laut.de-Kritik
Melodic Rock mit allem Pipa-Pomp zwischen Ed Sheeran und Whitesnake.
Review von Yan VogelH.E.A.T haben sich dem Genre des lupenreinen Melodic Rock verschrieben mit allem Pipa-Pomp. Man liebt ihn, man hasst ihn oder man goutiert die Mucke zumindest nach zehn Bier im Fastnachtstrubel, da diese rein von der Machart nicht vom Schlagergegröhle zu unterscheiden ist.
"I am the one and only" brachte das in den Achtzigern geprägte Gefühl aus Egoismus und Materialismus perfekt auf den Punkt. Natürlich gibt es die Größen des Genres wie Whitesnake, Toto, Journey, Foreigner oder Europe, aber tatsächlich orientierten sich die Schweden auf ihren letzten beiden Alben zusehends am Format-Poprock, der in den letzten Jahren in Form von Ed Sheeran, Miley Cyrus oder den Imagine Dragons aus den basslastigen Boxen quillt.
Nun geht die Gruppe 'Back to the roots' und wendet sich dem Pop der Eighties in Form der oben genannten Glam- und Hardrock-Granden zu. "II" stellt zwar das sechste Album dar, ist aber laut Band die Veröffentlichung, die direkt nach dem Debüt hätte erscheinen müssen. Zwischen Schlager und harter Kante findet der Hörer die gesamte Palette wieder.
Aber bisweilen übertreibt es die Band. "Nothing To Say" ist eine Schnulli-Schulze bei der jegliches ästhetisches Empfinden rebelliert und das Ägermeter "ROT!" anzeigt. "Adrenalin" geht mit seiner simplen Kausal-Logik selbst Liebhabern Rammsteinscher Lyrik auf den Zeiger. Ob "Heaven Must Have Won An Angel" als billiger RTL-Anmachspruch oder als Liebesbekundung durchgeht, entscheidet am besten jeder für sich selbst. Das Keyboard gehört in die Rubrik 'Verschenken' auf einem gängigen Kleinanzeigenportal.
Was die Platte über die Ziellinie rettet, sind folgende drei Dinge. 1. Das Organ von Sänger Eric Grönwall, wohlgemerkt dessen Stimme. Der Swedish Idol-Gewinner übt sein Fach mit Inbrunst und technischer Reife aus, dass es eine wahre Freude ist. 2. Gleiches gilt für Rückkehrer Dave Dalone an den sechs Saiten. Der Gitarrist beherrscht mal locker sämtliche relevanten Stilistiken von Shrapnel Records-Shredding bis hin zu gefühvollem Knopfler-Gedudel.
3. Der Detailreichtum, mit der das Quintett die Songs ausschmückt, beweist, dass hier wahre Kenner der Materie zu Werke gehen. Und so düsen Kracher wie die Midtempo-Hymne "Rise", das speedige "Come Clean" oder das weltumspannende "We Are Gods" ohne Umweg über den Verstand ins limbische System und lassen es Konfetti regnen.
1 Kommentar
Der perfekte Nachfolger ganz starke Scheibe