laut.de-Kritik
Johnny Depp holt die Kohlen aus dem Feuer.
Review von Kai Butterweck"I'm not man enough to be human", näselt die einstige Kultfigur Marilyn Manson etwas wehleidig ins Mikro. Er wolle sich mit dem neuen Album von Trübsal und bitterlichem Seelenschmerz verabschieden, hieß es im Vorfeld. Die Welt würde einen anderen Marilyn Manson kennenlernen. Tristess und narbenreichen Anekdoten gehörten der Vergangenheit an.
Doch keine halbe Minute dauert es, ehe sich das ghoulige Organ des Protagonisten erstmals zu Worte meldet und verkündet: "Hey, cruel world, you don't have what it takes, we don't need your faith, we've got fucking fate". Handzahm klingt irgendwie anders. Aber die komplette 180 Grad-Wendung erwartete ernsthaft ja wohl keiner.
Inszenierung hin oder her: Marilyn Manson ist nicht nur ein Vermarktungs- sondern auch ein Medienprofi. Einer der genau weiß, wann es an der Zeit ist, zu brüllen oder eher zu flüstern. Auch musikalisch pendelt das amerikanische Rock'n'Roll-Enfant Terrible gerne zwischen sowas wie süffiger Annäherung und flächendeckender Vereinnahmung. Ein Schema, das er drei Jahre nach dem eher zwiespältig aufgenommenen Output "The High End Of Low" auf dem aktuellen "Born Villain" weitestgehend beibehält.
Da gibt es den apokalyptischen Rocker "Hey, Cruel World", die brachiale Industrial-Hommage "Murderers Are Getting Prettier Every Day" oder das sperrige Doom-Monster "Lay Down Your Goddamn Arms" neben dem lähmenden Elektro-Fiasko "Children Of Cain", dem pumpenden "The Gardener" oder dem verstörenden "Pistol Whipped"-Beat. Die Bässe knarzen, die Gitarren schreien fernab zu konventioneller Akkord-Technik und Mansons Stimmbänder schwanken wie gewohnt zwischen tiefergelegtem Storytelling und Endzeit-Shouts.
Auffällig bleibt lediglich der im Vergleich zu früheren Werken doch recht hohe Anteil an elektronischen Spielereien. Ein Highlight auszumachen fällt schwer, auch wenn das groovige "Slo-Mo-Tion", der klaustrophobische Titeltrack mit ungewohnt eingängigem Gitarren-Thema, oder das für Mansons Verhältnisse fast schon melodische "Breaking The Same Old Ground" aufhorchen lassen.
Am Ende obliegt es aber wieder mal einer eigenwilligen Coverversion, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Mit Hilfe von Hollywoods Johnny Depp an der Gitarre und am Schlagzeug (!) macht die Manson-Version des Carly Simons-Klassikers "You're So Vain" zwar nicht allzu viel verlorengegangenen Boden wieder gut, stellt aber zumindest einen halbwegs versöhnlichen Abschluss dar.
42 Kommentare mit 2 Antworten
Mittelmäßiges Ding. An Antichrist/Animals/HolyWood kommt's nicht ran, auch THEOL fand ich besser. Wie im Review erwähnt fehlt hier ein echter Kracher... da ist nichts was heraussticht.
Was mir auf den letzten 3 Platten auch aufgefallen ist: Ich mag Mansons Gesang nicht mehr so so sehr wie früher... irgendwie singt er mittlerweile fast ausschließlich in diesem jämmerlichen, leidenden "Ich-hab-solchen-Seelenschmerz" Ton.
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http://www.youtube.com/watch?v=hIqe_lwKddw - echt geiler Song. Johnny Depp ist schon ne dufte Socke.
@CafPow (« ich fand ja die ersten Alben bis Golden Age of Grotesque ziemlich knorke. Eat me, Drink me hat aber schon nicht mehr gezündet damals. Seither hab ich seine Outpus eher verschlafen. Vielleicht werd ich auch zu Alt für sowas, kann sein.
auf jeden fall hör ich mir die Alten Dinger gelegentlich immer noch gern mal an, so von Zeit zu Zeit. »):
genau so wie dus sagst is es, eigentlich wie bei korn, seit dem greatest hits versagen beide
leider is das Album nicht das was mich mal zu Manson extrem abgingen ließ
abgingen ließ? lern mal deutsch, alt genug wärst du ja
Sehr geehrter Herr Limpster, bitte erläutern Sie Ihre Motivation, hier zum Donnerstag Vormittag jahrzehnte alte Reviews vollzuspamen.
das album ist fahl wie ein fahles bier - 2/5 Sterne