laut.de-Kritik

Das hätte Peter Schilling besser hinbekommen.

Review von

"Mann, die Sterne hageln voll." Wie bitte? "Weiß nicht, was ich sagen soll." Dem wiederum möchte man sich in vollem Umfang anschließen: "Was Kostet Die Welt?" lässt in einer Weise ratlos zurück, dass es schwer fällt, angemessene Worte zu finden.

Man will ja eigentlich nicht auf Eko Fresh eindreschen. Das hat der Urteilsspruch eines anderen vor gefühlten Ewigkeiten schließlich längst final erledigt. Ekrem Bora verblüffte in der Folge höchstens noch mit seinen Nehmerqualitäten. Irgendwie ist er immer noch da - doch: auf welchem Niveau?

Wer sich krampfhaft als cleverer Geschäftsmann, als Strippenzieher, als "Der Don" in Szene setzen will, sollte seine Schritte wirklich besser abwägen. Einem Vito Corleone hätte sein Ehrenkodex die Prostitution in C-Promi-Formaten mit Sicherheit verboten. Angesichts Ekos jüngster Auftritte bei "Der VIP-Hundeprofi" oder "Das Perfekte Promi-Dinner" wirken die zur Schau getragene Arroganz, die demonstrative Geschäftigkeit und das Dicke-Hose-Gebaren wie ein verzweifeltes Beschwören besserer Tage.

Die Ekos Ego mit Ansagen von vor- und vorvorgestern hypende Stimmung im "Intro" verdrängt ihn nicht, sie unterstreicht den herrschenden Eindruck: Nach Eko kräht im Grunde kein Hahn mehr. "Was Kostet Die Welt?" hätte daran möglicherweise etwas ändern können, wäre es eine gute oder doch wenigstens eine ordentliche Rap-Platte geworden.

Ist es aber nicht, daran ändert auch alles Mitleid nichts, das man für das gebeutelte Stehaufmännchen empfinden mag. Im besten Falle entpuppt sich als langweilig, ausgelutscht und absehbar, in einigen Momenten schlicht als widerwärtig, was Eko und Haupt-Beat-Lieferant Phat Crispy zusammengezimmert haben.

Der Titeltrack klingt, als habe man Bruce & Bongo, das Schlimmste aus der NDW-Phase und die Atzen in den Teleporter aus "Die Fliege" gesperrt. Wenn Rapsouls Schmachthupe CJ Taylor in "Heb Ab" um die Ecke schleimt, man möchte sich glühende Nadeln in die Trommelfelle stoßen.

"Königin Der Nacht" foltert ebenso mit gesungener Hookline und Versen, die Peter Schilling seinerzeit besser hinbekommen hätte. Phat Crispy unterlegt diesen Unsinn mit 80er-Jahre-Sound, der wahlweise von der Cutting Crew oder der Münchener Freiheit stammen könnte, sowie faden Beats und ausgeleierten Effekten aus der gängigen Elektro-Heimorgel. Jungs, habt ihr Fieber?

Neue Ideen? Fehlanzeige. "Frei Wie Ein Vogel" zelebriert schier Reinhard Mey'sche "Über Den Wolken"-Phantasien. Mozarts "Türkischen Marsch", der für "1 Mann Orchester" malträtiert wird, ritt Busdriver wesentlich versierter. Bei seinem "Me - Time" hatte man jedenfalls nicht den Eindruck, der Aha-Effekt, den das Klassik-Sample auslöst, trage nicht über die Vier-Minuten-Distanz.

Die Oldschool-Hommage "Microphone Checker" erscheint mit all den überstrapazierten Zitaten statt nostalgisch einfach nur hoffnungslos gestrig. Einen hüpfenden Piano-Beat wie in "Arschloch" servierten die Beginner schwungvoller in "Gustav Gans".

"Bitte tu nicht so, als ob du kein Deutsch kannst", so eine der gepredigten Lebensweisheiten aus "Happy End (Ende Gut, Alles Gut)". Is' klar. Dann aber neben den üblichen Verdächtigen Summer Cem und Farid Bang für "Ich Komm Krass" eine Hälfte von Erkan & Stefan aus dem Hut ziehen - schon immer ein unlustiger Ali G-Abklatsch.

Einzig "Der Ghostwriter" und die German Dream-Betriebsversammlung "Widerstand" geraten einigermaßen passabel. Über die inhaltliche Ödnis trösten, insbesondere in der Kollaboration mit Sentino, druckvolle Raps und fliegende Wechsel am Mic hinweg.

"Ich schreib' so viel Reime mit Stil", heißt es in "GD Anthem". Eko, wo hast du die versteckt? Wo sind die Geschichten, die Überraschungen, die Einfälle? Die Gründe, sich mit "Was Kostet Die Welt?" zu befassen, wo??

Man tritt nicht jemanden, der schon am Boden liegt. Deswegen lassen wir Eko diese Drecksarbeit selbst tun und halten ihm die eigenen Zeilen entgegen: "Tut mir leid, ich kann nicht helfen, dich zu pushen", bitte, "Ek Lass Nach"!

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Der Don III
  3. 3. Microphone Checker feat. G-Style
  4. 4. 1 Mann Orchester
  5. 5. Arschloch
  6. 6. Ich Komm Krass feat. Stefan Lust
  7. 7. GD Anthem feat. Farid Bang
  8. 8. Der Ghostwriter feat. Sentino
  9. 9. Serious Vs. Crisby Skit
  10. 10. Heb Ab feat. CJ Taylor
  11. 11. Antigaranti 4 Life 2020 feat. Summer Cem
  12. 12. Wieder Fresh (V.B.Z.P.Z.)
  13. 13. Ek Lass Nach
  14. 14. Was Kostet Die Welt
  15. 15. Königin Der Nacht feat. Cetin
  16. 16. Widerstand feat. Summer Cem, Farid Bang & Bass Sultan Hengzt
  17. 17. Happy End (Ende Gut, Alles Gut) feat. Ado Kojo
  18. 18. Frei Wie Ein Vogel

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49 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Eigentlich ist dieses Review es nicht Wert dass man sich mit ihm befasst, ich mache es dennoch. Die Kritikpunkte hinken allesamt, wenn man z.B. sagt dass andere den Mozart Beat schon besser geritten haben. Es wird immer Leute geben die etwas besser machen, das ist nun einmal Fakt! Eko liefert hier trotzdem eine seiner besten Leistungen seid langem ab und bietet endlich mal wieder abwechslungsreichen Hip-Hop. Beim lesen dieser Review überkommt mich das Gefühl dass diese von einem Hater geschrieben wurde, und nicht von Jemandem der sich Neutral mit dem Album befässt. Von mir gibt es 4 Punkte für das Album und noch einen Extra Punkt weil euer Review das Album so runtergemacht hat, was es gar nicht verdient!

  • Vor 14 Jahren

    Für mich ist "Was kostet die Welt" ein gutes, nicht überragendes, aber doch gutes Deutschrap- Album. Eko rappt in "Der Don 3" und "wieder fresh" so überzeugend wie schon lange nicht mehr. Die Beats sind teilweise recht schlecht, aber von "peinlich" ist diese Platte auf jeden Fall weit entfernt. Der sechzehnjährige Eko wird niemals zurückkommen, die Zeit schreitet fort, andere Rapper aus "der goldenen Zeit" haben sich auch nicht wieterentwickelt. Die aktuellen Alben von Savas sind auch weit von seiner Bestform entfernt, aber über ihn fält keiner in dieser Art und Weise her.
    Der Schreiber dieser Zeilen scheint ein etwas zu kleines Ego zu haben, da er permanent mit seiner unglaublichen Rap- Bildung angibt, anstatt sich ernsthaft und etwas differenzierter mit dem Album auseinander zu setzen. Des weiteren sollte er lieber wieder zu einer Schülerzeitung oder ähnlichem zurückkehren: Der Schreibstil dieser Review ist erbärmlich!

  • Vor 14 Jahren

    das album ist nicht die offenbarung aber bei weitem nicht so schlecht wie es gemacht wird.
    alles was ein solides rap-album braucht ist gegeben: rapresenter, battle-tracks, story telling (finde hier antigaranti4life ziemlich gelungen) und dann letztendlich dieser freshe blödsinn wie ihn halt nur eko machen kann, insbesondere "Ek lass nach" und "1mann orchester".
    auf "arschloch" und "ich komm krass" hätte ich verzichten können, aber ich kann damit leben, kein grund sich ins hemd zu machen. einzig "heb ab" ist meiner meinung nach ein totaler griff ins klo.
    man muss sich halt selber die frage stellen, was du von der mugge, die du hörst, erwartest. auf dem weg ins schwimmbad muss ich mir nicht vom pseudo-intellektuellen "son of a preacherman" die welt erklären lassen, da lass ich mich mich lieber von "ek lass nach" entertainen.
    Mein größter Kritikpunkt an ist seine singleauswahl, über ?königin der nacht? kann man noch streiten, auf mich wirkt es wie sido?s ?carmen? nummer bis zu einem gewissen punkt unterhaltsam und ironisch, aber bei arschloch frag ich mich echt was eko da gerittten hat? Ich finde mit ?ek lass nach? hätte er echt die chance gehabt einen sommer hit zu landen, ein unterhaltsamer beat und unterhaltsame reime von denen sich niemand ans bein gepisst fühlen kann und somit absolut massenkompatibel gewesen wären. Stattdessen haut er im vergleich dazu das mega-lahme ?arschloch? heraus?wie gesagt, ich werde daraus nicht schlau..
    und zu "was kostet die welt" und "königin der nacht" sage ich nur folgendes: macht euch locker, das ist halt eko, bei gd-widerstand rappt er aggressiv und hungrig, und im nächsten moment ist er halt " der verrückte eko freezy". es ist doch offensichtlich, dass die ganze nummer ironisch gemeint ist...und wer das ganze nicht mit einem augenzwinker sehen kann, der möge einfach weiter skpippen es bleiben weitere 17 tracks, von denen, wie gesagt, die mehrzahl absolut klar geht. das ist nämlich der punkt: ich werde nie verstehen nicht wie man es schafft ein 18 lieder umfassendes album auf eine single zu reduzieren?
    deshalb von mir 3/5 pkt
    abschließend möchte ich noch sagen das dies nach jay z's "the blueprint" ( zwar nicht der klassiker zu dem das album hochgejubelt wurde, aber liest die review, dann wisst ihr bescheid )die mit abstand beschissenste rap-review ist, die ich jemals auf laut.de gelesen habe.
    überhaupt muss ich leider feststellen, dass die qualität gerade was den rap-bereich angeht in letzter zeit doch sehr zu wünschen übrig lässt...wenn ich headlines lese im news bereich wie "bushido enttäuscht schlagerstar" oder "sex-kollektion mit dildos und kondomen" ( 50-cent), "fake muskeln rauf, tatoos runter" ( wieder fiddy) und dann sehe das "jetzt kommen wir wieder auf die sachen" von euch im endeffekt total ignoriert wurde oder ein mann wie sheek louch nicht mal einen eintrag in euerer datenbank hat (über die nicht vorhandenen news über die lox reunion will ich gar nciht anfangen)dann stelle ich mir ernsthaft die frage, wo eure prioritäten eigentlich noch liegen und ihr könntet euch bei der gelegenheit mal fragen, welchen anspruch ihr noch an euch selber als musik redakteure und headz (?) noch habt.