laut.de-Kritik
Mehr Atmosphäre, mehr Herz, bessere Songs.
Review von Benjamin FuchsJa, verdammt. So macht es wieder Spaß. Eingängige Melodien, die tagelang im Kopf herumschwurbeln, Posersoli und dennoch kommt die Politik nicht zu kurz: Die Manics sind zurück. Endlich. Etwas mehr als zwei Jahre nach dem schlimmen "Lifeblood"-Aderlass kommen sie mit "Send Away The Tigers" um die Ecke - sie klingen dreckiger und so jung wie schon lange nicht mehr. Das neue Album ist ein Plädoyer dafür, Bands nach einer miesen Platte nicht gleich abzuschreiben.
Der Opener: Orgelpfeifen, eine einfache Gitarre, dann setzt James Dean Bradfield ein, presst die Worte aus sich heraus und wirkt angriffslustig. Immer wieder lässt er die Sologitarre in feisten, satten Tönen aufheulen. Angriffslustig wirkt auch "Underdogs". Schnell ist klar: Die Manics wollen wieder rocken. Sollen sie auch ruhig. Sich überschlagende Drums führen zum Chorus, Schlagzeuger Sean Moore treibt den Song an, prügelt ihn nach vorn. Etwas von der alten Wut ist wieder da.
Zwischendurch wagen es die Manics auch mal, sich nicht allzu ernst zu nehmen. Bestes Beispiel ist "Autumn Song" mit seinem klar an "Sweet Child O'Mine" angelehnten Eingangsriff. Der Refrain ist in seinem Bombast eines echten Hairsprayrocksongs würdig, "Baby, what have you done to your hair?" Ein Highlight des Albums.
Ohne Politik geht es nicht: "Rendition" beginnt mit einer Militärparadensnare - abgestoppte Gitarren, die sich auf diesem Album häufig finden, schaffen eine drängende Atmosphäre. "Extraordinary rendition" nennt die CIA ihre Geheimflüge, mit denen sie Menschen in rechtsfreie Räume verfrachten, um sie härter anpacken zu können. "Imperial Bodybags" handelt von US-Soldaten, die tot aus dem Krieg zurückkehren und von den Familien, die um sie trauern. Dazu routinierter Geradeaus-Rock.
Ein bestechend gutes Album ist "Send Away The Tigers" nicht geworden, dafür finden sich noch zu viele mäßig gelungene Songs darauf. Die erste Single "Your Love Is Not Enough" mit Cardigans-Frontschnalle Nina Persson ist so ein Song - La-Di-Da, und vorbei ist er auch schon wieder. "The Second Great Depression" oder "Winterlovers" reißen ebenfalls nicht wirklich vom Hocker. Ein nettes Extra - und mehr nicht - ist das als Hidden-Track angehängte "Working Class Hero", im Originial von John Lennon. Dennoch ist das Album ein Schritt zurück ins Leben für die Band, die manch einer schon röchelnd dahinsiechen sah.
2 Kommentare
the second great depression reißt nicht vom hocker? hören wir das selbe album? das ist die stärkste nummer vom ganzen album! und ein schöneres outro als winterlovers kann man sich für ein MSP album gar nicht vorstellen...
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