laut.de-Kritik

So luftig wie ein Vogelzwitschern.

Review von

Mit sanfter und trauriger Stimme eröffnet Leslie Feist ihr zweites Album. Verhaltene Gitarrenklänge und sparsam gesetzte Basstupfer begleiten die Sängerin, dahinter verstecken sich das leise Summen eines Background-Chors und ein wie aus weiter Ferne dringendes Keyboard. Das alles klingt, als würde es der Musik gerade ziemlich an Selbstbewusstsein mangeln, und, tatsächlich: in "So Sorry" geht es um eine verlorene Liebe.

Wie anders tritt das folgende "I Feel It All" auf, wie fröhlich scheppern hier die Saiten! Forsch drängen die Instrumente in Strophe und Refrain nach vorne und versprühen, wiederum passend zu den Lyrics, heitere und sorglose Lebenslust. Da gehen Inhalt und Form wunderbar Hand in Hand, und schon nach zwei Tracks hat der Hörer einen Eindruck von der Vielfalt von Stimmungen, die "The Reminder" für ihn bereit hält.

Vielleicht etwas aus der Reihe fällt "My Moon My Man" mit seinem exaltiert stampfenden Piano: typisch Gonzales! Ansonsten aber ordnen sich Rampensau, Sängerin und Begleitmusiker dem gemeinsamen Ziel unter und bilden ein harmonisches Ganzes. Kein Wunder: Eine ganze Reihe weiterer alter Bekannter unterstützten die Kanadierin bei den Aufnahmen.

Jamie Lidell etwa ist wie Leslie auch auf Mockys "Navy Brown Blues" als Gastsänger zu hören, letzteren wiederum dürfte Feist über Peaches kennen gelernt haben. Produziert haben - wie schon beim Vorgänger "Let It Die" - Gonzales und Renaud Letang, der auch von seiner Arbeit für Manu Chao bekannt ist.

Nach zwei weiteren sehr verhaltenen und melancholischen Tracks ("The Park", "The Water") legt das Nina Simone-Cover "Sealion" wieder einen ordentlichen Zacken zu: synkopiertes Klatschen treibt die Strophe vor sich her, der Refrain verliert sich in einer immer mehr ausufernden Gitarrenorgie.

Tatsächlich hat fast jeder Titel seine ganz eigene Atmosphäre, da wirkt einmal sogar die Label-Info glaubwürdig, die von Aufnahmesessions mit Klavier, Vibraphonen, Orgel, Gitarren und zwei Schlagzeugsets in Leslie Feists Ess- und Wohnzimmer berichtet. Man kann sich regelrecht vorstellen, wie die Protagonisten sich am Morgen auf eine Stimmung einigten.

Dazu passen die verschiedenen Nebengeräusche ebenso gut wie die analoge Aufnahmetechnik, auf die das luftige und natürliche Klangbild zurückzuführen sein dürfte. In diesem Umfeld wirkt nicht einmal das mehrfach zu hörende Vogelzwitschern aufgesetzt.

Trackliste

  1. 1. So Sorry
  2. 2. I Feel It All
  3. 3. My Moon My Man
  4. 4. The Park
  5. 5. The Water
  6. 6. Sea Lion Woman
  7. 7. Past In Present
  8. 8. The Limit To Your Love
  9. 9. 1234
  10. 10. Brandy Alexander
  11. 11. Intuition
  12. 12. Honey Honey
  13. 13. How My Heart Behaves

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