laut.de-Kritik
Des Hauptmanns geilen Haufens bisher bestes Album.
Review von Toni HennigFeuerschwanz erreichten zuletzt mit "Memento Mori" Platz eins in den deutschen Albumcharts. Danach spielte des Hauptmanns geiler Haufen auf den größten Metal-Festivals in Deutschland, etwa dem Wacken Open Air, und bestritt eine ausverkaufte Tournee. Zudem erschien mit "Todsünden" noch ein Coveralbum. Nun legt die Band aus Erlangen mit "Fegefeuer" nach.
Den Beginn macht die flotte, epische Nummer "SGFRD Dragonslayer", die nicht um Siegfried aus der Niebelungen-Sage, sondern um den isländischen Sagenheld gleichen Namens kreist: Die Strophen kommen hier zwar sogar auf Isländisch daher, im kämpferischen Refrain bleibt jedoch textlich alles beim Alten. "Bastard Von Asgard" thematisiert den "Fenriswolf" und weckt Erinnerungen an Powerwolf, nur passen die hellen, piepsigen Gastvocals von Eluveities Fabienne Erni leider so rein gar nicht ins harte Klangbild.
Ansonsten war es das größtenteils mit den Power-Metal-Ausflügen: Von metallischen Riffs angetriebener Folk-Rock steht auf dem Programm, wobei bis auf das episch balladeske "Valkyren" am Ende jeder einzelne Song durchaus nach vorne geht. Zudem liefert Hans der Aufrechte alias Hans Platz das ein oder andere mitreißende Solo.
Inhaltlich bedienen die Erlanger eine größere Palette als auf früheren Platten. Anspielungen auf Dantes Göttliche Komödie ("Fegefeuer") und Game Of Thrones ("Eis & Feuer") findet man ebenso wie Partynummern ("Berzerkermode", "Die Horde") und nordische Mythologie ("Valkyren"). Dies sollte man allerdings nicht überbewerten, denn in den Refrains kann man sich oftmals vor heroischen Tönen und Klischees kaum retten. Dennoch gibt es einige gelungene Tracks - "Fegefeuer" geht als das bislang beste Feuerschwanz-Album durch.
"Berzerkermode" stellt sich als einprägsame Mitsingnummer mit Sackpfeifenbegleitung heraus, die durch den Wechsel zwischen englischen und deutschen Textzeilen einen eigenen Reiz besitzt. "Uruk-Hai" verweist zwar mit stampfenden Tönen auf Herr der Ringe, überrascht in den Strophen jedoch mit für die Band recht ungewohntem Industrial-Rock. In "Morrigan" geht es um die gleichnamige Figur der keltischen Mythologie, die Göttin "der Nacht", und fällt schön folkig hymnisch aus. In eine ähnliche Kerbe, nur mit harten Riffs, schlägt "Eis & Feuer".
Allerdings schießen die Erlanger an einigen Stellen wieder zu sehr über das Ziel hinaus. Die Deathcore-Elemente im Titelstück schaffen es, einen recht passablen Song nach hinten raus zu zerstören. Die angriffslustige Mitgrölnummer "Die Horde" lässt sich nur mit ganz viel Gerstensaft ertragen. "Valkyren" ersäuft in ausschweifendem Wikingerpathos. Zudem kommt des Hauptmanns geiler Haufen im Refrain von "Highlander" mit ausgelutschtem "Es kann nur einen geben"-Zitat um die Ecke, garniert mit Schlachtchören.
Letzten Endes fuhr die Band den Blödelfaktor zugunsten ernsterer Ansätze auf ein Minimum herunter, was sich positiv auf die Musik auswirkt. Gleichwohl muss man über den ganzen kämpferischen Heldenpathos schon ziemlich hinwegsehen, um mit der Platte etwas anfangen zu können. Das Gesamtpaket erweist sich immer noch als recht banal statt tiefsinnig. Trotzdem stellt diese Scheibe eine Basis dar, auf der sich aufbauen lässt.
8 Kommentare mit 19 Antworten
Meiner Meinung nach müsste es im Titel "Des Hauptmanns geilen Haufens bisher bestes Album" heißen, da es ja das beste Album des geilen Haufens ist. Und dann kommt die nähere Bestimmung mit dem doppelten Genetiv? Das beste Album wessen geilen Haufens ist es? Das beste Album des geilen Haufens des Hauptmanns.
Np, gerne doch. Jetzt auch mal in die Rezession reingelesen:
"die Bans aus Erlangen"
Wurde "Bastard von Asgard" durch einen inzwischen gelöschten User hier inspiriert?
Ob die wohl auch LARPs spielen bzw. musikalisch untermalen?
Jupp, die haben einen stabilen LARP-Hintergrund.
Gibt es solche peinliche Musik eigentlich auch in anderen Ländern oder ist diese erzwungene Feierlaune auf das Land der nach festem Datum stattfindenden Karneval-Fröhlichkeit beschränkt?
Gibt's auch in anderen Ländern, Berndilein. Ist auch nicht so tragisch, wie's auf laut.de gerne mal vermittelt wird.
Es gibt doch diese Kackband Alestorm aus Schottland. Oder Andrew WK! Also ja, gibt es auch anderswo.
Nichts gegen Andrew WK. Party hard!
Wenn man Salbe drauf tut, geht das mit dem Feuerschwanz bald vorbei.
Aber nur, wenn es sich um eine Salbe auf Basis von Cephalosporinen der Gruppe 3 in hoher Dosis handelt, zum Beispiel Ceftriaxon oder Cefixim, und auch dann nicht unbedingt...
... denn cephalosporinresistente Stämme der Gonorrhoe sind seit über 10 Jahren in einer wachsenden Anzahl Staaten medizinisch und durch den zunehmenden Erfolg von Feuerschwanz im deutschsprachigen Raum auch kulturell hinreichend belegt.
..und alljährlich sage ich: Eisenpimmel wäre das nicht passiert...
Habe jetzt nur ins Bastard von Asgard-Video reingeschaut. Wenn man Geschmack hat und keinen Powermetal mag, ist das natürlich kaum zu ertragen. Klingt aber auch nicht schlechter, als andere Acts. Die dämlichen Texte fallen einem natürlich eher auf - bei englischen PM Songs sind die vermutlich auch nur selten besser, aber als Nicht-Muttersprachler merkt man das nicht direkt.