laut.de-Kritik
Der Banger in bislang unbekannten Sphären der Humorlosigkeit.
Review von Dominik LippeFarid Bang ist kaum wiederzukennen. Auf "Asozialer Marokkaner" und vor allem "X" gab er den sympathischen Schlingel, der mit seinem Image spielt, treffende Kritik an der Musikindustrie äußert und an den richtigen Stellen einen Blick hinter die ironische Fassade gewährte. "Deutschrap Brandneu" wirkte in diesem Jahr dagegen schon in der Anlage eher wie ein Troll-Projekt, bei dem sich Farid Bang vom chaotischen Capital Bra herunterziehen ließ. Musikalisch anbiedernd und textlich platt bleibt er mit der "Home Run EP" dort vorerst auch.
Für "Nur Die Starken Haben Recht" befreit sich der Banger von jeder Lebensfreude. Ein übellauniger Vortrag, Verse ohne Sprachwitz und ein Instrumental von 27th und B-Case, das seine todernste Miene noch unterstreicht. "Euros, Krypto, Dollar-Stacks, Ketten, Uhren, alles echt, Sturmhauben, fick' das Gesetz, nur die Starken haben recht", fasst er sein Wertesystem in wenigen Schlagwörtern zusammen. Und bei der Betonung seiner Arbeitsmoral stößt er bedenkenlos einen Teil seiner Kundschaft vor den Kopf: "Ich bin ein Teenie-Star, deshalb sitz' ich nicht in der Shisha-Bar."
Streng und düster bleibt die Stimmung in "Hoodie Im Sommer", für den der Düsseldorfer den "I am the danger"-Monolog von Walter White samplet. Gefahr möchte er vor allem auf die Konkurrenz ausstrahlen: "Eure Karrieren, ich zerstöre sie wie den Echo." Witzlos attackiert er Apache 207, Monet192 und ART. "T-Low steht für 'Testo Low'", schmäht er den jungen Hitgaranten, der bislang wenig Wert darauf gelegt hat, als Alpha-Mann herüberzukommen. Im Gegenzug könnte der "We Made It"-Rapper seinen alternden Kollegen auch für mangelnde akademische Leistungen verunglimpfen.
"Baller" setzt die Attacken gegen T-Low und ART fort und erweitert den Kreis der Geschmähten um Future und DaBaby. Als wäre das noch nicht abwegig genug, basiert das Instrumental auch noch auf "Pesenka" des Dance-Duos Ruki Wwerch beziehungsweise auf der bekannteren Coverversion "Around The World (La La La La La)" des Thomas-Stein-Gewächses ATC. Im Eurodance-Stil geht es auch im Titelsong weiter, der einen sentimental piepsigen Refrain und eine widersprüchliche Aufstiegsgeschichte zum "Home Run" verklärt. Dazu gibt es die altbewährte Opferhaltung: "Immer noch canceln sie."
Um das Trauerspiel abzurunden, serviert mit "Baller RMX" einen Nachschlag, auf dem sich ein gewisser Drogu von seiner besten Seite zeigt: "Sieht schon nach ein paar Komaschlägen, wie sie an meinen Hoden kleben. Ich bin König, denn so gesehen küssen sie mir die Kronjuwelen." Davon fühlt sich auch Farid Bang bestärkt, der nach seinen selbstironischen Versen über toxische Männlichkeit im letztem Jahr eine Renaissance der Frauenverachtung feiert. "Ich ficke oft Frauen weg", begrüßt er gewohnt geschmackssicher das "Baller"-Publikum: "Sie isst kein Schwein, aber Vorhaut schmeckt."
"Generation 'Wir zeigen die Frauen, die wir ficken, nicht im Internet'. Viele der Frauen, die Rapper dir zeigen, wissen wie mein Pimmel schmeckt", heißt es ungelenk und misogyn im einleitenden "Nur Die Starken Haben Recht". Mit seinem schon aus dem Titel sprechenden sozialdarwinistischen Weltbild kann sich Farid Bang zwischen Kanye West, Donald Trump, Elon Musk und all den anderen Dunning-Kruger-Geplagten einreihen. Zugleich biedert sich der Sound der "Home Run EP" an den Massengeschmack an, während seine Texte bislang unbekannte Sphären der Humorlosigkeit erkunden.
3 Kommentare
"Im Gegenzug könnte der "We Made It"-Rapper seinen alternden Kollegen auch für mangelnde akademische Leistungen verunglimpfen."
Bisschen unpassender Vergleich, weil der lauchige Bildungsverweigerer Thilo wohl einer der letzten ist, der jemanden deswegen verunglimpfen könnte.
Album werde ich nicht hören, aber ich finde es vorbildlich, dass Farid dieses kleine Opfer aus Itzehoe disst.
Yo, was hat der Itzehoer denn gelernt? Bei KRS One ist er sicherlich nicht in die Lehre gegangen. ????
Befindet sich wohl in einer Schaffenskriese. Die Art von Rap ist halt nicht mer sooo das Ding und jetzt noch den Style ändern und persönliche Texte schreiben wäre auch unglaubwürdig. Hab noch nie ein Album von ihm gehört aber einzelne Tracks finde ich ganz ok und irgendwie mag ich seine Art in Interviews. Der hat schon gut behinderten Humor. Die Review ist arschlangweilig. Tracks werden nacheinander abgearbeitet und der Text ist eine einzige Mischung aus Textauszügen und Respektlosigkeiten gegen den Interpreten. Wirkt ein wenig wie eine Hausaufgabe die morgens schnell noch im Bus geschrieben wurde.