laut.de-Kritik
Melodien für Millionen und blutkeifende Aggression.
Review von Manuel BergerHach, was wäre nur ein God Dethroned-Album ohne Besetzungswechsel. Diesmal gabs gar eine Bandauflösung und Reformierung, bevor sieben Jahre nach "Under The Sign Of The Iron Cross" endlich die neue Platte im Regal steht. Das Schöne ist: Es scheint total wurscht zu sein, welche Hindernisse sich in Henri Sattlers musikalischen Weg werfen, das qualitative Ergebnis stimmt.
So klingt "The World Ablaze" als wären God Dethroned niemals weg gewesen. Sogar daran, die begonnene WWI-Trilogie fortzusetzen, haben die Holländer gedacht. Welcome back im Reich des melodischen Death Metals – wir haben alles, was das Fan-Herz begehrt: große Leads, harsche Speed-Angriffe, Präzision, Schwärze, Thrash und bissige Vocals. Letztere kommen besonders gut im hookigen "On The Wrong Side Of The Wire" zur Geltung.
Insgesamt setzen God Dethroned etwas mehr auf Abwechslung als auf dem Vorgänger. Jedenfalls in meiner Wahrnehmung schalten Sattler und Co. öfter mal einen Gang runter, anstatt in Black-Death-Manier durchzupreschen. Klar gibts davon genug. "Breathing Through Blood" etwa erreicht zwischendurch wahnwitziges Tempo, bei dem man sich fast Sorgen um Michiel van der Plichts Beinchen und die Sehnenscheiden der Axtschwinger macht. Häufig hängt die Band aber eine Low- oder Mid-Tempo-Passage vorn oder hinten dran. Das sorgt nicht nur für kompositionell überzeugende Stimmung, sondern auch für einige wirklich heavy Parts.
"Close To Victory" nimmt dabei die diplomatische Zwei-Hälften-Lösung. Während die ersten beiden Minuten ganz im Zeichen der Highspeed-Prügelei stehen, gibts in den folgenden beiden Hymnenmaterial. Dabei wirken sowohl Sattlers als auch Mike Fergusons Klampfe artig mit und spinnen – ja echt – Melodien für Millionen. Das Zeug könnte man in Stadien spielen.
Selbiges gilt auch für das glorreiche "The 11th Hour". Es beschließt nicht nur "The World Ablaze", sondern God Dethroneds gesamte Erster-Weltkrieg-Trilogie. Zumindest nach aktuellem Plan. Und sie könnten es kaum besser machen. Mit recht klassischen Mitteln, sprich: ohne irgendwelche extravaganten Experimente, sondern mit schlichtem Vertrauen auf Melodiegespür und Rhythmusfraktion, erreichen God Dethroned eine für Death Metal-Bands ungewohnte Epik. Ein Wort fast die vermittelte Atmosphäre ganz gut zusammen: Requiem.
Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Denn da Dan Swanö an den Reglern saß, muss man sich um den Sound so gar keine Sorgen machen. Im Grunde haben einen God Dethroned schon im Sack, wenn sie den eröffnenden Instrumental-Harmonie-Reigen "A Call To Arms" abrupt mit einem Kanonenschuss zum Schweigen bringen. Krasse Ansage, der die Band dann aber auch Taten folgen lässt. Egal ob im brutalen Thrash-Todesmarsch "Messina Ridge" oder dem Doublebass-Monster mit gelegentlichen Sehnsuchts-Anwandlungen, "Annihilation Crusade" – God Dethroned beweisen, dass sie wirklich gekommen sind, um jemandem vom Thron zu schubsen. Beziehungsweise, ihren rechtmäßigen Platz einzunehmen ...
1 Kommentar
es gibt natürlich nur eine einzige und legitime "Melodien für Millionen" und zwar die hier:
http://www.metal-archives.com/albums/Schif…