laut.de-Kritik
Der einsamste Wolf unter den Songwritern ist zurück.
Review von Christoph DornerKristofer Aström, einst der "poor young man", der einsamste Wolf unter den Songwritern, ist zurück. "Sinkadus" - auf schwedisch wahlweise "Gib Acht" und ein Synonym für Würfelpech – heißt sein achtes Studioalbum, mit dem seine Entwicklung vom feinfühligen Lagerfeuermusiker hin zu einer Art skandinavischer Bruce Springsteen noch einmal ins Stocken gerät.
Aström, den man für seine sparsamen und inhaltlich so brutalen Liebeslieder bereits vor gut zehn Jahren lieben gelernt hatte, war auf den beiden Vorgängern "So Much For Staying Alive" und "Rainawaytown" eine sanfte Amerikanisierung im Sound eingegangen. Die Country-Anleihen hat der Schwede auf dem neuen Album jedoch stark reduziert, sein elektrifizierter Folk-Rock klingt wieder mehr nach Helsingborg als nach New York.
Und auch Hidden Truck, quasi Aströms E-Street Band, hat dieses mal nicht mitgewirkt. So braucht es eigentlich nur die erste Zeile des poppigen Openers "Come Out", um zu wissen, dass es der gute alte Aström ist, der hier singt: "Like a fool outside your door" - der Lovefool, mittlerweile 34 Jahre alt, und immer noch allein draußen in der Kälte. Bei allem Wiedererkennungswert lebt dieses Album, wie es das schwarzweiße Cover andeutet, aber von seinen Kontrasten.
Einerseits klingt "The Party" mit seinen verzerrten Indie-Rock-Gitarren fast wie ein verschollenes Stück seiner alten Post-Punk-Band Fireside und das energetische „Big Lie, Idiot Die“ mit Gitarrensoli und Shout-Parts gar nach Motorpsycho. Dazu gesellt sich durch "Twentyseven" und "When Her Eyes Turn Blue" etwas unentschlossener Mid-Tempo-Rock, der aber von den zweiten Singstimmen Britta Persson und Nina Kinnert veredelt wird.
Ausklingen lässt Aström "Sinkadus" dann ruhig, am Lagerfeuer. "Hard To Live" und "A Song For While I'm Away" sind trotz Drumcomputer schöner Songwriter-Folk, letzterer Song stammt ursprünglich aus der Feder von Thin Lizzy-Bassist Phil Lynott. Und auch "Oh, Man" und "Old Man's Car" mit Mundharmonika-Gepuste wird gerade Fans der ersten, akustischen Alben erfreuen. Diese sollten einfach mit dem achten Song einsteigen. Springsteen-Fans: einfach "Play" drücken.
6 Kommentare
Ich geh das mal eben bestellen! Reingehört und für gut empfunden, aber mal ehrlich - alles andere wäre ja auch extrem merkwürdig gewesen!
Habs jetzt und gefällt tatsächlich sehr, besonders die letzten fünf Songs.
Rainaway Town fand ich ja ziemlich nice. Das war irgendwie auch zu nem guten Teil nicht ganz so "bedrückend" wie der Rest. Lässt sich das vergleichen, oder ist das wie im Text angedeutet wirklich ne Rückkehr zu alten Melancholietiefen?
Ich würds als Gemisch aus beiden Stilen sehen, aber hab Rainaway Town nicht mehr wirklich im Ohr und bin ja ohnehin ein großer (größerer?) Fan der Melancholietiefen. Als bedrückend würd ich "Sinkadus" aber auf jeden Fall nicht bezeichnen.
Na dann werd ich wohl mal ein Ohr riskieren. Dankeschön