laut.de-Kritik
Die Glitter kotzende Schlampe quält das Trommelfell.
Review von Dani Fromm"Stephen, why won't you call me?" Warum nur, warum ruft er nicht an? Vielleicht blieb Stephen angesichts der auf "Animal" zu Markte getragenen Ideenlosigkeit die Spucke weg? Eine durchschnittliche Autoscooter-Kreuzfahrt erfreut sich jedenfalls originellerer musikalischer Untermalung.
Vielleicht kommt Stephen die wieder und wieder durchgenudelte Kombination aus schnurgeraden, stupide programmierten, stinklangweiligen Drumbeats, überstrapazierten Claps und tausendfach aufgequirltem Synthie-Quark zu den Ohren heraus? Möglicherweise steht Stephen auf a) bodenständige, natürliche Mädels, b) laszive Verführungskünstlerinnen, c) Frauen mit Grips, die etwas zu sagen haben oder d) einfach nur auf Sängerinnen?
Von alledem bleibt Kesha meilenweit entfernt. Die selbsternannte Partylöwin wirkt so überspannt wie der unentwegt über ihr saftloses Stimmchen gekleisterte Verzerrereffekt. "The party don't stop till I walk in." Menschen, die solches allen Ernstes von sich glauben, leiden offenbar an einer amtlichen Selbstwahrnehmungsstörung.
Mit der Laszivität verhält es sich ähnlich wie mit der Coolness. Krampfhafte Bemühungen: kontraproduktiv. Kesha räkelt sich auf Pressefotos in der Badewanne und zeigt dabei in etwa die Subtilität einer Dachlawine. Verrucht wirkt daran gar nichts, Kesha erscheint - in jeder Hinsicht - gewöhnlich.
Wobei man zugeben muss: Eine zugedröhnte, Glitter kotzende, nackte Schlampe in eine US-amerikanische Flagge gewickelt, wie sie einem aus dem Booklet anspringt, illustriert das Gebotene recht treffend. Vermutlich steht Stephen aber nicht auf derlei Lokalkolorit.
Oder aber er bevorzugt eine echte Gesprächspartnerin. Kesha bemängelt zwar pampig das "Blah Blah Blah" anderer, hat selbst aber nichts zu erzählen, das über "Boots And Boys" und Feierei hinausginge. Inhaltlich zeigt "Aminal" auf voller Länge rekordverdächtige geistige Armut.
Vielleicht erwartet sich Stephen mehr als eine angestrengte Dauerparty? Zum Beispiel ... Stimme? Wenn schon nicht das, dann vielleicht ... Gefühl? Wenigstens ... wie auch immer geartete Varianten im Vortrag?
Kesha verfügt über kein Quäntchen Stimmvolumen. Dessen ungeachtet quäkt sie sich durch Uptempo-Tracks wie Nummern mit zurückgenommenem Tempo gleichermaßen unsensibel. Dank elektronischer Politur doppelt grell und anstrengend bedeuten ihre Vocals ein einziges Martyrium für die Trommelfelle.
"Stephen, why won't you call me?" Nimms hin, Mädchen. Stephen steht nicht auf dich, nicht auf deine Penetranz und schon gar nicht auf deinen öden Sound. Unbekannterweise möchte ich ihm mein umfassendes Verständnis zusichern.
24 Kommentare
Solche Rezensionen beweisen die Sinnhaftigkeit des Musikjournalismus
Danke dafür!
Also auch wenn ich die musikalische Qualität des Albums ebenfalls bemängel liest sich die ganze Kritik als ob da jemand nur richtig neidisch ist...
das review ist wie balsam auf meiner von radio-trash-hits geschundenen seele.
also auf ein album ohne inhalt kann man eigentlich nur so eingehen, in das "konzept" auseinander pflückt.
Ich glaube, das Album-Cover sagt schon alles aus
Super review.:D Vor allem der Titel.;)
Apres-Ski-Mucke a la 13-jähriges-verzogenes-alles-machen-dürfendes-neidisches-Gör. Einzig Tik Tok, Dinosaur (was ein blöder Titel!), Boots N Boys und etwaig V.I.P. sind gerade noch so okay. Eine gute Scheibe klingt aber nicht seelenlos.