laut.de-Kritik
Beeindruckender Neuanfang mit frisch gebündelten Kräften.
Review von Kai ButterweckKaum eine Band der Neuzeit hatte mit einer langfristigen Planung an vorderster Front dermaßen viele Probleme wie die Texaner von Drowning Pool. Nach dem Abgang von Sänger Ryan McCombs im Jahr 2011 versucht sich mit Ex-The Suicide Hook-Shouter Jasen Moreno bereits der vierte (!) Kandidat im Rampenlicht der Amerikaner. So bleibt die einzige Konstante im DP-Universum die Veränderung. Ergo: neues Album, neuer Sänger, neues Glück. Mit frisch gebündelten Kräften geht der Vierer nun also ihren nächsten "Neuanfang" an.
Die Band legt vielversprechend los: der Einstieg mit dem voluminösen Doublebass-Rocker "Anytime Anyplace" setzt gleich zu Beginn ein erstes dickes Ausrufezeichen. Hier treffen fett produzierte Metal-Gitarren auf ausgeklügelte Alternative-Strukturen; und mittendrin präsentiert sich Neuzugang Jasen Moreno als eine Mischung aus Sebastian Bach, Jocke Berg und Shaun Morgan. Klingt spannend? Ist es auch.
Die eher Hardrock-lastigen Vocals des Sängers bilden ein interessantes Kontrastprogramm zum stampfenden Modern-Metal der Background-Belegschaft. Seine komplette Bandbreite stellt der neue Capitano immer dann besonders eindrucksvoll zur Schau, wenn sich die energiegeladenen Geschütze der Hintermannschaft während der Strophen zum Nachladen zurückziehen ("One Finger And A Fist", "Digging These Holes"). Haben dann alle Beteiligten ihre Ballermänner wieder im Anschlag, trifft man sich pünktlich zum Refrain wieder an vorderster Front und sorgt mit vereinten Kräften für druckvolle Wallungen.
Mit Großkaliber-Rock der Marke Seether, Disturbed und Godsmack schielen Drowning Pool anno 2013 verstärkt in Richtung große Bühne, ohne dabei aufgesetzt und kalkuliert zu klingen. Krachende Singalong-Bulldozer wie "Saturday Night" oder "Broken Again" hinterlassen tiefe Abdrücke im Breitwandrock-Asphalt.
Zwar schießt man mit dem Harmony-Gipfel "Bleed With You" ein bisschen übers Ziel hinaus, doch das fügt dem insgesamt durchgehend überzeugenden Gesamtbild des Albums keinen tieferen Schaden zu. Mit dem schleppenden "Skip To The End" und der aufwühlenden Dave Williams-Verneigung "In Memory Of" besteht Neu-Frontmann Jasen Moreno zum Ende hin auch noch die Melancholie-Prüfung mit Bravour, sodass sich nach getaner Arbeit alle Verantwortlichen anerkennend auf die Schultern klopfen können. Bleibt zum Abschluss nur zu hoffen, dass sich der neue Motor im DP-Hummer demnächst nicht wieder urplötzlich verabschiedet – wäre schade drum.
7 Kommentare
das ist jetzt der vierte (?) Sänger den se haben, oder ?? Was hab ich damals "Tear Away" geliebt, glaube des war sogar noch zu Dave Williams Zeiten.... mal reinhören, review macht neugierig.
ist bestellt
@48Stunden (« das ist jetzt der vierte (?) Sänger den se haben, oder ?? Was hab ich damals "Tear Away" geliebt, glaube des war sogar noch zu Dave Williams Zeiten.... mal reinhören, review macht neugierig. »):
Die verschleißen die Sänger wie Spinal Tap die Drummer.
@48stunden
hab "tear away" auch geliebt, war ständiger begleiter, egal, wohin ich ging ebenso "bodies" und "sinner"! glaub aber kaum, dass drowning pool heutzutage noch bei mir zünden, aus sympathiegründen würd ich ihnen aber echt gönnen, wenn sie mit "resilience" wirtschaftlichen und persönlichen erfolg haben
Das Album ist es echt wert. Die Review passt zu meinem Eindruck obwohl ich noch einen Stern mehr vergeben würde. Wirklich sehr gelungene Scheibe und hoffe das man dort an die doch trotz allem hin und her recht guten Chartplatzierungen anknüpfen kann.
Find das Ding auch echt ordentlich, hätte Schlimmeres erwartet.