laut.de-Kritik
Ein wenig Melancholie, und dann mal so richtig auf die Kacke hauen.
Review von Jasmin LützMit ihrem Albumtitel "Knowing Everyone's Okay" hinterlassen Belasco einen starken emotionalen Eindruck. Ich hoffe nur, dass sie dabei nicht an ihren Premierminister gedacht haben. Betrachtet man allerdings die Texte näher, so hat es wenig mit Politik zu tun. Im Gegenteil: Liebe, Schmerz und besonders Angst beschäftigen Sänger und Songschreiber Tim Brownlows. Schmachtend warten Belasco mit "Summer" auf die "gelbe Sau", die sich nach etwa drei Minuten endlich unter schmetternden Bedingungen zeigt. Schon nach den ersten fünf Minuten weiß man, alles klar, die drei Musiker kommen von der berühmten Insel. Die Londoner versuchen zwar vom typischen britischen Sound abzuweichen, aber es gelingt ihnen nicht so recht.
Es wird lauter und rockiger. "I know". Kann aber auch daran liegen, dass die Besetzung von Belasco unterschiedlich musikalisch geprägt ist. Während Sänger Tim mehr auf David Bowie (hört man vor allem bei "Man") und Neil Young steht, ziehen sich Schlagzeuger Bill und Bassist Duff mehr die "härteren" Sachen rein, wie z.B. Tool. Daher auch das markante Wechselspiel zwischen schmetterndem Schlagwerk und ruhigeren Gitarrensounds. Songwriter meets Hardrock. Tims Stimme steht dabei typisch schmalzig und dominant im Vordergrund.
Insgesamt fehlt mir hier ein wenig die frische Brise vom Atlantik. SchrammelGitarrenMelodiösPop ist ja eigentlich mein zu Hause. Ein wenig Melancholie und dann mal so richtig auf die Kacke hauen. Einfach und gut. Belasco machen das recht ordentlich, dennoch muss ich leider berühmte Namen nennen, die es einfach mehr drauf haben. Zum Beispiel denke ich ständig an die guten Zeiten von Suede oder noch viel besser: an die unerreichbaren Muse (höre "Little White Sharks").
Derartige Bands und Alben haben mich mehr in ihren Bann gezogen. Bei Belasco schmelze ich nicht so in meinen bequemen Stuhl. Da zieht es mich eher in die duftende Frühlingsluft nach draußen. Ein Song lässt mich allerdings sofort wieder nach Hause kommen und in den Sessel fallen und heulen: "Someone Inside". Na bitte, geht doch. Kurz und schmerzhaft.
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