laut.de-Kritik

I lay back and think of England!

Review von

It's good to see/That you've become obsessed.
Verdammt noch mal, wann geht dieser und der andere und der nächste Ohrwurm wieder aus meinem Kopf? Ich bekomme die Kaiser Chiefs nicht mehr raus, auch wenn die Anlage schon lange still steht, das Konzert vorbei ist und auf dem Festival die nächste Band spielt. "Employment" dreht seine Runden weiter in meinen Ohren.

I'm sick, I'm tired.
"Nicht schon wieder eine Retro-NME-Hype-Band" - andere können und wollen die Begeisterung nicht mehr verstehen. Mit den Strokes fing alles an und jetzt geht der Retro-Shit schon so weit, nur noch bis in die Neunziger zurück zu greifen. Dabei dachten andere doch in einer ersten Verwirrung, es handele sich hier um The Clash. Not very pretty! Aber auch nicht so abwegig. Die Single "I Predict A Riot" mischt den Druck des Punk mit dem Gefühl für feine, ausgegorene Melodien des Pop.

It was great/And I want it.
Mal rollend, mal drängelnd gehen die Songs den Hörer an. Doch "Employment" drängt sich nicht auf. Keine Hektik wie bei anderen Bands, die in Großbritannien gerade für Wirbel sorgen. Die Kaiser Chiefs dosieren Melodien und Geschwindigkeiten gekonnt. Sie geben immer genau so viel, wie der Song verträgt.

Na na na na naa.
Parolen auszurollen, liegt der Band nicht. Sie baut ihre Geschichten um erlebte und erdachte Begebenheiten. Ihre Stücke lassen mich schmunzeln, das Tempo reißt mich mit und schraubt mein aufschäumendes Glück wieder zurück. I tell you what it's going to feel like. Natürlich, denn auf diesen Songs kann man sich treiben lassen. Auf dem Aufbäumen ("Knock me down/I'll get right back up again."), der Verzweiflung ("I bet you thought that was the death of me.") und der Lebensfreude ("Do you know my real answer?/'I was born to be a dancer'.").

Dass einige der besten Momente des Albums an Blur erinnern ("Saturday Night", "Team Mate") macht nichts. Die Kaiser Chiefs sind eben die nächste Generation. Und wer bitte würde es als Verbrechen ansehen, Blurs "Parklife" als Inspiration zur Hand zu nehmen? Eben!

Ganz nebenbei entwickeln die Kaiser Chiefs auf ihrem Debüt einen eigenen Stil. Sie legen sich auf keine Gangart fest - das getragene "Caroline, Yes" spielt genau wie der Stakkato-Uptempo-Smasher "Born To Be A Dancer" in der Premiere League. Doch jeder Song lässt sich auf einen Nenner herunterbrechen: man hört ihm an, wo die Band herkommt.

Do you know what I've been thinking?/'I lay back and think of England'.

Trackliste

  1. 1. Everyday I Love You Less and Less
  2. 2. I Predict a Riot
  3. 3. Modern Way
  4. 4. Na Na Na Na Naa
  5. 5. You Can Have It All
  6. 6. Oh My God
  7. 7. Born to Be a Dancer
  8. 8. Saturday Night
  9. 9. What Did I Ever Give You?
  10. 10. Time Honoured Tradition
  11. 11. Caroline, Yes
  12. 12. Team Mate

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