laut.de-Kritik
Mittelmäßig trotz Bob Dylan und Frank Zappa.
Review von Giuliano BenassiFrauen, goldene Schallplatten, Protz und Kohle – kaum ein lebender Musiker verkörpert den Glitz des Rock'n'Rolls so gut wie Gene Simmons. Bei KISS misshandelt er zwar nach wie vor den Bass, in den letzten Jahren machte er aber eher mit Büchern, Marketing-Gags und bandinternen Machtworten als mit neuem Material auf sich aufmerksam. "Asshole", sein zweites Soloalbum nach dem selbst betitelten Debüt 1978, soll das ändern.
Ein erstes Überraschungsmoment ist ihm dabei zweifellos geglückt, denn er kann mit Größen wie Bob Dylan und Frank Zappa aufwarten. Auch Dave Navarro kam im Studio vorbei, um seine Gitarre für eine recht originaltreue Cover-Version des Prodigy-Stücks "Firestarter" beizusteuern. Namen, die das Herz des Fans höher schlagen lassen. Oder auch nicht, nachdem man sich das ernüchternde Ergebnis angehört hat.
Der Kontakt zu Dylan kam bei einem Telefongespräch zustande, erzählt Simmons im Interview. Aus einer gemeinsamen Session entsprang "Waiting For The Morning Light", das (leider) kaum nach dem Barden klingt: Simmons überzieht seine Stimmbänder, lässt sich von Keyboard, Klavier sowie "uhuhuhuhu"-Background Vocals begleiten und singt von Einsamkeit und zwischenmenschlichen Problemen. Worte, die sich aus dem Rachen des Großmauls eher ungewohnt anhören: "I wonder why I keep bluffing when all I wanna do is cry", heißt es da etwa.
Harte Töne sind auf dem Album eher in der Minderheit. "Beautiful" schließt sich an "Waiting For The Morning Light" an, "Now That You're Gone" beginnt mit einem Kinderchor und klingt wie ein gemütliches Einschlaflied, "Whatever Turns You On" ist mit der gesamten Simmons-Familie angereichert und hätte gut in den Soundtrack zu "School Of Rock" gepasst. In "I Dream A Thousand Dreams" wildern kaum ertragbare Keyboard-Streicher und eine Pedal-Steel-Gitarre herum. So dünn hat sich Simmons Stimme selten angehört.
Schreien kann er allerdings, so ist es kaum erstaunlich, dass die vergleichsweise besseren Stücke nach KISS klingen. "Sweet & Dirty Love" sowie "Carnival Of Souls" sind zwar Ausschussware aus Simmons Feder, die es auf kein KISS-Album schafften, aber trotzdem einigermaßen rocken. Der Titeltrack überzeugt mit seinem angezogenen Rhythmus und der selbstironischen Zeile "maybe I'm an asshole, too".
"Weapons Of Mass Destruction" beiseite, schwingt nur noch in "Black Tongue" eine elektrische Gitarre mit, dafür eine gewichtige, die Frank Zappas. Zumindest zu Beginn, denn nur das Riff, ein Wortschnipsel und wenige Klangfetzen stammen aus dem Nachlass des verstorbenen Musikers. Drum herum flechten Simmons und Zappas Familie (darunter Sohn Dweezil, der auch das Solo beisteuert) ein wirres Klangkostüm, das nicht wirklich überzeugt.
Zwei halbwegs gute Lieder bleiben noch aus: Das groovige "Dog" und das eher deprimierte "If I Had A Gun". Sie tragen zu einem facettenreichen Album bei, das durch seine Stilvielfalt und nur stellenweise geglückten Arrangements schnell auseinander fällt. Zwar zeigt Simmons mit "Asshole", dass es ein musikalisches Leben jenseits von KISS gibt. Richtig glaubt er aber wohl selbst nicht daran, wie eine erneute Tour mit seinen geschminkten Kollegen beweist.
1 Kommentar
Man merkt, dass der Artikel-Verfasser von Grund auf gegen Gene Simmons ist. Von Objektivität ist hier nicht viel zu spüren - nur Negativ-Kritik.
Selbst wenn ich jemanden nicht mag, so muss ich nicht gleich persönlich werden.
Jedenfalls passt der Album-Titel zum Verfasser.
'Hoffentlich schreibst Du nicht noch mehr Artikel!'