laut.de-Kritik

Wer nur von Gucci träumt, hat die Löffelliste schnell abgehakt.

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"Mucke war für uns 'ne Möglichkeit, wollten der Straße entkommen. Doch das Rap-Geschäft hat uns zu Gangstern und zu Psychopathen geformt." "Rebell Army" startet mit einem völlig neuen Ansatz. Statt die bekannte Aufstiegsgeschichte wiederzukäuen, beginnt das große Drama für KC Rebell erst mit der musikalischen Karriere: "Irgendwie habe ich alles gewonnen und alles verloren." Das birgt Potenzial für spannende Geschichten, doch schon während "Filet Mignon" beleuchtet er lieber sein früh verletztes Ego, das mehrmals täglich mit den üblichen Statussymbolen behandelt gehört.

Zunächst gilt es den Marken-Reigen zu ertragen. Schlimmer als die in "Blöff" noch verhassten Influencer palavert der Rapper in "100 Km/h" von Dubai-Aufenthalten und Partys auf Yachten. Wenn die einzigen Sehnsüchte darin bestehen, in die Emirate zu reisen, einen Rolls-Royce zu fahren und sich vom Scheitel bis zum Steißbein mit Gucci-Gütern einzukleiden, dann ist die persönliche Löffelliste erwartungsgemäß schnell abgehakt. "Ich habe nichts verpasst", bestätigen sich KC Rebell und RAF Camora dann auch gegenseitig in "Gelebt", während sich zugleich die Depression über sie legt.

So blickt KC Rebell einigermaßen ratlos auf das Leben. "Träume gibt's eigentlich wie Sand am Meer. Aber wieso ist dann meine Bucket List leer?", fragt er in "Bleifuß" den spanischen Sonnenuntergang. Was soll er also machen? In jedem Fall sollte er weiterhin Rappen, denn für einen Künstler aus dem Staate Modus Mio strahlt er hörbare Freude an der Disziplin aus. Songs wie "Quelle" oder "Money Movez" überzeugen durch einen pointierten Vortrag. Auch das überschaubar spannend produzierte "Filet Mignon" trägt er weitgehend alleine. Dafür sollte er jede Form des Gesangs dringend meiden.

KC Rebell verbittet sich jedoch dickköpfig Ratschläge jeglicher Couleur. "Wenn ich will, mach' ich Hip-Hop-Battles. Wenn ich will, mach' ich TikTok-Challenge", betont er in der Überzeugung, unabhängig zu klingen. Dabei irrlichtert er in absoluter Beliebigkeit zwischen den Stilen. Von der Großraumdisko "Money Movez" geht es übergangslos zurück zur Straße in "Polizei" mit Streichespieler und Stadionflieger Gzuz. "Teil Von Mir" beruht auf Robert Miles Dreamhouse-Stück "Children". Mathea sorgt für die nötige Prise Pop-Appeal ("Sanduhr"), RAF Camora für die entbehrliche Portion Antipathie.

Einzig "General" überzeugt mit einem Instrumental von Nuki und Whatisagxpsy, das dem Rapper wie eine schwere Last auf müden Schultern ruht. Weltfremd fällt hingegen der Text aus. "Rebell Army heißt Aufstehen, für seine Werte die Faust heben", erklärt er in der Pose des Widerstandskämpfers. Welche Werte mögen das sein? Marktwerte? Auch in "100 Km/h" behauptet er rotzfrech, gegen den Strom zu schwimmen, als ginge es ihm nicht darum, mit Luxusmarken vor seiner Anhängerschaft zu prahlen, mit der er nun angeblich den Umsturz plant: "Rebell Army ist eine Revolution".

"Genau da, wo ich heute bin, da wollt' ich immer sein", quengelt KC Rebell in "Teil Von Mir", um sich anschließend wieder in seiner Ziellosigkeit zu verheddern: "Wo soll das alles noch hinführen? Spring' in die Crowd, Menge verschwommen, höre den Sound auf In-Ear. Wo soll es hin? Was wird noch kommen?". So erinnert "Rebell Army" allzu oft an die Botschaft eines Oscar-Wilde-Zitats, das der Rapper auf Albumlänge auswalzt: "Es gibt nur zwei Tragödien im Leben. Die eine besteht darin, dass man nicht bekommt, was man sich wünscht, und die andere darin, dass man es bekommt".

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Filet Mignon
  3. 3. Quelle
  4. 4. Money Movez
  5. 5. Polizei (mit Gzuz)
  6. 6. Gelebt (mit RAF Camora)
  7. 7. Bleifuß (mit Morpheuz und reezy)
  8. 8. Teil Von Mir
  9. 9. Sanduhr (mit Mathea)
  10. 10. Mogli
  11. 11. Blöff
  12. 12. 100 Km/h
  13. 13. Chain (mit Billa Joe, Kozikoza und Melez)
  14. 14. No Love
  15. 15. General
  16. 16. Quelle Remix (mit All In, Q-seng, Feys und Zek)
  17. 17. Dewo

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