laut.de-Kritik
Kaiser-Rock: Hier hätte selbst Sissi mitgewippt.
Review von Artur SchulzKlassik kombiniert mit Punk und/oder Rock und Pop? My Excellence sind nicht die Ersten, die versuchen, Werke alter Meister in neue Sounds umzumünzen. Mit "Pomp's Not Dead" legen die Österreicher einen höchst geglückten Streifzug zwischen Gestern und Heute vor.
Ausgewählte Kompositionen u.a. von Johann Strauss, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig Van Beethoven dienen als Inspiration und bieten reichlich Ergänzungsmöglichkeiten für die eigenen zwölf Songs. Zu Beginn werden mit "Does Anyone Know" Erinnerungen an den großen Pop-Landsmann Falco wach: Johann Strauss' "Wiener Blut" besitzt einfach unvergessliche Melodiebögen.
Ebenso Jaques Offenbachs "Barcarole": Hier für "For Gods Sake" adaptiert und mit kräftigem Bratzgitarren-Touch versehen. Elemente aus Mozarts "Kleine Nachtmusik" werden effektiv in "Sorry" eingebettet.
Die Bearbeitung bzw. Einflechtung des klassischen Liedsguts geschieht bei My Excellence nie vordergründig oder bleibt reines Stückwerk. Das Quartett hat sich bei der Umsetzung vielmehr richtig Mühe gegeben, und dennoch geht trotz des Respekts vor dem Original nie der Spaß an der Sache verloren.
Nach all dem vorgelegten Anfangstempo erweist sich "Ghosts" dann als deutlich zurückhaltender konzipiert. Beethovens "Für Elise" bekommt in "Swallow" ein druckvolles Rockarrangement verpasst. "The End Of Days", auf Peter Tschaikovsky basierend, ist effektiv mit tickendem Uhr-Rhythmus und ausdrucksvollen Piano-Akkorden versehen. Der dramaturgisch gut aufgebaute musikalische Spannungsbogen greift bis zum Ende.
"Feelin' High" bedeutet das reizvolle Teilcover von Beethovens "Mondscheinsonate" dank effektvollem Duell zwischen Klassik-Piano und E-Gitarre. Ein wenig in Stadionrock-Untiefen versinkt die "Ode An Die Freude", im Refrain als "Back To Life" betitelt.
Tadellos auf voller Alben-Länge dagegen: Die Vokalarbeit von Sänger Richie Ulmer, der mitunter auf gefühligen Ville Valo-Pfaden wandert, und in "Last Episode" gar mit Morten Harket-Assoziationen begeistert.
Und wie nennen wir nun dieses Genre? "Crossover" ist doch schon ziemlich abgelutscht. Wie wärs mit Kaiser-Rock? Denn Kaiserin Sissi selig hätte bei dieser Platte gewiss gerne mitgewippt.
2 Kommentare
Ganz gut, aber wird nicht lange dauern, dann ist die Band wieder aus unserem Bewusstsein verschwunden. Leider sind die Verkaufszahlen sehr schlecht, was sich bei Universal/Island nicht gut tut. Frage mich, ob sie noch eine Chance kriegen...
@__mariUs__ («
Eigentlich ist das Album aber schon ne Weile draußen, liebes laut.de »):
Ja. Aber daran ist nicht laut.de als Solches schuld, sondern der - in diesem Falle - nicht rechtzeitig in die Hufe gekommene Rezensent, der ganz gewiss schon alles rechtzeitig vorliegen hatte.