laut.de-Kritik
Lang lebe König Harald!
Review von Manuel Berger872 schlug Harald Haarschön eine bedeutende Schlacht am Hafrsfjord. 1104 Jahre später erblickt dort Liv Kristine das Licht der Welt. 39 Jahre später schreibt sie mit ihrer Band Leaves' Eyes ein Album über Harald, den ersten König Norwegens. So legendär wie sein Protagonist wird "King Of Kings" zwar bestimmt nicht. Aber peinlich muss dem in Walhalla weilenden Wikingerchef die Huldigung (größtenteils) auch nicht sein.
Hat man das etwas merkwürdige Intro "Sweven" überwunden (das wirklich nicht zu mehr als einem Intro taugt), wartet auch schon der Titeltrack: "Hail the forces / Hail the first king of Norway / King of kings / hail the fairest of norsemen". Nach dieser fast fünfminütigen Namensnennungszeremonie dürfte wirklich niemand mehr Fragen haben, worum es im Folgenden gehen wird.
Wenn auch Leaves' Eyes lyrisch zunächst wenig Abwechslung bieten, das via Glockenspiel vorgetragene Hauptthema des Songs kann sich durchaus sehen lassen. Dazu ein paar Trommeln und Livs getragene Vocalmelodien. Irgendwann wird Alexander Krull die geschaffene Feenlandschaft aus Chimes und Shakern zu langweilig, also schmatzt er beleidigt seine Cookies.
Insgesamt hält Band die Balance zwischen Folk und Metal jedoch ziemlich gut. Die Symphonic-Parts dürften allerdings gerne ein bisschen weniger kitschig und brachial ausfallen. Ist ja schön und gut, dass die London Voices ("Herr Der Ringe", "Harry Potter", "Star Wars", "Interstellar") Zeit hatten, am Album mitzuwirken. Deren Arrangements ein wenig schlanker zu gestalten, hätte den Songs aber nicht geschadet. Dann klänge vielleicht der Wechsel zwischen einleitendem Ureinwohnergrunzen à la Nile und Eposhackbeil in "Halvdan The Black" nicht ganz so willkürlich.
Stücke wie das von Fideln getragene "Vengeance Venom" machen es besser. Die Background-Growls hätten aber auch hier nicht sein müssen. "Sacred Vows" glänzt mit wirklich guter Leadgitarre. Das folgende Schlachtengemälde "Edge Of Swords" begleitet Epicas Simone Simons. Hier trägt die chorale Unterstützung tatsächlich zum Gelingen des Songs bei. Insbesondere der Refrain profitiert von der gemeinsam erzielten Kraft.
Über sieben Minuten erstreckt sich dann "Blazing Waters". So ist genügend Zeit, den Song aufzubauen und den eingangs angesprochenen Hafrsfjord-Kampf zu porträtieren. Außerdem leiht ein weiterer Gast "Blazing Waters" seine Stimme: Wardrunas Linda Fay-Hella. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Sektionen des Stücks verlaufen flüssig – alles super.
Wenn da nur nicht der letzte Track wäre. "Blazing Waters" hätte man zweifellos noch zu einem schönen Outro ausbauen können. Das hätte "King Of Kings" ein wesentlich stimmungsvolleres Ende beschert. So aber steht am Ende ein hässlicher Schandfleck namens "Swords In Rocks". Fürchterlich! Als wäre die Schunkelei noch nicht genug, verfällt Liv mitsamt Chor auch noch in schauerliches Wolfsgeheul. Da wünscht man sich glatt, man wäre ruhmreich in der Schlacht gefallen. Dann hätte man das nicht mehr erleben müssen.
1 Kommentar
Konnte mit der Band nie etwas anfangen, aber das neue Album finde ich bisher gut gelungen. Es mag den Songs an Abwechslung fehlen, aber unter all dem Bombast findet man viele gute Melodien. Viel schrecklicher finde ich aber den Gitarrensound. Klingt für mich nach Blechdose bei manchen Stücken. Nichtsdestotrotz für Fans des Genres empfehlenswert.