laut.de-Kritik
Wie eine Beachparty in Berlin-Tempelhof.
Review von Manuel BergerMarquess spulen den Kalender ein bisschen vor. Der Sommerurlaub ist dank Frühbucherrabatt eh schon gebucht. Und die Hannoveraner wissen, wofür man die gesparten Taler am besten verpulvert: Eine CD, um die es nicht schade ist, wenn man sie später versehentlich am Strand vergisst.
Wichtig beim Bewerben eines solchen Produkts ist natürlich, den professionellen Schein zu wahren. "Ist man in der Musik nicht bereit, seine Komfortzone hin und wieder zu verlassen, um über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, zitiert man sich irgendwann selbst", erkennen Marquess. Aber keine Sorge: In "Oh Camarera" pfeifen sie trotzdem wie in "Vayamos Compañeros" - "En Movimiento" ist quasi die Definition eines Komfortzonen-Albums.
Okay, ein bisschen haben sich Marquess natürlich schon "entwickelt". Immerhin ließen sie sich zwei Coverplatten ("Favoritas" und "Sol Y Soul") lange Zeit, bevor sie eigenes Material fabrizierten. Nun klingen sie etwas weniger nach Mickie Krause als auf "Bienvenido", schielen dafür mehr in Richtung "Fast & Furious". Wer weiß, vielleicht bittet Vin Diesel die Hannoveraner in zwanzig Jahren um einen Beitrag zum Soundtrack, wenn er neue Filme seines Franchise nur noch als Direct-to-DVD-Release verscherbelt.
Die Devise bei Marquess lautet: Hauptsache Midtempo, Hauptsache tanzbar, Hauptsache irgendwie latinisiert. Jedes Klischee bekommt seinen Raum: In "No Necesito" prägen Kuba-Bläser das Bild, bei "Mirando" schmuggeln sie eine synthetische Panflöte zum faulen Club-Keyboard. Allgegenwärtig sind Gipsy Kings-Gitarren und Dancehall-Beats.
Gesanglich schwankt Sascha Pierro zwischen den beiden offensichtlichsten Stereotypen: Entweder er mimt den sinnlich hauchenden Romantiker oder den Chico mit knackigen Catchprases à la "Mas y mas" ("Mirando") und "Tic tac tic tac, ticcitaccaticcitac" ("Tic Tac"). Die spanische Aussprache wird so benutzt, wie es gerade am besten zur Melodie passt.
Das stört ehrlich gesagt aber nur bedingt, denn warum sollte man bei dieser Musik genau hinhören? "En Movimiento" ist pure Oberfläche und will auch gar nicht mehr sein. Damit klingen Marquess zwar eher nach Beachparty in Berlin-Tempelhof mit Picknick vom Halloumi-Mann als nach einer Fiesta in den "Calles von Havanna", wie es der Pressetext mutig herbei fantasiert. Aber irgendwer muss ja den Exporteuren hierzulande die Zierpalmen abnehmen.
6 Kommentare mit 6 Antworten
peinlichste Band aller Zeiten
Eine riesige Kackwurst (getarnt als Musik). Wenn man genau hinhört, kann man es allerdings riechen!
auch nicht beschissener als cardi b.
Eben typische Gute-Laune-Sommer-Mukke. Wer im Sommer mal auf Dorffeste geht, wird wissen, was ich meine. In diesem Kontext funktioniert sie prächtig.
Achso, der Gestank kam also gar nicht von der "Musik", sondern vom Dorf! Macht Sinn! Mein Fehler!
Trotzdem Musik für Penner, die essen was ich wegwerfe!
Die Mädels tanzen aber zu Marquess und nicht zu Meshuggah.
"wer im Sommer mal auf Dorffeste geht..." ;
..ja nach 15 Halbe Bier und div. Schnäpsen gefällt einem ALLES, dann spielts keine Rolle mehr, ob Ernst Mosch oder eben Marquess. Funktioniert dann im berauschten Zustand prächtig !
Super !
Was ihr Kasper so niedermacht MUSS ja irgendwie was taugen 5/5
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Beste Band aller Zeiten
... habe ich gerade auf Soul , Jazz, World geklickt? Nee! Schnell wech ...