laut.de-Kritik
Rap-Bericht von einem Teenager-Leben.
Review von Dani FrommEs lässt sich kaum vermeiden: Irgendwann erreicht ein jeder das Alter, in dem er beginnt, seine Eltern ein wenig besser zu verstehen. Dann nämlich, wenn man feststellt: "Die Jugend" existiert, und man selbst zählt nicht mehr dazu.
Wenn sich dann eine 18-jährige Göre zum rappenden Sprachrohr dieser "Jugend" deklariert, lohnt es sich, die Ohren aufzusperren. So altersweise kann man gar nicht sein, dass einen nicht interessieren würde, was denn so nachkommt in der nächsten Generation.
Wenn doch, man brächte sich um erhebliches Vergnügen. Der in Barbiepuppen-Rosa und -Design gehaltenen Verpackung zum Trotz taugt, was Lil Mama mit ihrem Debüt abliefert, so gar nicht ausschließlich fürs berüschte Mädchenzimmer. "The Voice Of The Young People" erfüllt ihren Job mit erfrischender Rotzigkeit, dennoch aber in einer Weise technisch versiert, die an der Altersangabe zweifeln lässt.
Energiegeladen, unangestrengt und voller Emotionen schnattert Lil Mama ihre Reime ins Mikrofon, nur, um kurz darauf zu Gesang zu wechseln. Letzterer erweist sich ein wenig facettenreicher als die an die Kollegen von Kriss Kross erinnernden Reime und hält sich außerdem erfreulich fern vom gängigen R'n'B-Kitsch.
Ungeachtet einer gewissen Eintönigkeit bereiten dennoch die Raps das größere Vergnügen. Mal verärgert, mal vergnügt berichtet Lil Mama aus der emotionalen Achterbahn eines Teenagerlebens. Sich dabei auf Themenfelder zu beschränken, die tatsächlich ihre eigene Erfahrungswelt spiegeln: eine überaus kluge Entscheidung.
Statt wie so manche Altersgenossin in angelesenem Halbwissen und schwülstigen Phrasen von der "ewigen Liebe", zu schwelgen (was aus Teenie-Mund doch stets ein wenig lächerlich tönt), befasst sich Lil Mama mit Dingen, von denen sie etwas versteht. Beispielsweise mit "Lip Gloss".
Wenn ein Track derart rockt, darf man sich getrost einmal dieser kosmetischen Nichtigkeit zuwenden. James 'Groove' Chambers schustert Lil Mama ein Instrumental auf den Leib, das ihr mannigfaltige Möglichkeiten zur Entfaltung bietet: Scheppernde Bässe und Claps lenken die Aufmerksamkeit bereits vor den expliziten A-capella-Passagen uneingeschränkt auf den - Stopp! - auf die MC.
Diese verfügt sichtlich über das nötige Rüstzeug, selbst alte Hasen am Mikrofon in Grund und Boden zu spitten: Druckvoll, übersprudelnd und frisch macht sie durchwegs eine klasse Figur, inszeniert sich in "Shawty Get Loose" und "What It Is" neben T-Pain als der unbestrittene Star und legt mit "Truly Love" an der Seite Peter Tohs einen pfiffigen Love-Song hin, der Parallelen zu "You Can't Hurry Love" verrät.
Abgesehen von den ein wenig planlos eingestreuten Skits liefern Konzeption und Produktion von Lil Mamas Erstschlag kaum Anlass zu Kritik. Insbesondere James 'Groove' Chambers setzt mit seinen abwechslungsreichen Kompositionen die junge Heldin exzellent in Szene.
Quäkende Bläser und stampfende Bässe regieren "Make It Hot". "Stand Up" mit merklichem R'n'B-Touch, gebetsmühlenartigen Wiederholungen und Wechselgesängen gemahnt an die Ursprünge des Genres im Blues: Düster und doch kraftvoll kriecht die Nummer voran. Die Frische entstammt, wie so oft, den Raps.
Neben Chambers verlustieren sich verschiedenste Könner an den Reglern: Scott Storch bekleckert sich mit der Grundlage zu "Pick It Up", die bestenfalls durchschnittlich gerät, zwar nicht übertrieben mit Ruhm. Dafür schraubt T-Pain für "Shawty Get Loose" um so überzeugender voluminöse Bassschläge und Vocoderstimmen zu einem treibenden Monster zusammen.
Cool & Dre setzen auf Claps, Synthies und dicke Bässe. Gitarren dominieren Dr. Lukes "Broken Pieces". Er kreiert zudem die zwischen einem klimpernden Kinderlied und einem breitwandigen Brett oszillierende Basis zu "G-Slide" und verwandelt mit seinem wuchtigen Remix die scheußlich nervtötende Avril Lavigne-Nummer "Girlfriend" in einen einzigen Spaß.
The Runners sorgen für die Verbindung blecherner Bässe, synthetischer Einsprengsel und anfeuerndem Hey-Ho-Geschrei in "One Hit Wonder", dessen Titel hoffentlich keine Prophezeiung darstellt: Ich hätte nichts dagegen, von dieser jungen Lady noch Einiges mehr zu hören.
28 Kommentare
nein, nein, nein, nein, das kann einfach nicht wahr sein, wie so ein schlechtes album so eine hohe wertung bekommt, dass will mir einfach nicht in den kopf gehen!
Sagt der, der ein Aggro Avatar hat
was willste denn wieder, rower, alte heulsuse.
bei der verpackung wollte ich auch noch kotzen.
aber die kleene ist gut!
brennessel-tee. allgemein akzeptiert als vorzügliches , dennoch abhängiges gebräu
dazu noch damit es richtig prallt noch ein baumharzlikör mit humussaft gemixt und zum (nach diesem rausch) wachwerden ein ginsterbuschcocktail mit zerstäubten ohrenhöhlern
@Garret (« brennessel-tee. allgemein akzeptiert als vorzügliches , dennoch abhängiges gebräu
dazu noch damit es richtig prallt noch ein baumharzlikör mit humussaft gemixt und zum (nach diesem rausch) wachwerden ein ginsterbuschcocktail mit zerstäubten ohrenhöhlern »):
eine delikatesse