laut.de-Kritik

B-Klasse-Beats für einen S-Klasse-Emcee.

Review von

Der beste Freund sagt die Verabredung zum Single-Saufen ab, du trinkst trotzdem, gehst auf die Party und ...? Hipster-Pärchen only. Eine solche Enttäuschung war zu erahnen, sitzt aber trotzdem tief wie Lowrider-Räder. Noch in der Nacht saugst du zu Hause die brandneue Freddie Gibbs. "I put my ski mask on and fuck this game up."

Cooler Gangsta-Rap mit Weltklasse-Flow über Top-Notch-Trap-Beats warten nach Weicheier-Gelaber und 134 Megabytes im iTunes-Player, ein letzter Whiskey schimmert golden im Glas, und die eigene Party startet. Doch sie stottert nach zwei Songs, stolpert nach vier und stoppt endgültig bei Track neun. Freddie Gibbs? Gibbet das denn?

Kein Madlib, kein Statik Selektah, kein Mike Will, kein Young Chop, nichts, niemand. Während der Ardberg auf der Zunge perlt, plätschern die Beats auf "ESGN" austauschbar und derbe durchschnittlich durch die Boxen.

Lord Zedd, Big Jerm, die Produzenten klingen wie ein B-Movie auf der seit Jahren neben dem Flachbildschirm liegenden DVD. B-Klasse-Beats für einen S-Klasse-Emcee. Auch wenn zu viele Köche den Brei oft verderben: Hier fühlt man sich eher wie in einem Rach-Restaurant - vor einem Rach-Besuch.

Freddie Gibbs streckt sich auf seinem offiziellen Studiodebüt, flowt, hookt, aber die Lyrics verlieren sich im erwähnten Trap-Durchschnitt aus spannungsarmen, stinknormalen Synthies, SPD-Synthies sozusagen. Kein Mut, kein Pfeffer, nur Beamten-Beats. Drei Mal durchgehört, drei Mal ist nichts passiert. Klaus Lage lässt grüßen.

Als einzige Ellenbogenraus-Tunes funktionieren das vielschichtige "Came Up", das melancholische "I Seen A Man Die", Cardos Westcoast-Hymne "FAME" und das tief ins Purple-Glas guckende "Paper". Vielleicht liegt es ja an der Anlage, an den Kopfhörern, am Subwoofer oder einfach an der frischen Enttäuschung der Erstsemester-Feier.

Doch sturzbetrunken und mitleidig im Sessel sitzend, folgt die Forderung an Freddel, den Verbrecher: Deine nächsten Alben sind:

Erstens: ein Underground-Teil, komplett kongenial produziert von Madlib und The Alchemist.

Zweitens: ein Doppelalbum. CD 1: Gangsta-Gibbs auf den derbsten Trap-Beats, CD 2: Boom Bapster-Gibbs über soulige Tunes.

Danke.
Gute Nacht.

Trackliste

  1. 1. Lil' Sodi
  2. 2. The Real G Money
  3. 3. Came Up
  4. 4. Hundred Thousand feat. G-Wiz, Hit Skrewface
  5. 5. D.O.A. feat. G-Wiz, Big Kill
  6. 6. Lay It Down
  7. 7. I Seen A Man Die feat. Lil' Sodi
  8. 8. Have U Seen Her feat. Hit Skrewface
  9. 9. One Eighty Seven feat. Problem
  10. 10. Eastside Moonwalker
  11. 11. F.A.M.E.
  12. 12. Paper feat. YB
  13. 13. The Color Purple
  14. 14. Certified Live feat. G-Wiz, Jay Rock
  15. 15. Ten Packs of Backwoods feat. D-Edge
  16. 16. Dope In My Styrofoam feat. G-Wiz, G.I. Fleezy
  17. 17. 9mm feat. G.I. Fleezy, G-Wiz
  18. 18. Lose Control feat. BJ the Chicago Kid
  19. 19. Freddie Soprano

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