laut.de-Kritik
Wer hat den Shaolin Monk Funk? Deine Mudda!
Review von Sven KabelitzChoose Your Weapon. Als Ballermann wählen Hiatus Kaiyote auf ihrem Zweitling einen farbenfrohen Rhythmus, zusammengesetzt aus progressivem Soul, knarzendem Funk, avantgardistischem R'n'B, Jazz, Electronica und Samba. Ein Karabiner aus ruckartigen Tempiwechseln, metaphysischen Synthies, atomaren Bässen und Nai Palms einnehmendem Gesang.
Der Melbourner Band steht mit einer Vocoder-Katze, dem Vogel Jolly Parker und einer Eule ("Only Time All The Time: Making Friends With Studio Owl") eher ungewöhnliches Personal zur Seite. Doch irgendwie passt das zu ihrem Future-Soul, den sie selbst als "multidimensionalen, polyrhythmischen Gangsterscheiß" definieren und für den sie Questlove, Alice Russell, Erykah Badu und Prince seit ihrem Debüt "Tawk Tomahawk" so verehren.
Eine vertrackte Idee folgt der nächsten. Grazil streifen Nai Palm (Gesang, Gitarre), Simon Mavin (Keyboard), Perrin Moss (Schlagzeug) und Paul Bender (Bass) durch komplexe Welten, klingen dabei aber nie aufgesetzt. Nicht immer kann man ihnen von Anfang an folgen, manchmal hängen sie einen gar kurzzeitig ab. Trotzdem steckt in jeder "Choose Your Weapon"-Pore Schönheit. Zwischen Videospielen und dem Wunsch nach Natur erschaffen sie ein harmonisches Kuddelmuddel, zu dem es sich zu jeder Zeit mustergültig tanzen lässt.
"Atari" schlägt mit seinem Drum'n'Bass-Refrain, den flirrenden 8-Bit-Sounds und schwungvollem Afro-Beat einen Purzelbaum nach dem nächsten. Durch aus verzerrtem Funk und brachialem Beat zusammengerührten Schlamm kämpft sich das "Swamp Thing" schwerfällig voran. Ein schwirrendes Jazz-Piano veredelt den energiegeladenen Track.
Mit "Borderline With My Atoms" und "Breathing Underwater" zeigen Hiatus Kaiyote ihre ätherische Seite. Erstgenanntes verbindet zurückgelehnten Trip Hop-Soul mit Drama. "Breathing Underwater“ stellt Palms Gitarre deutlich in den Vordergrund: eine vielschichtige Hommage an Stevie Wonder und die Liebe, über die Mavin Synthesizerbässe regnen lässt.
Wer hat den Shaolin Monk Funk? Deine Mudda! Die lässt zu "Shaolin Monk Motherfunk" munter die Hüfte kreisen. Hör' auf sie und steig' zu diesem Groove-Bastard mit leichter Moloko-Schlagseite ein. Die Australier schlagen Haken am laufenden Band, stopfen den Track voll mit unerwarteten Wendungen. Trotzdem bleiben sie zu einem swingenden Bass und einem anschmiegsamen Keyboard verspielt, verkrampfen nie.
Hiatus Kaiyote wählen mit "Choose Your Weapon" die einzig richtige Waffe: Schwofende Becken und zum Beat wackelnde Hintern zetteln keine Kriege an.
1 Kommentar
Ich find die Platte ja eigentlich ganz gut, aber mir klingen die experimentellen Abschnitte doch meistens etwas zu gezwungen. Bin aber durchaus gespannt, was die als nächstes abliefern.