und so ist "I Bet On Sky" insgesamt doch eher dem Midtempo-Rocksong gewidmet, hat aber doch jederzeit genug Biss und wird nicht zu lieblich. Natürlich kommt nicht jeder Song an das überragende Niveau der zwei Starter heran, doch auch ein durchschnittlicher Song von Dinosaur Jr. ist immer noch ein starkes Stück Musik und übertrifft vieles, was sich heute am Alternative-Markt so tummelt, um Welten.
Auffällig ist zudem, dass bei immerhin zwei Songs Lou ans Mikro tritt. Einmal mehr stellt man fest, dass der Mann nicht nur den Bass beherrscht, sondern zudem ein echt guter Sänger ist. Und dass seine Stimme auch ganz wunderbar zur Stimmung der Musik passt. Während "Recognition" einen Höhepunkt der Scheibe darstellt, liefert Lou mit "Rude" leider auch das schwächste Stück ab. Aber sei's drum, Geschmacksache.
Schön zu wissen jedenfalls, dass sich die Jungs besser denn je verstehen und dass das kreative Füllhorn offenbar noch lange nicht versiegt. Ich jedenfalls freue mich seit "Beyond" wieder wie Bolle über jede neue Dino-Platte - warum, ist auch auf "I Bet On Sky" wieder ausgiebig zu hören.
4 Kommentare
einmal durchgehört, schon bekomme ich nicht mehr genug davon starkes album!
J Mascis hat es momentan drauf. Sämtliche Dinosaur Jr-Alben seit der Reunion sind großartig, und sein "Several Shades Of Why"-Soloalbum fast noch besser.
Gefällt.
Don't Pretend You Didn't Know - finde ich schon mal gut.
Liegt das eigentlich an der Streaming-Qualität von Spotify und Konsorten, oder warum krieg ich da nur Brei auf die Ohren? Die Songs sind wie schon auf Farm große Klasse, aber wenn die CD so klingt, leg ich sie mir nicht zu. Ich kauf mir doch auch kein zerkratztes Auto oder einen Anzug mit Brandlöchern, nur weil beides eigentlich toll ist.