laut.de-Kritik

Tragische Lieder in Falsett-Stimmlage.

Review von

JJ72 sind erwachsener geworden. Das hört sich erst mal schrecklich nach Klischee an. Und vor allem auf Mark Greaneys Stimme trifft es überhaupt nicht zu. Die ist immer noch die eines Pubertierenden. Doch die Musik ist reifer und facettenreicher.

Die Richtung, die JJ72 gehen, ist immer noch eindeutig die selbe wie auf ihrem Debüt: tragische Stücke mit eingängiger Popmelodie. Nur die verzweifelten Kreisch-Ausbrüche fehlen dieses Mal vollkommen. Auf "I To Sky" findet sich musikalisch wesentlich mehr Abwechslung. Außerdem beherrschen die Drei ihre Instrumente inzwischen wesentlich besser und können sie damit differenzierter einsetzen.

Schon der Einstieg setzt sich deutlich vom Vorgänger ab: Nur vom Klavier begleitet singt Mark "Nameless". Wenn er "smile at me smile at you" singt erinnert die Stimme gar ein wenig an Billy Corgan. Die erste Auskopplung "Formulate" zeigt deutlich, wie sich JJ72 musikalisch entwickelt haben. Der Gitarreneinstieg ist ausgefeilter, der Aufbau perfekt. Die Breaks sitzen – kurz: alles passt.

Der einzelne Song hat eine größere Bandbreite als es die Stücke des Debüts bieten konnten. Der sphärisch-hallende Einstieg zu "I Saw A Prayer" könnte genau so von einem Mercury Rev Album stammen ... Während bei "Serpent Sky" ein wenig von den Gitarren Placebos und den Drums der Smashing Pumpkins gemopst wurde. Dieses Kopieren von Versatzstücken anderer Musiker flechten JJ72 so geschickt in ihre Songs ein, dass diese immer sehr eigen bleiben.

"Sinking" allerdings fällt völlig aus dem Rahmen: Langweilig, holperig und daneben im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum singt Mark einmal nicht in seiner üblichen Falsett-Stimmlage, schon trifft er Töne nicht.

Mehr Abwechslung und definitiv mehr Härte als "JJ72" bringt "I To Sky". Die Emotionen werden nicht mehr ganz so theatralisch, fast schon suizidal verzweifelt in Musik umgesetzt. Heikel bleibt allein die Stimme Mark Greaneys. Wer sie nicht mag, wird sich wohl auch mit der Musik nicht anfreunden können.

Trackliste

  1. 1. Nameless
  2. 2. Formula
  3. 3. I Saw A Prayer
  4. 4. Serpent Sky
  5. 5. Always And Forever
  6. 6. Brother Sleep
  7. 7. Sinking
  8. 8. 7th Wave
  9. 9. Half Three
  10. 10. Glimmer
  11. 11. City
  12. 12. Oiche Mhaith

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