laut.de-Kritik
Stich in die heile Seifenblasenwelt.
Review von Jan HassenpflugMit einer Überdosis Kreativität intus haben sich die schwäbischen Herren von Itchy Poopzkid dazu hinreißen lassen, ihren sechsten Streich auf den Namen "Six" zu taufen. Ratzfatz noch die entsprechende Visualisierung durch Photoshop gejagt, um alle lästigen Formalitäten abzuhaken. Dann konnten sich die drei Jungs endlich auf das stürzen, worum es eigentlich gehen sollte: die Musik.
Blöderweise unterstellt bereits der Opener "She's Gonna Get It", dass sich der Schuss Ideenarmut nachhaltig in die Pop Punk-affinen Blutbahnen gemischt hat.
Schon klar, dass man in diesen Genre-Gewässern auf die Schlichtheit des Seins setzt, aber einen Song gefühlt aus einer Phrase zusammen zu bauen, das ist wohl kaum der Weisheit letzter Schluss. Ungefähr so unruhig wie ein mitteilungsbedürftiger Grashüpfer auf Speed springt die Zeile "She's gonna get it, shes gonna get it" ununterbrochen auf und ab. Benommen vom Drehwurm will man irgendwann einfach umfallen.
Dagegen übertüncht "Grip It Tighter" die nimmermüde Wiederkehr des Songtitels immerhin mit tadelloser Riff-Kunst. Zunächst fügt sich "I Gotta Get Away" da zwar nahtlos ein, fegt dafür aber im Refrain erfrischend ungestüm über den Dancefloor. Ja, Dynamik lässt sich auch über ein zwischenzeitliches Power Chord-Feuerwerk transportieren. Straight und knackig putzt der Song die bis hierhin recht pomadige Platte.
"We're dancing in the sun and everybody's happy, welcome to our world, where noone cares, who's number one", zersticht "Dancing In The Sun" mit spitzfindiger Selbstironie die heile Seifenblasen-Welt. Nicht nur wegen des Titels könnte man meinen, Weezer haben der Chorus-Melodie eine Typberatung verpasst.
Vorbei am flockigen "Meant To Be" gehts in "And Now We Stopped" und "Plastic" mit jeder Menge "Oh Oh Oh"-Punk in die nächste Runde. Gesellschaftskritische Botschaften wie "Plastic, plastic, all I feel is, plastic, plastic, all around me, plastic, plastic" schlittern allerdings relativ schmalspurig über den Asphalt.
Der kleine "Trusty Friend" will dringend von Yellowcard an der Kasse abgeholt werden. Im Ernst, die Ähnlichkeit ist verblüffend. Aber bei allem Respekt für das deutsche Pop-Punk-Trio: Gesanglich stößt Ryan Keys gerade in den Höhenlagen noch einmal ganz andere Dimensionen auf.
Als man sich gerade schon mit einem handwerklich soliden, letztlich aber ziemlich leicht abwaschbaren Gesamteindruck angefreundet hat, hämmern Itchy Poopzkid dann doch noch so richtig auf die Zwölf. Bam Bam Bam. "The Weight Of The Water" kratzt mehr Esprit zusammen als elf Songs zuvor zusammen und kriegt sogar noch die Melodie-Kurve. Es gibt tatsächlich einige Ausreißer auf der Platte, die das erschöpfte Repertoire der Schwaben vorübergehend kaschieren.
6 Kommentare mit 6 Antworten
Kennt man die?
Die werden ja nur aus Prinzip schlecht bewertet, weil sie zwar Deutsche sind, aber auf Englisch singen. Schweinerei!
Zum einen das und zum anderen wird die Band leider immernoch an ihrem Namen gemessen.
Müssen die Fans davon nicht mal so langsam erwachsen sein?
Erwachsen ist man lang und auch oft genug im Leben. Gerade in der Musik will ich nicht erwachsen werden.
Die Jungs haben schon was drauf. Pro Platte gibt's immer wieder 2-3 richtig gute Songs. Aber das reicht halt leider nicht. Und der alte Drummer war halt leider auch um einiges besser, was viele nur so halbgute Songs aus der Belanglosigkeit gerettet hat. Das ist aber inzwischen auch vorbei. Nichtsdestotrotz eine sympathische Band.
Zwei so unterschiedliche Schlagzeuger zu vergleichen, ist absolut sinnfrei. Saikov war gut, ja, aber Max bedient das Set auf eine ganz andere Art und Weise. Saikov war mehr der Techniker, mir haben da oft die Beats gefehlt, die passend zum Stück auch nach vorne preschen. Die sind jetzt vorhanden mit einem Drummer wie Max, der einen progressiveren, attackierenden Ton an den Drums ansetzt
Die Alben find ich immer irgendwie etwas lang und langweilig - aber live sehe ich die immer wieder gerne.
Was soll das denn für ein Review sein? Zum Glück habe ich den schmarrn der hier geschrieben wurde erst nach dem Kauf gelesen. Das Album gefällt mir bis jetzt neben Time to Ignite amn Besten. "Der kleine "Trusty Friend" will dringend von Yellowcard an der Kasse abgeholt werden. Im Ernst, die Ähnlichkeit ist verblüffend."
Anscheinend kann man hier gewisse Symbole nicht machen. Was ich schrieb: Als langjähriger Yellowcard Fan kann ich nur sagen: Nein. Dieses Review soll wohl eher die Unfähigkeit des Autors kaschieren.
Und jetzt kannst du wieder auf dein Zimmer und weiter wichsen.
Wieso ein Zimmer wenn mir ein Haus gehört?