laut.de-Kritik
Am Ende kommt immer Begeisterung heraus.
Review von Oliver LambrechtBravo heißt im Schwedischen ebenfalls Bravo. Das kann man noch so oft drehen und wenden, am Ende kommt immer Begeisterung heraus. So auch beim ersten Album von Friska Viljor namens: "Bravo!".
Nach der Trennung von ihren Freundinnen legten die Songwriter der Band, Joakim Sveningsson und Daniel Johansson den Grundstein für ihren Sound mit der Entscheidung, nie mehr nüchtern Lieder zu schreiben. Der daraus resultierende Rauschzustand klingt durch jeden einzelnen Takt. Selbst dann, wenn die Produktion ein wenig zu glatt verläuft wie bei "Goldfish", zeugen doch die Textzeilen von einem latenten Daneben-sein.
Aus diesem Grund darf sich die Band auch ungestraft erlauben, mit "Shotgun Sister" und "We Are Happy Now (La La La)" zwei wortgleiche Stücke auf das Album zu packen. Ersteres bestreitet melancholisch entrückt den Auftakt der Platte, während die zweite Version wesentlich flotter und frecher antreibt: "I want to show you how I feel good in every moment". Insgesamt eine ideale Ansage für die Ex, nicht nur trotzig, sondern auch mal sehnsüchtig, je nach Gemüt.
Musikalisch lotet das Sextett aus Stockholm das Spektrum analoger Instrumente aus, scheut aber auch nicht davor zurück, auf elektronische Beschallung zurückzugreifen. Dennoch wirkt ein treibender Kracher à la "Monday" keinesfalls deplatziert. Für "I Gave My Life" bemächtigen sich die Schweden ohne auch nur irgendeine Irritation auszulösen sogar einiger Sirtaki-Anleihen. Beim Trinkspielen führt offenbar kein Weg am Ouzo vorbei.
Bei "Friskashuffle" beweist Friska Viljor das Vermögen, ein Lied ohne Hänger auf über sechs Minuten strecken zu können. Wie bei einigen anderen Stücken driftet der Gesang hier in eine dezente Beach Boys-Kopfstimme ab. Ein Keyboard vervollständigt das Klangbild von Schlagzeug, Gitarre, Bass und fertig ist ein Song, der unter Live-Bedingungen ohne weiteres noch länger ausfallen dürfte.
Das gefällige Ukulelen-Stück "Tell Me" schließt nach etwas mehr als 42 Minuten begeisternden Indiepops die Platte ab. Der einzige Makel der Platte ist, dass stets eine Prise Konzertatmosphäre mitschwingt, sie aber doch nur in einem Abspielgerät rotiert. Abhilfe schafft da der Albumtitel. Laut "Bravo!" zu schreien sollte nicht länger ZDF-Zuschauern vorbehalten bleiben.
7 Kommentare
also dieses Album ist für mich jetzt bereits eines der Top-3-Alben aus 2007 ... wer auf Mucke à la Modest Mouse, Pogues, Built to Spill oder And you will know steht, der wird hier sicher sehr begeistert sein ... wundert mich ein bisschen, dass man nichts, aber auch gar nichts von den Jungs hier in Deutschland mitkriegt
top 3-album wird es sicherlich nicht und auch den vergleich zu modest mouse und built to spill würde ich nicht unterschreiben, aber das album macht großen spaß momentan. 'gold' ist klasse.
sternschwester hat recht!
soo britisch angehaucht sind die nu auch net. das ganze folk zeug und so...
Möge das große musikalische Schubladenschieben beginnen: Also, Indie ist auf jeden Fall die Gitarre, Anti-Folk der Gesang und Nu-Rave die Elektro-Versatzstücke (in Monday). Dazwischen geschrammel, getrommel und getröte, das einfach gut ist. Sehr geiles Album. Bravo!
Welch musikalischer Orgasmus!