laut.de-Kritik
Wenn der Teufel eine Frau wär ...
Review von Josephine Maria Bayer"Blessed be my haters, I love to hear 'em talk": Egal, womit das Leben auffährt, Larkin Poe stehen über den Dingen. Egal, ob es sich dabei um misogyne Arschlöcher, tägliche Herausforderungen oder lästernde Hater handelt. "Bloom" heißt das Motto der Platte, mit der sich das Blues-Rock-Duo, bestehend aus den Schwestern Rebecca und Megan Lovell, zurückmeldet. Wie der Name des Albums ankündigt, dreht sich dieses Mal alles ums Loslassen und Aufblühen – erst recht, wenn äußere Umstände dies erschweren – einfach aus Trotz.
Ihr Erfolgsrezept, das ihnen im vergangenen Jahr ihren ersten Grammy einbrachte, bleibt unverändert: Rebecca singt mit ihrer warmen, kräftigen Blues-Stimme den Lead, Megan brilliert erneut mit ihrer Lapsteel-Gitarre. Am Bass ist Tarka Layman zu hören, Kevin McGowan spielt Schlagzeug. Als Songwriting- und Produktionspartner arbeiteten die Lovells erneut mit Tyler Bryant zusammen. Das Ergebnis sind elf Songs, die sich wie eine Kreuzung zwischen ZZ Top ("Nowhere Fast") und Sheryl Crow ("Bloom Again") anhören. Im Vergleich zum schwer blueslastigen Vorgängeralbum "Blood Harmony" mischen die Schwestern in "Bloom" vermehrt Country- und Classic-Rock-Elemente in den Klang-Cocktail.
Während einige der Nummern unspektakulär vor sich hin plätschern (darunter "Mockingbird" und "Little Bit"), fegen andere mit dem Larkin-Poe-typischen Bluesorkan sämtliche Langeweile fort. Besonders "Bluephoria" und "If God Is A Woman" stechen mit lyrischer und instrumentaler Power hervor. In Letzterem spielen die Schwestern mit dem Gedanken, was wäre, wenn Gott eine Frau wäre. Originell ist die Idee nicht – Ariana Grande hatte bekanntlich vor sieben Jahren einen fast gleichnamigen Hit. Neu ist jedoch der Zusatz: "The Devil is, too." Das eröffnet ganz neue Interpretationsspielräume.
Der bluesig stampfende Song bedient sich zahlreicher biblischer Symbole: Die Protagonistin des Songs kann auf Sumpfgewässern laufen und verwandelt Wasser in Wein, den sie genüsslich trinkt. Das Versprechen "I'm gonna pray for you." klingt mit dem Zusatz "better watch what you do" wie eine Drohung. Mit der Zeile "Heaven and hell hath no fury" spielen sie auf ein Zitat des Dramatikers William Congreve an: "Heaven has no rage like love to hatred turned, / Nor hell a fury like a woman scorned." ("Der Himmel kennt keinen Zorn wie Liebe, die zu Hass wird, noch kennt die Hölle eine Wut wie die einer verschmähten Frau.")
Auch im darauffolgenden "Pearls" verleihen Rebecca und Megan ihrer feministischen Botschaft Nachdruck: Viele Mädchen würden zum Bravsein erzogen und später zu Frauen geformt, die nicht widersprechen oder für sich einstehen können. Die im Refrain erwähnten Perlen stehen hier für ein einengendes Frauenbild, das sie vehement ablehnen. Niemand habe einer Frau vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen habe - schon gar kein Mann.
Obwohl die Welt manchmal ganz schön hart sein kann, ermutigen sie dazu, sich nicht die innere Wärme, Sanftheit und Humor nehmen zu lassen ("Fool Outta Me"). Das bereits erwähnte "Bluephoria" schlägt einen ähnlichen Ton an. Hier vergleicht sich Rebecca mit einem traurigen Kanarienvogel, der nicht mehr singen kann. Schließlich erinnert sie sich daran, dass sie sich in der Vergangenheit schon einmal ähnlich gefühlt hat, und kommt zu der Erkenntnis und der Ansage: "Up is all I got to go." Es kann nur aufwärts gehen.
1 Kommentar mit einer Antwort
An die Frauenstimme muss man sich erstmal gewöhnen es rockt schon gut aber an Hybrid Theory oder Minutes to Midnight kommt das alles eh nicht mehr ran.
Ich wusste es schon in der Kommentarspalte.
Da hat wohl jemand ein besonders exquisiten Clown verspeist, heute Morgen