laut.de-Kritik
Balladen für Piraten und Ritter, zäh wie Kaugummi.
Review von Kai ButterweckDrei Jahre nach dem letzten Ausflug in Neoklassik-Gefilde ("Swan Songs II") servieren Chris Harms und seine Lord Of The Lost-Kollegen den Fans nun ihren dritten "Swan Songs"-Streich. Abermals ersetzen Streicher, Piano, Pauken und Trompeten bratende Gitarren und marschierende Drums. Und abermals ist es vor allem der Frontmann, dessen tiefes, näselndes Dark-Metal-Timbre über den opulent arrangierten Philharmonie-Klängen im Rampenlicht steht.
Gleich zu Beginn stellt sich Chris Arms der Herausforderung und bietet sich steigernden Sounds aus der GoT-Schublade Paroli ("A Splintered Mind"). Das gelingt ihm auch ganz ordentlich. Mit der akustischen Gitarre im Hintergrund wecken sie vier Minuten später melancholische Fury In The Slaughterhouse-Erinnerungen ("A One Ton Heart"). Auch hier zieht sich der Frontmann achtbar aus der Affäre.
Mit der Unterstützung lieblicher Grundharmonien, vielen Ohohos aus dem Background und wohlklingend arrangierten Klassiksounds wirkt der zu Anfang noch etwas zart und brüchig klingende Gesang mit zunehmender Dauer immer selbstbewusster. Gemeinsam mit Gastsängerin Joy Frost erklimmt Chris Harms dann auch noch den Duett-Gipfel ("Dying On The Moon").
Die Verschmelzung von düsterer Romantik und lieblichem Pop mit unterschwelliger Goth-Note mag funktionieren, hinterlässt auf Dauer aber auch einen faden Beigeschmack. Schuld daran ist eine aufkommende Monotonie, die sich bereits ab Song vier ("Zunya") unaufhaltsam ausbreitet. Die zu Beginn noch zündenden Melodiebögen verlieren immer mehr an Spannkraft. Balladen für Piraten und Ritter ziehen sich wie Kaugummi. Und der düstere und melancholische Pop versinkt in triefendem Kitsch ("Deathless").
Mit "Hurt Again" melden sich Chris Harms und Co. noch einmal kurz zurück. Satte Pauken und ein eindringlicher Refrain verhindern den Sturz in den Tiefschlafabgrund. Die Freude darüber ist aber nur von kurzer Dauer. Wenige Minuten später präsentiert sich die Verneigung vor dem musikalischen Stillleben-Highlight aus der "Feder" von John Cage ("4'33") als ungewollter Vollstrecker. Da hilft am Ende auch keine ähnlich gestrickte Huldigung der eigenen Vergangenheit weiter (auf der zweiten CD erklingen altbekannte Band-Nummern im klassischen Gewand).
2 Kommentare mit 4 Antworten
Kommt bestimmt auf die Liste der schönsten Plattencover 2020.
Das Bandlogo haben sie sich von den LORDS OF THE NEW CHURCH angeschaut (die übrigens exzellent waren) ...
https://www.google.com/search?q=lords+of+t…
Ja, sie haben David Hasselhoff dazu veranlasst, politische Missstände anzusprechen.
Waren aber wirklich schon eine recht ordentliche Post Punk-Band. Höre die alten Alben sehr gerne.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Die Hoff Version von Open your eyes hat mich dazu veranlasst, LOTNC wieder mal anzuhören. Macht immer noch Spaß
David (The Hoff) hat auf seinem letzten Album vielen Indiebands eine Chance gegeben.