laut.de-Kritik
Im Suff wird gezetert und bis zur Atemnot gesungen.
Review von Deborah KatonaOb Daniel Johansson und Joakim Sveningsson bei den Aufnahmen zu "For New Beginnings" zum ersten Mal nüchtern im Studio waren? Der Platte hört man es jedenfalls nicht an. Zwar gerät das dritte Album nicht mehr ganz so fetzig wie "Bravo!" oder "Tour De Hearts", doch ganz wie im Suff wird geschwallt und gezetert und bis zur Atemnot gesungen. Ein wenig schräg, etwas mehr folkig – aber gewohnt liebenswert.
"For New Beginnings" will keinen Neuanfang oder dergleichen, im Grunde genommen bleiben Friska Viljor bei ihren Wurzeln: Man setzt wieder auf ungewöhnliche Instrumente wie Mandoline, Ukulele, Glockenspiel und Akkordeon - und unterlegt das teilweise mit einem sehr folkigen Beat, dann wieder poppig oder auch mit elektronischen Zügen.
Neu soll dagegen sein, dass Friska Viljor eben nicht mehr nur etwas über Alkohol, Frauen und R'n'R reden, sondern auch mal tiefer gehen. Behaupten sie zumindest. Bei der Singleauskopplung "Wohlwill" ist das gleichwohl nicht der Fall. Benannt nach der Hamburger Wohlwillstraße behandelt die Nummer ihren Aufenthalt in Deutschland vor drei Jahren: Die Band übernachtete bei Fremden, wurde zu Parties eingeladen wurden und erspielten sich besoffen die ersten treuen Fans.
Offbeat und Trompeteneinsatz schaffen dazu fast eine Art Sirtaki-Stimmung, gewohnt eingängig eben - zum Glück. Das begreift man spätestens dann erleichtert und begeistert, wenn die Band singt: "'Cause we had been down there for a couple of days. Getting nothing but drunk and we were lost in a haze."
Weitere Anspieltipps: "Hey You" und "Hibiskus Park". Beide Tracks dürften, obwohl ruhiger angelegt als beispielsweise "Arpeggio" oder "Oh Oh", die Fanherzen erobern - obs am altbewährten "Ah ah ah"-Einstieg liegt?
"I Want You" bietet jenes dann passagenweise in Perfektion, liebäugelt aber zu arg mit Kirmes-Atmosphäre. Akkordeon sei Dank - oder eben eher nicht. Orgellastiger, dafür viel schmissiger gestaltet sich "People Are Getting Old", wenn Friska Viljor ihren Fans wieder mal von der Seele singen: "But I'm still stomping like I am fourteen or something. I think of the future. I can't see anything changing."
Apropos: Liveauftritte der Schweden sind absolut unvergesslich. Die Stimmen noch ein bisschen schräger, die Instrumente auch, die Typen erst recht. Vielleicht sind sie beim Betreten der Bühne richtig voll. Dann Glückwunsch. Klingt ihre Musik doch genau so toll, wenn nicht noch mitreißender - und falls doch nicht: "It was not my fault, I was too drunk."
6 Kommentare
Geile Platte, wie zu erwarten war.
tönt nach den ersten zwei Umdrehungen ganz gut. Mal sehen ob sich noch so ein Überhit wie Arpeggio oder We are hapyy now rauskristallisiert.
dito, ein "arpeggio" suche ich auch. dieser song ist soooo unfassbar toll. bisher ernüchterung. hab aber auch bei weitem nicht alles gehört.
bei mir sprang der funke irgendwie nicht so über. aber ich probiers definitiv noch mal...
klingt die genauso, wie die vorgängerplatten?
wenn ja, reichts ja, die beiden zu hören
Nö, der Sound ist schon ein wenig anders. Stimmlich natürlich immer noch FV aber das Ganze klingt irgendwie durchdachter und weniger spontan. Das machts allerdings nicht schlechter, sondern gibt vielen Songs eher einen positiven Drive.
Gib den Jungs noch eine Chance, diesmal ist das nämlich wirklich eine Entwicklung/Veränderung gegenüber dem Vorgänger.