laut.de-Kritik
Vier neue Songs mit erfrischender Perspektive.
Review von Stefan MertlikRapper mit einem schwierigen Verhältnis zu Geld und Sexualität geben den Ton an. Doch es brodelt im Untergrund. Hip Hop bekennt zunehmend Farbe und bietet konservativen Werten die Stirn. Eine, die sich um Diversität bemüht, ist Haszcara. Auf ihrer "Hautnah EP" verlässt sie sich aber nicht nur auf die Inhalte. Auch musikalisch legt sie noch eine Schippe drauf.
"Wenn eine Lady am Mic ist, lass ihr den Vortritt und du hast etwas für die Quote getan", rappt die Berlinerin auf "Schon Lange". Während Unbelehrbare reflexartig irgendetwas von "nur die Skills sollen darüber entscheiden" brabbeln, benennt Haszcara das eigentliche Problem: Rapperinnen werden anders wahrgenommen als männliche Kollegen. Nicht ohne Grund kommt kaum eine Review zu Cardi B ohne einen Vergleich mit Nicki Minaj aus. "Wir sind alle MCs, aber unterschiedlich", heißt es in "Schon Lange", bevor Haszcara eine lange Liste mit Hip Hop-Aktivistinnen herunter rattert. Coole Menschen schreiben mit und beginnen anschließend zu diggen.
Wie erfrischend Haszcaras Perspektive auf die Dinge ausfällt, zeigt der Titelsong. Hier stürmt nicht der Mann die Bühnen des Landes, sondern die Frau. Doch Haszcara betont, dass Fame und Spotlight keine Rolle spielen. Der Typ, der zuhause wartet, muss sich keine Sorgen machen: "Denn immer, wenn sie bei dir ist / siehst du, wie verknallt sie ist / sie nimmt deine Hand und die Kälte geht / sieht dich einfach an und die Welt bleibt stehn."
Verglichen mit der "Roter Riese EP" von 2017 und dem Debütalbum "Polaris" von 2018 zieht Haszcara musikalisch das Tempo an. Sie wechselt die Flows alle paar Takte, verfällt beim Vortrag oft ins Melodische und rappt bilingual. Die Beats, von denen Haszcara selbst einen produziert hat, verbinden den Zeitgeist mit klassischen Boom-Bap-Elementen. Trockene Streicher- und Piano-Samples treffen auf zitternde Hi-Hats.
Der größte Kritikpunkt an "Hautnah" lautet: die Kürze. Mit lediglich vier neuen Songs erscheint die Rapperin auf zu wenigen Radaren. Presse und Rap-Fans warten vermutlich auf ein zweites Album, bevor sie sich mit der Künstlerin eingehend beschäftigen. Das wäre jedoch schade. Haszcara nutzt trotz der Knappheit eine breite Skill-Palette, die manch ein Kollege in seiner kompletten Karriere vermissen lässt.
7 Kommentare mit 12 Antworten
Warum female-rap? Als ob das n eigenes Genre wäre.
Hab ich mich auch gefragt
So Leid es mir tut und so sehr ich es jeder Frau der Welt und weiblichen Musikerinnen gönnen würde: absolut unbrauchbare Musik von einer mittelmäßig sympathischen Person.
"Wir sind alle MCs, aber unterschiedlich", heißt es in "Schon Lange", bevor Haszcara eine lange Liste mit Hip-Hop-Aktivistinnen herunter rattert. Coole Menschen schreiben mit und beginnen anschließend zu diggen.
Das würde ich evtl tun, wenn mir der Vortrag von Hazcara in IRGENDEINER Weise Etwas geben würde. Aber wieso sollte ich Empfehlungen von jemandem diggen, dessen Musik ich einfach nur grauenhaft finde? Bin ich dadurch dann in den Augen von Stefan Merlik ein uncooler Mensch?
Hast dir das schon angehört?
Ja, hab ich mir angehört.
Finde halt einfach den Sound komplett mittelmäßig/langweilig, rappen kann sie sicherlich. Habe das oben vllt zu hart formuliert, mich nervt nur dieses beschissene Sendungsbewusstsein von laut.de bei dem Thema, vor Allem weil es so allgegenwärtig ist.
Und wenn ich dann höre, dass sie da Shoutouts an zB Lena Stöhrfaktor gibt, dann kann das halt auch kein Shoutout aufgrund von Skills sondern nur aufgrund des Geschlechts sein und das finde ich halt irgendwie nicht sehr schlüssig in einem Song in dem es darum geht, dass man doch Frauen bitte für ihre Skills wahrnehmen und nicht über ihr Geschlecht in Schubladen stecken soll.
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Habs mir jetzt auch Mal gegeben, finde es sehr solide. 4/5 würde ich jetzt nicht zücken, kann ich aber schon verstehen. Hatte erst erwartet Babsi Tollwut minus ein Stern (also für normale Menschen 1/5) geboten zu bekommen, wurde aber positiv überrascht. Autotune wurde meiner Meinung nach sehr maß- und geschmackvoll eingesetzt, mir ist allgemein die Produktion ein bisschen zu gewollt aktuell um nicht zu sagen zeitgeisty (ein Anglizismus aus einem Germanismus, dieseryannik wäre proud auf mich), am Mic ist Sie ziemlich gut. Alles in allem zerfickt das schon ziemlich viele populäre Rapper und ihre Alben. Insgesamt verdiente 3/5 für mich.
Das mit den shoutouts in dem Track bewertest du meiner Meinung nach über. Ist halt ein track, in dem es um sexismus im Rap geht, was man als Frau im Rap so alles zu hören bekommt. Die Aufzählung am Ende ist halt eher so eine Art Verschwesterung, oder sogar ein Hinweis darauf, wie viele weibliche Rapper es mittlerweile gibt. Nur weil Lena Störfaktor da genannt wird, heißt es ja nicht, dass die unbedingt fresh ist.
Ich hätte es auch schlimmer erwartet, besonders nach dem, was von ihr in der DT vorgestellt wurde, aber gut finde ich die auch nicht.
Die flowt teilweise ganz solide, aber auch bei weitem nicht so gut, wie in der Kritik suggeriert wird.
Die Reime klingen nach 2003 und hat man so schon tausend mal gehört. Inhaltlich auch alles nichts neues.
Das wundert mich hier auch immer bei den ganzen Rezensionen, mit was für mittelmäßigen Skills sich hier zufrieden gegeben wird. Ich kann da nicht wirklich drüber hinweg hören, so sehr ich wollen würde (was hier nicht der Fall ist). Da kann die Attitüde , der Inhalt usw noch so toll sein, aber wenn es schon an den Basics scheitert, ist das alles nicht viel wert.
Ich finde es aber dennoch voll gut und auch differenziert, dass MannIN seine anfangs etwas harte Formulierung abgeschwächt hat.
Little Simz kriegt 3/5 und Hascazara 4/5?
...Echt Jetzt 4/5 ich dachte eher an 5/5 oder an 6/5 veilleicht sogar an 7/5, könnte ein zukünfiger Deustchrapklasiker sein/werden...
- der Flow so krass - was ganz neues - noch nie gehört
- die Texte so krass - ergreifend, erfrischend und tiefgründig
- die Beats so krass - deutschrap ist besser denn jeh.
So höret Mr. Sam, 7 von 5 geht doch nicht, denn wenn das Hundertstel voll, so hat man sich entschieden dort schluss zu machen. Denn die Hundert ist ein Maß, das sich im Blickfeld befindet und dem Menschen keine großen Sorgen bereitet. So verwirrt uns nicht mit höherer Mathematik, auch wenn ich selbst schon reingefallen bin.
Auf was für einer Mission bist du unterwegs? Wissenschaft, Religion, Mathematik, generelle Absolutheit oder doch eher Relativität veilleicht bist du aber auch Teil der geheimen AnitAluhutEinheit auf Sektion Laut.de, deren Name nicht genannt werden darf....man munkel noch
Die Wissenschaft hat die Religion und die Mathematik nur abgelöst. Was geblieben ist, ist der Glaube.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
jetzt bin ich enttäuscht:(.
Nach lesen der Bewertung bleibt noch ein paar Fragen im Raum stehen: Muss stefan mertlik in arabischen Ländern eigentlich eine Burka tragen? Darf man*in nach so einer Rezension offiziell auf das frauenklo der Lautredaktion?