laut.de-Kritik
Die Live-Ekstase ist zuhause nicht recht nachvollziehbar.
Review von Maxi WüstenbergDie Gebrüder Madsen schreiben nun also Geschichte. Zumindest rollen die nunmehr ausgewachsenen Pubertätsrocker auf "10 Jahre Madsen Live" die Bandhistorie auf: Prangte doch auf jedem der fünf Studioalben bisher das Prädikat 'harmlos', haben wir es nun mit der gesamten Schaffensessenz als Live-Mitschnitt zu tun. Ist das so undankbar, wie es klingt, oder lenkt das Bühnenlicht vom Kritikerunmut ab?
Zumindest wanken die Wendländer einen entscheidenden Schritt aus dem filtergeprägten Studiopuff heraus. Mit ausgetüfteltem Konzept und Unterstützung von Keyboarderin Lisa Nicklisch (Lisa Who) und Gitarrist Martin Krüssel gaben sie in fünf Hamburger Clubs jeweils ein Album zum Besten und bestückten daraus eine Doppelscheibe mit 26 ausgewählten Tracks.
Die vertonte Bandgeschichte entpuppt sich dabei als ein Märchen aus Schall und Rauch, trieft vor Nostalgie und schielt zugleich vage in Richtung Zukunft. Doch weit und breit ist keine gegenwärtige oder zeitnahe Besserung der glanzlosen Instrumental- und Dichtkunst in Sicht. "Vielleicht ist das der Anfang / Vielleicht ist das das Ende / Doch es gibt nichts Schlimmeres als allein zu sein". Eine kleine Streicher-Abwandlung leitet die geläufigen und ob ihrer Einfachheit verachteten Zeilen des Openers "Vielleicht" ein. Klar wird dabei: Alleine sind sie auch heute, nach 10 Jahren, nicht.
Die wohlbekannten Riffs werden instrumental ab- und von mitkreischenden Fankehlen an-gefeuert, so viel Ekstase ist jedoch in heimatlicher Stereobefangenheit nicht recht nachvollziehbar. Denn die Party, die dort gefeiert wird, ist eine 1:1–Fete ohne Improvisationsgeschick. "Diese Kinder" oder aber ein "Labyrinth" gestalten sich nur wenig individuell. Doch die Meute ist dankbar, auch für die enthusiastischen Danksagungen und wiederholten 3-Akkord-Mitklatsch-Refrains, die über die nur minimal von den Studioaufnahmen abweichenden Spiellängen hinwegtäuschen. Eine Ausnahme mag hier "Love Is A Killer" bieten.
Ein wenig Abwechslung kommt mit geschätzten Gästen und unbekanntem Material in die Konzertstätten und auf die Tracklist: So krakeelt König Boris nach einleitendem "Taxi Driver"-Einspieler mit in das "Nitro"-Mikrofon, und die sich schnell einnistende neue Up-Beat Nummer "Durch die Wüste" animiert zum direkten Mitgröhlen.
Der Aufbruchsstimmung folgt die Nostalgie: Mit "Wo es beginnt" beißt sich der Hund in den Schwanz, der Kreis schließt sich. "Die Reise geht weiter, es hört nie auf / Die Reise geht weiter, ich lauf und lauf", schwören Madsen. Mit dem Resümieren einer Dekade Bandgeschichte folgt die Aussicht auf weitere Vertonung der kleinen Probleme von Welt.
6 Kommentare mit 5 Antworten
Also so 5 bis 10 gute Songs haben die schon gemacht. 26 sicher nicht.
Ich sag' es immer wieder gern: Das erste Album war für meinen Geschmack echt okayer Deutsch-Poprock, auf der laut.de-Skala wohl so drei Sternchen wert.
Ansonsten haben die sich aber tatsächlich nie mit Ruhm bekleckert.
Solche Rezis kann ich nicht verstehen. Für welche Leute ist denn eine solche Live-Platte gedacht? Wohl in erster Linie für die Fans, für die auch diese kurze Tour gedacht war. Wohl kaum einer wird eine Liveplatte von einer Band kaufen, die er doof findet - wenn man nun eine solche Liveplatte von einer Person rezensieren lässt, die die Band sowieso doof findet, findet halt keine objektive Berichterstattung statt. Madsen wollen nicht mehr als ihr Publikum zu unterhalten - und das gelingt hervorragend, wie diese Liveplatte in meinen Augen auch zeigt.
Hier die objektive Berichterstattung zu dem Album:
Die Band Madsen hat eine Live-Platte veröffentlicht. Es sind auch Songs darauf, die eine gewisse Spieldauer haben. Es gibt außerdem ein Artwork.
Die genauen Credits zu den einzelnen Songs sind dem beliegenden Booklet zu entnehmen.
Ps.: Diese Band ist kacke.
Ich hab keine besondere Beziehung zu Madsen. Ich habe sie 2,3-mal auf Festivals gesehen und sie als ganz gut befunden. Mehr nicht. Aber ich würde schon definitv sagen, dass Madsen eine Liveband sind und diese das von sich auch behaupten können und dürfen. Und deshalb verstehe ich diese sonderbare, schon von Beginn an auf Verriss gezielte Rezession nicht.
Ich glaube, lieber Herr Wüstenberg, Sie wollten die Live-CD scheiße finden, richtig?
PS: Wenn Sie wirklich "Love is a killer" als herausragendsten Song von Madsen empfinden, dann sollte Sie vielleicht doch lieber Silbermond-CDs o.ä. rezessieren.
REZESSION REZESSION
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
rezessieren! Da hat aber jemand Charakkka und bestimmt schon die ein oder andere Frau behalst.
Hab mal reingehört. Ist ja mal nett, dass ein Livealbum nicht auf Hochglanz poliert wird (soundmäßig), aber das ist teilweise schon echt anstrengend mies. Dazu bei fast jedem Lied endlose "nur das Publikum singt", was irgendwie aufgrund der Aufnahme wirkt wie 50 Leute, statt hunderte.
Mir hat die Live-CD richtig gut gefallen. Es handelt sich hier sicher nicht um hohe Kunst aber sie macht das was sie soll, und zwar richtig gute Laune. Manchmal erwische ich mich sogar dabei, wie ich anfange zu Grinsen vor Freude. Und jedes mal wenn ich sie höre, finde ich sie besser. Über Geschmack lässt sich halt nicht streiten. So! Ich fahr jetzt erstmal mit dem Moped nach Madrid, mit nem Lächeln im Gesicht