laut.de-Kritik

Mit sprechenden Tieren für eine bessere Welt.

Review von

Während Neko Case sich als Sängerin der New Pornographers dem innovativen Indiepop widmen, geht sie mit ihrem eigenen Songwriting andere Wege und präsentiert auf ihrem mittlerweile sechsten Soloalbum Songs zwischen Pop, Country, Folk und einem Hauch von Gospel. Ihre Geschichten von den menschlichen und ökologischen Befindlichkeiten veranschaulicht sie gerne mit Tier- und Naturbildern und intoniert sie mit ihrem glasklaren, gewohnt umwerfenden Gesang.

Von Lamentieren keine Spur, von Aufdringlichkeit auch nicht. Ihre Melodien kommen absolut unprätenziös daher, das traditionelle Strophe/Refrain-Schema vermeidet sie weitgehend, ohne aber die Harmonie der Lieder aufs Spiel zu setzen. Und all die illustren Gastmusiker wie Joey Burns (Calexico), Howe Gelb (Giant Sand), M Ward, Steve Berlin (Los Lobos) oder ihre New Pornographers-Kollegen ordnen sich jederzeit niveauvoll ihrer Haltung unter.

Zu flirrenden Gitarren, Drums und gezupften Streichern lässt sie im flotten "This Tornado Loves You" denselben eine zärtliche Beziehung zu den Menschen aufbauen und macht so auf die verheerenden Folgen des Klimawandels aufmerksam. In der ohrgängigen, fröhlich anmutenden Single "People Got A Lotta Nerve" überträgt sie den vermeintlichen Killerinstinkt eines Wals auf den Menschen.

Indem die Differenz zwischen Mensch und Tier immer wieder aufhebt ("I'm An Animal") oder Identitäten wechselt, legt sie gewitzt die daraus resultierenden, die Welt beherrschenden Grausamkeiten frei ("But I'm a maneater/ but still you're surprised when I eat you"). Zum Piano, Synthesizer, langsamem Marschrhythmus und Chorälen nimmt sie mit "Polar Nettles" das Tempo raus und tendiert damit zu einer Art Brecht/Weillschem Pop, der sich auch im trüben "Prison Girls" mit dumpfer E-Gitarre und Pianoakkorden findet.

In schwelgerischen "Vengeance Is Sleeping" singt sie zu perlenden Akustischen, das wunderbare "Middle Cyclone" tendiert mit schlichter Gitarrenbegleitung, Xylophon und dezentem Gospelchor ebenso zum Country wie "Magpie To The Morning" und "The Pharaohs", "Fever" trägt zudem leicht jazzige Züge. Mit ihrer großartigen Version von "Never Turn Your Back On Mother Earth" entschlackt sie charmant den Sparks-Song, Harry Nilssons famose Nummer "Don't Forget Me" steigert sich mit Pianoschlägen ins dezent Theatralische.

Neko Case lässt wieder einmal kaum fassen, zu eigenwillig sind ihre Melodielinien, zu vielseitig ihre instrumentalen Arrangements. Unzweifelhaft ist dagegen ihr ökologisches Bewusstsein stets präsent. Da mag mancher es konsequent finden, wenn im letzten Track die Natur Einzug hält und eine gute halbe Stunde allein Frösche quaken und Grillen zirpen ("Marais La Nuit"). Dann sollte dann auch der letzte Ignorant von der Erhabenheit der Natur überzeugt sein.

Die Schönheit von "Middle Cyclone" dagegen offenbart sich nicht unbedingt nach dem ersten Durchlauf. Neko Case verzichtet auf effektheischende Elemente und schräge Einlagen, was das Album zu einem geschmackssicheren, aber nicht immer mitreißendem Werk einer außergewöhnlichen und facettenreichen Singer/Songwriterin macht.

Trackliste

  1. 1. This Tornado Loves You
  2. 2. The Next Time You Say Forever
  3. 3. People Gott A Lotta Nerve
  4. 4. Polar Nettles
  5. 5. Vengeance Is Sleeping
  6. 6. Never Turn You Back On Mother Earth
  7. 7. Middle Cyclone
  8. 8. Fever
  9. 9. Magpie To The Morning
  10. 10. I'm An Animal
  11. 11. Prison Girls
  12. 12. Don't Forget Me
  13. 13. The Pharaohs
  14. 14. Red Tide
  15. 15. Marais La Nuit

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4 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    neues Album der schärfsten rothaarigen on planet earth ;)

    Track List:
    01. This Tornado Loves You
    02. The Next Time You Say Forever
    03. People Got A Lotta Nerve (http://www.yellowbirdproject.com/news/wp-c…)
    04. Polar Nettles
    05. Vengeance Is Sleeping
    06. Never Turn Your Back On Mother Earth
    07. Middle Cyclone
    08. Fever
    09. Magpie To The Morning
    10. I'm An Animal
    11. Prison Girls
    12. Don't Forget Me
    13. The Pharaohs
    14. Red Tide
    15. Marais La Nuit

    Release Date EU: 2009-03-02

    interessiert zwar niemanden..........

  • Vor 15 Jahren

    ich mag die eigentlich. wobei mir people got a lotta nerve etwas zu glatt produziert ist. hört sich ein bisschen so an wie ein morrissey rip-off - also das wäre jetzt so meine erste impression. dh halt, zum schluss wird der song ja doch noch etwas verspielter. naja, reihören werde ich wohl mal.

  • Vor 15 Jahren

    @Paranoid_Android (« neues Album der schärfsten rothaarigen on planet earth ;) »):

    sieht nicht übel (http://seattlest.com/attachments/seattle_j…) aus. ^^

    nichts für die ewigkeit, aber sehr netter, eingängiger song. :)

  • Vor 7 Jahren

    Ich habe das Album jetzt erst kennen gelernt, hatte mich vorher an Blacklisted festgehalten. Aber ich liebe es. "The Pharaos" ist dermaßen schön. Ihre Stimme ist einzigartig und ihre Texte ebenso. Sie begleitet mich schon so viele Jahre, ohne dass ich mehr über sie wusste. Umso schöner zu lesen, dass sie so naturverbunden ist. Wirklich eine herausragende Künstlerin.