laut.de-Kritik
Stimmung kommt nur mit Features auf.
Review von Maximilian Fritz"Junge, Junge, ist schon komisch, wie die Zeit fliegt / Die andern Rapper, alle Hype vorbei wie Nike" Nach seinem Husarenstück "Vibe" und der weithin respektierten Jalil-Kollabo "Epic" legt Fler mit "Flizzy" sein nächstes Album vor und betont gleich zu Beginn, dass er zum Inventar des Deutschrap gehört.
Der Titeltrack hat nicht nur die Abneigung gegen Nike, die sich wie ein roter Faden durchs Album zieht, mit Kanyes Soundcloud-Rant "Facts" von 2016 gemein, auch Flow und Beats ähneln sich stark. Logisch, hatte West die Nummer seinerzeit doch im Vorbeigehen produziert. Den vorab schon genug breitgetretenen Bushido-Diss liefern wir der Vollständigkeit halber noch nach: "Dein Rücken, er tut weh, kein Rücken mehr/Und die Geister, die du riefst, sie rücken näher". Keine lyrische Offenbarung.
Im anschließenden "Timing" serviert Frank White kühle Synthie-Flächen, unablässige Trap-Adlibs und komplett humorbefreiten Materialismus, der nicht mal Raum für den Anflug eines Schmunzelns lässt: "Trag' den Hermès-Belt nicht weil die Hose hängt/Champagnerflaschen auf dem Tisch nicht weil er schmeckt". Klar gehört das Prahlen mit Besitztümern, ob Uhren oder Frauen, nun mal zum guten Ton, derartigen Lines mangelt es bei Fler aber an Doppelbödigkeit, was sie unangenehmer macht als bei Genre-Kollegen.
Die schiere Eifersucht der vielzitierten Neider behauptet auch die Vorab-Single "Pfirsich": "Spieglein, Spieglein, warum hat keiner der Rapper was Fler hat? Jeden Tag Solarium, jeden Tag Shoppen gehen, jeden Tag Haircut". Savoir-Vivre auf höchstem Niveau.
Der eingeschlagene Weg setzt sich im Rick Ross-Feature "Big Dreams" erwartungsgemäß fort. Schon beim vierten Track spürt man aber erstmals Dankbarkeit für einen Funken Abwechslung, der Gast rappt schließlich auf Englisch über Gucci Shoes und Maybachs. Der entschleunigte Beat gefällt, und Flers Autotune-Hook geht erstaunlich gut ins Ohr. Die nötige Portion Hipster-Hass gibt es obendrauf: "Mann, ich träume diese Big Dreams / Zu big für die Slim Jeans".
Richtiggehend unterhaltsam fällt das Farid Bang-Feature "AMG" aus, das sich zwar erneut um Karosserien und Reichtum aller Art dreht, mit des Bangers ureigener Mundart aber trotzdem so etwas wie Kreativität versprüht. Auch die Rezeptur JBG 3s hat es in Form einer kontroversen Line auf den Track geschafft, die alltagsrassistische Stereotype und einen Alice Schwarzer-Diss gekonnt verbindet. Höchst amüsant beschreibt Farid auch den Zusammenhalt der AMG-Brüder: "Wir sind ein Team, sind zwei Gs wie der Spitzname Buffons." Fler dagegen bleibt natürlich einfach Fler: "Erstmal macht sie auf Emanze / Dann will die Bitch doch, dass ich sie Bitch nenn'". Keine Pointe.
"Late Check-Out" und "Real Madrid" lassen sich als unangenehme, richtiggehend schmierige Schnulzen mit antiquiertem Frauenbild subsumieren, wobei zweiteres sich eher in der Güteklasse Metzelder als Di Stefano wiederfindet. Auch hier fällt es schwer zu glauben, dass Frank White mit angestrengter Miene im Studio steht und Line um Line rappt, ohne von Lachkrämpfen geschüttelt zu werden.
"Auch mit Narben auf der Seele / Egal wie viel Probleme / Auch bei Not und Elend / Aber Jungs aus meiner Gegend die vergießen keine Träne" realtalkt es herzzerreißend im Azad-Feature "Keine Träne". "Doughboy" kokettiert traditionsbewusst mit Flers Anabolika-Konsum und manifestiert endgültig seine krude Kanye-Hermès-Obsession.
"Highlevel Ignoranz" trappt solide vor sich hin und porträtiert Fler in seiner Paraderolle als einsamer Wolf, der gegen alles und jeden kämpft. Aus küchenpsychologischer Sicht wüsste man nur zu gerne, warum eigentlich. In "Rollies & Lambos" geht es zur Abwechslung um Autos.
Im Endspurt wirft Flizzy noch einmal mit Features um sich. Mit Jalil und einer tatsächlich ungesund anmutenden Grundaggressivität ausgestattet, stellt er sich in "Ice Cream" seiner cholerischen Ader: "Immer ist Flizzy am rumschreien / Nein, Mann, das kann nicht gesund sein / Noch immer die Pisser von laut.de / Kriegen ein' Schwanz in den Mund rein".
In "Subkultur" mit Prinz Pi fallen beide Parts grundsolide aus, Bonuspunkte sammelt der Beat mit schiefen Klavierinstrumentals. Die Erkenntnis, dass Fler auf "Flizzy" nur auf Feature-Tracks funktioniert, untermauern Kostproben aus der Solonummer "Stapel" an 16. (!) Stelle am besten: Ob "Stapel Money zu 'nem Stapel / Stapel Stapel zu 'nem Stapel" aus der Hook, oder das Liebhaberstück des gesamten Langspielers: "Dein ganzes Leben wert wie eine Schraube / So wie eine Schraube / Unter meiner Haube". Unfassbar.
So bleiben über ein Album, das nur mit Gastrappern Fahrt aufnimmt, nicht mehr viele Worte zu verlieren. Einen Pluspunkt sammelt die standesgemäß satte Produktion. Textlich wie thematisch ordnet sich Fler aber gefühlt ein, zwei Stufen unter dem ohnehin limitierten Trap-Status Quo ein, was den Unterhaltungswert zwangsweise begrenzt.
36 Kommentare mit 7 Antworten
Praktisch, dass Fler laut.de schon auf dem Album disst. Da kann er sich die Zeit ja jetzt nach der Kritik sparen. Obwohl... wütender Twitter-Post in 3... 2... 1...
... 0 .
https://twitter.com/FLER/status/9772615127…
Aber eigentlich klingt er diesmal schon fast entspannt.
Das Problem ist halt auch, dass Rapper von sämtlichen Rapmedien (abgesehen von Backspin vielleicht) permanent Honig um's Maul geschmiert bekommen und daher gar nicht richtig lernen bzw. erzogen bekommen, was Kritik bedeutet.
allein die Songtitel verleiten zu einem ungehörten 1/5
Einmal durchgehoert, wie erwartet wack as phuakk.
Nur weil sein Rapalias auch mit F beginnt, heisst es nicht, dass der Fettsack Deutschlands Future ist.
1/5, was auch sonst, da aendert auch Farid nix.
Der Huan ist schon wieder auf Platz 1 gechartet
http://www.rapupdate.de/platzierung-von-fl…
Weil es in diesem Land zu viel genetischen Abfall gibt.
entspann dich mal
Ist Fler eigentlich ein Slang Ausdruck für Dünnschiss ? Klingt irgendwie so und würde auch Sinn machen....
Mit objektiver Betrachtung und zeitgemäßem Musikverständnis hatte diese Kritik wenig bis gar nichts zu tun