laut.de-Kritik
Die glatt gebügelte Verpackung siegt über den Inhalt.
Review von Toni HennigVor ungefähr einer Dekade veröffentlichte Jeanette Biedermann, die damals noch unter ihrem Vornamen in Erscheinung trat, ihr letztes Album "Undress To The Beat". Seitdem widmete sie sich an der Seite ihres Ehemannes und Gitarristen Jörg Weißelberg und Bassisten Christian Bömkes dem Trio Ewig. Kürzlich sah man sie in der sechsten Staffel von "Sing Meinen Song - Das Tauschkonzert", wo sie auch Material ihrer ersten deutschsprachigen Solo-Platte "DNA" präsentierte.
Auf der Scheibe reflektiert die einstige GZSZ-Darstellerin über ihre Erfahrungen, die sie in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat. Zudem scheint sie mittlerweile ihren eigenen Ausdruck gefunden zu haben. "Ich habe viel mehr Mittel, das zu sagen, was ich sagen will", verriet sie vor Kurzem dem Nachrichtensender n-tv. Das merkt man auch inhaltlich.
Ihr Image als rockiges Energiebündel legt die Berlinerin zwar nicht ab, weswegen man Verzichtbares wie "Dumme Gedanken" und "In Den 90ern" in Kauf nehmen muss, die auch nicht über die Botschaft hinwegkommen, sich noch einmal so jungendlich fühlen zu wollen wie vor zwanzig Jahren. Dafür braucht man zumindest irgendwelche Mutmach-Phrasen nicht über sich ergehen lassen, die man im Deutsch-Pop mittlerweile so gut wie überall vernimmt. Eher gewährt uns Jeanette einen Einblick in ihre Gefühle.
So widmet sie "Eins Mit Dir", das ursprünglich für Ewig gedacht war, ihrer Mutter, die ihre Bedürfnisse für ihre Familie hintenan stellte. Und dann verstarb ihr musikbegeisterter Vater vor zwei Jahren noch tragisch an Krebs. In "Deine Geschichten" blickt sie noch einmal auf die gemeinsame schöne Zeit zurück, ohne in Wehmut zu verfallen. Des Weiteren singt sie in "Vergiss Nicht Mich Zu Lieben" von Leere und Selbstzweifeln.
Das wirkt letzten Endes ehrlich und bodenständig und hebt sich vom neuen deutschen Wir-Gefühl eines Mark Forster oder Tim Bendzko wohltuend ab. Es muss schließlich nicht ständig Friede, Freude, Eierkuchen sein. Außerdem zeigt sich Jeanette Biedermann musikalisch abwechslungsreicher denn je, verleugnet aber auch nicht ihre leidenschaftlichen Wurzeln.
So erinnert "Wenn Ich Du Wäre" mit fröhlichem Piano an ihre unbeschwerten Anfangstage. "Deine Geschichten" bildet eine streichergetränkte Ballade mit sanfter Akustik-Gitarren-Begleitung. "Geliebte Freiheit" mündet in einem breitwandigen Refrain zum Mitsingen, ohne dass Authentizität zu kurz kommt. "Solotrip" bietet sogar einen Ausflug in staubige, countryeske Gefilde. Dabei hat ihre markant raue Stimme nichts an Kraft eingebüßt. So weit, so gelungen. Nur gehen die verschiedenen Facetten Biedermanns im Soundbild völlig unter.
Für das zeichnet ihr Ehemann verantwortlich, der für das Album auch als Songwriter und an den Saiten tätig war. Egal, ob man nun kurz eine rockig in die Höhe schwingende Gitarre oder sparsame Akustik-Arrangements hört: Das Ergebnis fällt stets gleich glatt aus. Jegliche Ecken und Kanten fielen, wie auch schon bei Ewig, dem Weichzeichner zum Opfer. Zusätzlich übertönen lustlose Beats, hier und da mit ein wenig Klavier-Geklimper sowie seelenlosen Background-Chören garniert, viel zu oft die musikalisch guten Ansätze. Unterm Strich siegt also die klangliche Verpackung über den Inhalt.
6 Kommentare mit 5 Antworten
Die gibt es noch?
Das ist mir viel zu bieder, Mann.
Der war schon 2002 schlecht
Oh ja! Allerdings, deswegen musste er gebracht werden!
ungehört 0/5 ....mmhhh.. 0 Punkte gibt's ja immer noch nicht bei laut.de ??
also dann 1/5.
Ohne Ton durchaus noch hörbar.
Du bist wirklich unfassbar lustig...selten so gelacht.
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Jeanette...komm in den Pool...Yvonne...komm in den Pool...Helene...komm in den Pool, wir müssen reden!
oder so...
Go back to … ähh ...