laut.de-Kritik

Bitches, Benz und Bizeps. Mehr steckt hier nicht drin.

Review von

Über zu wenig Output können sich Deutschrap-Fans in letzter Zeit wirklich nicht beklagen. Die Szene boomt, und das nicht erst, seit ein gewisser Pandarapper in sämtlichen Radios ertönt. Die Vielfalt der Szene gestaltet sich dabei so bunt wie eine Packung Smarties: Egal, ob Gangster-, Studenten- oder Penner-Rap – es ist für jeden etwas dabei. Als Subgattung des Gangsterrap bildete sich die kleine, aber hartnäckige Nische namens Banger-Musik, benannt nach ihrem Gründer und Alphatier Farid.

Diese Nische lässt sich grob mit drei Worten beschreiben, die passenderweise ebenfalls mit 'B' anfangen: Bizeps, Benz und Bitches. Oder für alle, die das 'M' lieber mögen: Muskeln, Maseratis und Muschis. Womit wir auch schon bei Majoe wären, der trotz fehlenden Talents irgendwo zwischen Puff und Hantelbank prächtig gedeihen konnte. Zuletzt fiel er vor allem an Kollegahs Seite auf, mit dem er mal mehr, mal weniger amüsante Party-Hits produzierte.

"Muskeln, Maseratis und Muschis" jedenfalls fassen Majoes Debütalbum "Breiter Als Der Türsteher" perfekt zusammen. Mehr Inhalt offenbart sich auch beim dritten Durchgang nicht, während man förmlich spüren kann, wie die Gehirnzellen dahinschwinden. Leider sind es die eigenen. Majoe scheint sich des lästigen Ballasts schon länger entledigt zu haben. Sein hölzerner Vortrag gepaart mit grenzenloser Selbstüberschätzung, witzlosen Vergleichen und gähnend langweiligen Ansagen macht den Longplayer zu einem knapp 55-minütigen Albtraum.

Von "Schwuchtel-Rapper" Alligatoah hätte sich der Duisburger besser eine fette Scheibe abgeschnitten, anstatt ihn zu dissen. "Nur Der Tod Kann Mich Stoppen", prahlt Majoe. Wenn das so ist – wo ist mein Messer? Damit verteile ich dann "Stiche so wie Stechmücken", um nur mal eine der lyrischen Raffinessen herauszupicken. Die Tracklist verrät es schon: Auf ausgefeilte Reime, Tiefe oder gar Storytelling wartet man vergeblich. Stattdessen reiht sich ein egozentrischer Angebertrack an den nächsten.

Majoe ist nicht nur "Legende", sondern auch "Ghettosuperstar" und "Prototyp Banger". Immerhin kann er sich nicht vorwerfen, seinen Fans falsche Hoffnungen zu machen: Was hier drauf steht, ist auch drin. Vergleiche mit Alexander dem Großen, Sylvester Stallone oder Hulk ("Wenn Wir Kommen") fallen selbstredend alle zugunsten des Bangers aus. Die Features machen das Elend leider kaum erträglicher. Nur Kollegah und Farid Bang im Doppelpack machen den Titeltrack "Badt" zum kleinen Höhepunkt.

Aber weder Kurdo mit "Stresserblick" noch Majoes alter Weggefährte Jasko als "Bastard" können irgendetwas ausrichten. Schlechter als der "Musterschwiegersohn" sind sie trotzdem nicht, der hier empfiehlt: "Anstatt die Muskeln zu trainieren, trainier' mal lieber dein Gehirn.". Welch herrliche Selbstironie ... würde ich sagen, wenn Majoe auch nur einen Funken Humor besitzen würde. Über eine Gesangsstimme verfügt er blöderweise auch nicht, wie die Hook beweist. Aber wenn das musikalische Vorbild Bruno Mars heißt, musste so etwas ja passieren.

"Zahnpastalächeln" erscheint nur deshalb abwechslungsreich, weil es ausnahmsweise nicht um den Bizeps, sondern – der ausgefuchste Leser ahnt es schon – um Majoes Beißerchen geht. Der "Gladiator" tönt: "Bitches werden bei meinem Body feucht". Das mag in machen Fällen zutreffen, aber spätestens, wenn Majoe den Mund aufmacht, herrscht untenrum Trockenheit wie in einer Staubwüste. Daran kann "Immer Für Dich Da" auch nichts ändern. Die einzig verblüffende Erkenntnis: Majoe hat irgendwann einmal jemand anderen geliebt als sich selbst.

An der "Hantelbank" mag er es ja drauf haben, aber Doubletime ist seine Stärke nicht. Dazu muss der Beat schon extra langsam sein. Wo wir schon dabei sind – warum gibt sich Kollegah eigentlich für so etwas her? Bei der "Muskulösen Übernahme" muss er sich ja nicht nur mit Majoe herumschlagen, sondern obendrauf mit einen extrem nervigen Dudelsack. Ansonsten gestaltet sich der Sound aber solide: Chöre, Streicher und drückende Bässe dominieren das Klangbild, hier und da ertönt eine Orgel oder ein quietschiges Sample ("Manchmal").

Das traurigste an "Breiter Als Der Türsteher": Majoes Hohlheit wirkt nicht einmal aufgesetzt. Entgegen seiner Aussage, er wurde "großgezogen von 'nem Wolfsrudel" lässt er einen glauben, die Erziehung habe eine Schafherde übernommen. Dass der "beste Freund der Badezimmerspiegel" ist, erstaunt nicht mal im Ansatz. Immerhin weiß ich dank Majoe jetzt schon, was meine Hitliste der schlechtesten Alben 2014 anführt.

Trackliste

  1. 1. Nur Der Tod Kann Mich Stoppen
  2. 2. Stählerne Faust
  3. 3. Prototyp Banger
  4. 4. Wenn Wir Kommen
  5. 5. Stresserblick ft. Kurdo
  6. 6. Badt ft. Farid Bang & Kollegah
  7. 7. Badt (Skit)
  8. 8. Zahnpastalächeln
  9. 9. Ghettosuperstar
  10. 10. Bastard ft. Jasko
  11. 11. Musterschwiegersohn
  12. 12. Gladiator
  13. 13. Legende
  14. 14. Hantelbank
  15. 15. Immer Für Dich Da
  16. 16. Muskulöse Übernahme ft. Kollegah
  17. 17. Schwerter Aus Gold
  18. 18. Manchmal ft. KC Rebell & Summer Cem

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12 Kommentare mit 26 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Der Track Zahnpastalächeln verkörpert den Typ und sein Debütalbum perfekt...:

    oberflächlich, hohl und absolutes Blendwerk...

  • Vor 10 Jahren

    majoe ist nur gefühlte 1,50 groß. da kann er noch so breit sein, was es nicht besser macht. außerdem hat er in einem ansage-Video gegen maskulin bzw silla demonstriert, dass er nur 4 reps macht mit 100kg auf der hantelbank O.o das beeindruckt mich jetzt eher nicht.
    rap-technisch ist er aber besser geworden, seitdem kollegah ihm die texte schreibt. das muss man ihm schon zugestehen. ich hätte gerne eine review von laura sprenger zu mobbing musik oder der debut-ep gelesen :D :koks: er ist zumindest nicht schlechter als ein fler oder ein silla, die hier mit höherer wertung wegkommen.

    • Vor 10 Jahren

      Majoe langweilt einfach in etwa genau so hart wie Comebacks irgendwelcher Altherrenrapper. Und das ist schon eine Kunst, wenn man bedenkt, dass er zu 100% die Entertainmentschiene fährt.
      So etwas wie "Stresserblick" könnte ich mir vielleicht gerade noch so nebenbei geben.

  • Vor 10 Jahren

    Selbst Farid rappt besser als der Heino und der ist schon unter aller Kanone. Im Ernst, ich steig nicht dahinter. Farid und Majoe versuchen doch ganz klar Kolle mit ihren Wortspielen, Wie-Vergleichen etc. zu imitieren, haben dabei aber nicht einen kleinen Finger soviel Flow wie er. Wieso sollte ich mir also ne schwache Kopie geben, wenn mir das Original schon nicht richtig gefallen mag?

    • Vor 10 Jahren

      Exakt meine Meinung.

    • Vor 10 Jahren

      so wirklich schlimm kopiert farid kolle erst seit jbg. bei asphaltmassaka und asphaltmassaka2 war er noch recht eigentständig :uiui: majoe hingegen war schon immer ein faridklon. also die kopie der kopie. dennoch findet auch der ab und an ein Korn

    • Vor 10 Jahren

      Welches Korn denn? Dass er ab und zu mal nen guten Beat oder ne anständige Kollegah-Line pickt? :D

      Super Rezie jedenfalls, hätte glatt von Dani sein können! :)

    • Vor 10 Jahren

      ab und an hat er mal ne gute line. aber kann auch sein, dass alle guten lines von jasko kommen und ich die jetzt nur majoe zu rechne

    • Vor 10 Jahren

      Was heißt hier selbst Farid tappt besser? Klar seit er mit Kolle abhängt sind seine solo Sachen nicht mehr so geil, aber er ist immer noch ein guter Rapper.

    • Vor 10 Jahren

      Ich werde nie verstehen wie man Farid als guten Rapper ansehen kann. Gibt es Beispiele aus Songs wo man denken könnte "Wow, gut geflowt?" oder "Mann ist der tight!" oder "hey, ausgefuchste Lyrics!" oder ähnliches? Wenn ich Farid höre denk ich zumindest immer nur "herje, das Zeug könnte ich in nullkommanix texten und nachrappen (und würde mich schämen dabei). Will niemandem Farid madig machen, aber mal ein paar Beispiele wo er "gut" ist würden mich dann so langsam doch mal interessieren..

    • Vor 10 Jahren

      Was fast keiner weiß, die größte Stärke von Farid liegt im klassichen Storytelling (http://www.youtube.com/watch?v=697Jqu9J2Mo). :D

    • Vor 10 Jahren

      2 mal im Leben lief früher bei mir rauf und runter. Farid wird einfach von vielen ua Prinzip gehated und mach es diesen Leuten mit so einem Dreck wie Killa auch leicht, aber seine alten Sachen wo er einfach nur asozial andere gedisst hat die waren überragend.
      @lautuser was sind den für dich Beispiele wo du denkst wow der hat gut geflowt?

    • Vor 10 Jahren

      "2 mal im Leben" grad gehört. Tja, Storytelling, naja. Aber selbst wenn ich es gut finden will stolper ich über seinen "Stolperflow". Und ich mag auch gerne asoziale Texte, daran liegt es nicht.

      Meine Beispiele:
      Flow: http://www.youtube.com/watch?v=sp54ZsYy_YU

      Textliche Kreativität: http://www.youtube.com/watch?v=Bf4lJHE5-84…

      Nur um sicher zu gehen, das soll hier kein Diss sein, jeder wie er mag. Aber ich krieg Farid einfach "nicht runter". Müssen wir jetzt hier auch nicht vertiefen. Ist halt immernoch Geschmackssache.

    • Vor 10 Jahren

      Das war nicht wirklich ernst von mir. Farid hat keine Paradetracks (und das ist ja das, was du suchst), aber halt so ein paar Sachen, die man durchaus hören kann.
      Am Anfang stach das einfach heraus, weil es noch nicht so viel deutschen Rap dieser Art gab, vor allem nicht von Kanaken. Und es wirkte auch wesentlich humorvoller als die aktuellen Sachen.

    • Vor 10 Jahren

      mundanus: ok, verstehe Deinen Punkt. Posting war ja auch mit an FvNking gerichtet. Humor und Seltbstironie finde ich, grad auch bei Street/Gangster-Sachen immer sehr wichtig. Zumindest latent sollte das hier und da durchschimmern.

    • Vor 10 Jahren

      Farid klingt leider wie jemand mit Trisomie 21. Ich möchte mir einfach keinen Rapper anhören, der nicht richtig sprechen kann bzw. einen extrem begrenzten Wortschatz hat. Schließlich ist die Sprache das Instrument eines Rappers, so wie die Gitarre das eines Gitarristen. Die Metapher klingt jetzt vielleicht ein wenig plump, aber mich stört das einfach ungemein, da Farid sicherlich das Talent hat, aber auf grund seiner begrenzten Fähigkeiten da nicht aus den vollen schöpfen kann. Das gleiche gilt natürlich für Majoe nur bin ich mir da wegen dem Talent nicht so sicher, Kolle wird aber sicherlich gewusst haben was er da unterstützt.

    • Vor 10 Jahren

      Farid war mit seinem Debut für die ganze jetzige "Kanackenwelle" DER Türöffner, ähnlich wie es Bubu 2003 für deutschen Gangstarap war. Keineswegs technisch überragend oder sauber flowend, aber sehr unterhaltsam und trotz seiner sehr comedyhaften Vortragsweise sehr authentisch wirkend und nie langweilig. Zu einem guten Rapper macht ihn das freilich nicht, aber allein für diese neue Facette bin ich ihm nach wie vor dankbar... Spätestens mit der 3. Solo-Platte war der Style ausgelutscht und der Untrerhaltungswert gegen Null gesunken, wie so oft in diesem Sub-Genre. Das erste Album kann ich mir dennoch immer noch ganz gut geben, auch wenn der Protagonist selbst in seiner eigenen Disziplin mittlerweile nur Durchschnitt ist

    • Vor 10 Jahren

      :bub: dem kann man nichts mehr hinzufügen!

  • Vor 10 Jahren

    Für mich Kay One Niveau. Ausser beim Musterschwiegersohn-Track, dort wippt auch mal hie und da der Kopf mit.

  • Vor 10 Jahren

    Also mal ganz ehrlich, diese Review ist der letzte Witz. Majoe mag ein Newcomer sein, aber er ist auf jeden Fall nicht talentlos. Er orientiert sich an Farid Bang und auch an Kollegah, was aber nicht heißen mag das er ein Abklatsch ist. Er hat ein großes Potenzial und dies hat er auf dem Album BADT versucht auf allen möglichen Genres auszuleben um zu sehen was am besten ankommt.
    Deepe Tracks (wie z.B. immer für dich da, Manchmal) Stimmungslieder (wie z.B. Bosshaft unterwegs, Zahnpastalächeln) oder auch etwas "poppigeres" (wie Musterschwiegersohn) "Funtrack" (Hidden Track)

    Natürlich ist der Großteil des Albums auf Gangsterrap und Selbstdarstellung ausgelegt (z.B. Legende, Ghettosuperstar,...)
    Ich finde das Album ist ihm sehr gelungen, auch wenn mir einige wenige Tracks nicht zusagen.

    Das er noch ziemlich wenig Erfahrung hat merkt man auch öfters z.B. bei "Wir sind Macher". Der Track ist nicht gerade on-point und auch etwas offbeat, dennoch hat er inhalt was wichtig ist.

    Ich finde die Bewertungen zu Alben auf laut.de wirklich undurchdacht, sie wirken als wären sie von einem 12 Jährigen "Gangster" geschrieben worden, welche Haftbefehl hört.

    Alleine Schon bei der damaligen Bewertung von "King" von Kollegah ist mir schon die Spucke weggeblieben, sowas sollte echt verboten werden, Künstler schlecht zu machen, obwohl sie viel Liebe und Herzblut in die Alben stecken.
    Das hier sind für mich keine Reviews sondern durch und durch Kritiken, ohne auch nur irgendeinen positiven Aspekt zu erwähnen.

    -Mario

    Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten. Ich bin hier um meine Meinung abzugeben und nicht um alles richtig zu schreiben, alle Grammatiknazis können mir gestohlen bleiben.

    • Vor 10 Jahren

      Das "King" mit 4/5 Sternen bewertet wurde hast du aber schon gesehen ne?

    • Vor 10 Jahren

      Nichts für ungut, aber nach deinem Kommentar zu urteilen gehörst du anscheinend exakt zu Majoes Zielgruppe: Dem intellektuellen Bodensatz der Gesellschaft - oder du hast einfach keinen Musikgeschmack.

      Jedenfalls kann keinem Menschen mit auch nur spärlich vorhandenem Intellekt diese Billigproduktion eines talentlosen Kommerzproduktes gefallen.

    • Vor 10 Jahren

      m4ri0: " sie wirken als wären sie von einem 12 Jährigen "Gangster" geschrieben worden, welche Haftbefehl hört."

      Und Haftbefehl hören ist jetzt was genau? Schlecht, weil er nicht rappen kann, oder wie ist das gemeint?

  • Vor 9 Jahren

    Wieviel haben Majoe, Farid, Bushido & Co dieses Jahr verkauft? Die erfolgreichsten Alben 2014 im Countdown:

    https://www.youtube.com/watch?v=q1_rVhNwqj8