laut.de-Kritik

Das Goldkehlchen erhellt den Soul-Himmel und ist der ganze Stolz von 3p.

Review von

"Kontraste" heißt das Debutalbum des 22-jährige Deutsch-Amerikaners und neuen Soulstern am 3p-Himmel J-Luv. Im Intro redet er über Seele, Schmerz, Sehnsucht, Soul, Jazz und Hip Hop und dass er während der Produktion des Albums durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Wahrscheinlich ist mit "Kontraste" aber einfach die Mischung aus souligen, emotionalen Balladen und heißen, tanzbaren Tracks gemeint, die er auf dem Album vereint.

Diese Mischung macht J-Luvs Album aus. "Der 1. Ton" handelt von Js erster Berührung mit Musik. Es ist eine schöne Ode an seine "erste Liebe" und den Effekt den die Musik auf ihn hatte. Die Melodie ist unglaublich soulful und rhytmisch, fast wie ein Stück für eine schöne Frau. Direkt hinterher DER Clubkracher des Albums: "Dreckig & Tight" ist so, wie der Titel suggeriert, das fesselt und zieht magisch auf die Tanzfläche. Wie bei den spärlich bekleideten Ladies im Video ist ein Eigenleben des Körpers bei dem eingängigen Beat und kurzen Breaks zwischendurch kein Wunder. Ein wahrer Black Music-Brenner auf Deutsch, mit J-Luvs einlullend-faszinierender Stimme. Dazu Cuttys Intro und Kool Savas frech-dreister Rap mit deutlicher Frauenbezogenheit ... der Track bleibt im Ohr und lässt den Körper in Dauerrotation.

Neben der Kombination aus Soul und Hip-Hop ist das bestimmende Merkmal von "Kontraste" J-Luvs hoch gepriesene Stimme. Bei an sich schmachtenden, übertriebenen Schnulzentexten wie der von "Weil du mich liebst" reißt diese Stimme viel raus und macht Eindruck. So klaren und hellen männlichen Gesang erlebt man nicht zu oft. Jedoch missachten die R'n'B-lastige Kompositionen oft seine Qualitäten: in solchen Tracks ist zu viel Sprechtext und zu wenig klingende Stimme, was J-Luvs musikalischem Fluss stört.

Textlich hören wir die typischen Frauengeschichten, unverzichtbares Pimpen und Clubnächte-Tracks ("Dreckig & Tight" oder "Tanz Zum Beat"), Geschichten über die große Liebe, Verschmähung und Liebe zur Musik. Primäres Objekt von J-Luvs Tales sind aber die weiblichen Geschöpfe. Manchmal auffordernd, mal erzählerisch, mal sentimental wie bei "Gestern". Einer der extrem eingängigen und melodischen Tracks ist "?", in dem er sein weibliches 3p-Pendant Cassandra Steen von Glashaus featured. Zwei hohe, glasklare Stimmen, singend zu einem hohen Keyboard-Beat. Überhaupt nicht schmalzig sondern sehr emotional und tiefgehend, so dass es sogar dem geneigten, zwiegespaltenem Zuhörer den Rücken entlang schaudert und das Herz öffnet. Beeindruckend anders sind die Lyrics von "Yin Yang". Das Lied handelt vom Respekt zu sich selbst und der Verfolgung des eigenen Weges. Die Musik beeinflusst durch Akustikgitarre über einem sanften Beat gelegt, lässt leicht mitwippen. Ein anderer Track, der durch die Lyrics auffällt, ist "Wahrheit Vom Herzen", eine unprätentiöse und gefühlvolle Kritik an der Einstellung und der Situation in der Welt heutzutage. Des weiteren beeindruckt "Fiberglass", ein Song mit ungewohntem Titel, der durch seinen an Rapmusik angelehnten Beat aufmerksam macht und auch textlich außergewöhnlich ist.

Ob J-Luv mit "Kontraste", wie öfter von seinem Camp prohezeit, etwas Außergewöhnliches im deutschen Soul und R'n'B-Bereich geschaffen hat, kann man nicht so einfach bejahen. Das stimmliche Talent dazu hat er mit Sicherheit. Ab und an überzieht er es auf "Kontraste" und erhebt die Stimme in Höhen, die die Ohren nicht umschmeicheln und etwas außerhalb Reichweite liegen. Den Texten kann man eine gewisse Eintönigkeit nicht absprechen.

Auch sonst herrscht einiges an Leerlauf vor, da kann man nichts schönigen, auch wenn technisch-produzierte Clubbeats, akkustisch-instrumentelle Musik mit Trompeten-, Harfen- und Gitarreneinsatz und Songs mit bluesig-jazzigem Charakter für Abwechslung sorgen. Insgesamt lässt "Kontraste" noch einige Fragen für die Zukunft offen, aber J-Luv ist ja auch noch jung. Von diesem Goldkehlchen mit viel Ego kann man noch einiges erwarten.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Der 1.Ton
  3. 3. Dreckig & Tight (D.U.T.)feat. Kool Savas und Cutty
  4. 4. Slumsoul
  5. 5. Weil Du Mich Liebst?
  6. 6. Telefonliebe
  7. 7. Fiberglass
  8. 8. Tanz Zum Beat
  9. 9. X-Rated
  10. 10. Gestern
  11. 11. ? (feat. Cassandra Steen)
  12. 12. Hin & Her
  13. 13. Yin Yang
  14. 14. Wahrheit Vom Herzen

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LAUT.DE-PORTRÄT J-Luv

Die Wenigsten werden es wissen, aber Julian Williams alias J-Luv hat es gewagt, einen gewissen Samy Deluxe auf der Bühne zum Live-Battle herauszufordern.

1 Kommentar

  • Vor 7 Jahren

    Deutschlands einzig wahrer Soulsänger. Die Beats verkörpern Straße und Soul, seine Stimme schön und rough, seine Texte ehrlich und mutig, die Musikvideos gewagt und unkonventionell. Einfach alles stimmt an diesem Meilenstein. Ein Naturtalent aus dem Hause 3p musste leider karrieremäßig viel durchmachen. Nach Verlassen des Labels 3p scheiterte das Vorhaben "eigenes Label". "Amadea" hieß es und sollte neue Möglichkeiten schaffen. "Threeshot" wurde veröffentlicht, ein Musikprojekt, das Nächstenliebe und Frieden vermittelt und genau deswegen die größten deutschen Rapper und Wegbegleiter J-Luvs vereint. Hier fungiert er erfolgreich und überzeugend als Produzent und steuert bei jedem Song die Vocals bei. Die Gründung seines eigenen Labels "Amadea" sollte aber vorallem um endlich den Release des langerwarteten, zweiten Studioalbums "Titan" bzw. "Sternenstaub" ermöglichen. Aber auch das scheiterte und J-Luv alias Julian Williams zog nach New York. Dort absolvierte er eine Ausbildung zum Friseur/Visagist und fokussierte sich voll auf diesen Job. Doch dann war es endlich soweit und Deutschlands Soulsänger No.1 meldete sich peu à peu mit Online-EP-Releases zurück. Zwar wusste J-Luv auch hier weiterhin zu überzeugen, doch der Glanz aus "Kontraste"-Zeiten war nicht mehr da...rückblickend bleibt zu sagen, dass J-Luv gesanglich, musikalisch und textlich sehr talentiert ist und es einziger Sänger in Deutschland verstanden hat, Soul zu leben und zu verkörpern. In seiner Musik und seinem Wesen. Immer mit der Komponente Hip Hop vereint, schafft Julian William es, auf sehr ehrliche und direkte Art auszudrücken, was er fühlt und sieht. Und genau deswegen ist "Kontraste" so unerreichbar gut.

    Empfehlungen aus dem Album: "Der 1. Ton", "X-Rated", "Telefonliebe", "Gestern" und "Fiberglas" (...wobei natürlich alle Tracks wunderbar sind!)